Wie das geschäftsführende Vorstandsmitglied Erich Reich mitteilt mussten die Landhandels- und Mühlenbetriebe in den letzten zwei Jahren real die Macht der Kräfte des Marktes erleben. Hohe Getreidepreise bis zur Ernte 2012, die für überteuertes Getreide in den Silos sorgten, und dasselbe Szenario bei Dünger führten zu einem nahezu unberechenbaren und riskanten Kapitaleinsatz bei der Warenbeschaffung.
Die Notierungen bei Getreide sind zurzeit unbefriedigend, wenn auch Anzeichen für eine positivere Marktentwicklung erkennbar ist. Dies führt zu Kaufzurückhaltung bei Landwirten, die in der Veredelung kaum Geld verdienen können. Dadurch gewinnt die Biogasproduktion an wirtschaftlicher Attraktivität, was zu erheblichen Verschiebungen innerhalb der Landwirtschaft und dem Landhandel führt. Der Landhandel verliert Erfassungsmenge und Umsätze im Bezugsgeschäft vor allem bei Düngemittel und Pflanzenschutz. Die Mehlpreise bei den Mühlen konnten aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise nur schleppend nach oben korrigiert werden.
Während der Absatz von Mineralölen und Brennstoffen weitgehend positiv verlief, sorgte die geringe Liquidität in der Landwirtschaft für leicht rückläufigen Absatz bei den landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, insbesondere in der Agrartechnik. Im Motorgeräte-Fachhandel ist das vergangene Jahr im Gegensatz zu vielen anderen Branchen positiv verlaufen. Der Umsatz konnte um über 10 % gesteigert werden.
Bei den landwirtschaftlichen Lohnunternehmen ist ein stetig wachsender Umsatz zu verzeichnen. Der Bedarf des überbetrieblichen Maschineneinsatz in der Landwirtschaft steigt. Neue Geschäftsbereiche durch die sich entwickelnde Bioenergieerzeugung, insbesondere im Bereich der Substratbeschaffung für Biogasanlagen, tragen zum Wachstum der Branche bei.
Anders sieht es bei den Forstunternehmen aus. Die Betriebe sind ebenfalls mit moderner Technik für die Holzernte, Rückearbeiten und Transport ausgestattet. Die Auftragslage ist allerdings sehr stark abhängig von der preislichen Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der Vergabepraxis durch Ausschreibungen der staatlichen Forstverwaltung. Aufgrund der verschiedenen Forstkalamitäten der letzten Jahre wurden in Deutschland zum Teil Überkapazitäten an Forsttechnik angeschafft. Dies führt im harten Wettbewerb zu sinkenden Angebotspreisen.
Die Vieh- und Fleischbranche ist von einem starken Strukturwandel gekennzeichnet. Die Rinderbestände im Land sind seit Jahren rückläufig, die Schlachtschweinebestände expandieren. Die Ferkelproduktion steht in großem Wettbewerb zu Großpartien aus Dänemark und Niederlanden. Die Bestandsgrößen nehmen zu, die Zahl der Tierhalter dagegen ab. Die Schlachtzahlen und Umsätze der weiter zurückgehenden Schlachtbetriebe steigen jedoch nicht mehr an. Die Unternehmen im Viehhandel müssen immer größere Stückzahlen an Tieren in der Landwirtschaft erfassen, und termingerecht der Schlachtbranche zuführen. Im Ferkelbereich verlangen die Mäster termingärechte große einheitliche Partien mit gutem Gesundheitsstatus. Besonders bei der Sauenhaltung wurde seit 2012 ein deutlicher Rückgang festgestellt, da die gesetzlich vorgeschriebene Umstellung auf Gruppenhaltung greift. Dadurch wird der Strukturwandel mit der Tendenz zu immer größeren Betrieben mit großen Stückzahlen weiter beschleunigt. Auch im Schlachtsektor ist ebenfalls eine Konzentration auf wenige Großbetriebe zu beobachten.
Die Fruchtsaftunternehmen erkennen, dass die Hälfte der fruchthaltigen Getränke in PET-Einwegflaschen verkauft werden, die vor allem beim Großhandel wegen ihres geringen Gewichts und der nicht notwendigen Logistik des Rücktransports punkten.
Beim Discount als größter Absatzkanal zeichnet sich eine Sättigung dieses Vertiebsweges an – im vergangenen Jahr nahm der Anteil erneut ab und liegt derzeit bei knapp 60%. Die Hälfte des deutschen Apfelsaftes werden wird von den Fruchtsaftbetrieben in Baden-Württemberg erzeugt. Die Vermarktung des Apfelsaftes wandert immer stärker vom Fachhandel hin zu Discountern. Der Konsum von Fruchtsäften geht seit zwei Jahren deutlich zurück und verzeichnete allein im vergangenen Jahr fast einen Umsatzeinbruch von 10%. Im Wettbewerb zu den Apfelsäften aus heimischen Streuobstwiesen nimmt die Safterzeugung mit Billigkonzentraten aus China, die über Polen und die Türkei nach Deutschland eingeführt werden, weiter zu. Fruchtsaftbetriebe, die Apfelsäfte aus heimischer Produktion herstellen, müssen für diese Säfte am Markt einen höheren Preis erzielen, um den Streuobstbesitzern einen akzeptablen Erzeugerpreis für das Mostobst bezahlen zu können.
Die Trauben- und Weinproduktion steht derzeit ganz im Zeichen der neuen EU-Weinmarktordnung. Der Weinmarkt blieb im vergangenen Jahr von der Wirtschaftskrise weitgehend verschont. Der Umsatz mit Wein in Deutschland ist 2012 erneut um 1,2% gestiegen. Der Weinmengenumsatz war im vergangenen Jahr allerdings mit einem Minus von 1,5% leicht rückläufig, insgesamt also ein recht stabiler Weinmarkt. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die nachgewiesene Verlagerung des Außer-Haus-Konsums in Richtung in-Haus-Konsum.
Insgesamt sind die mittelständischen Agrargewerbebetriebe gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet.