Qualifizierte Ausbildung Insbesondere die Klein- und mittelständischen Betriebe im ländlichen Raum in Baden-Württemberg würden sich für die Berufsausbildung einsetzen und eine qualifizierte sowie hochwertige Ausbildung bieten. Das Geschäft mit Agrartechnik, der Garten-, Forst- und Umwelttechnik bleibe interessant und fordere täglich heraus. "Menschen kaufen keine Produkte, sondern suchen Lösungen für ihre Probleme", betonte Neuscheler und appellierte an die jungen Leute, die Chancen und Möglichkeiten zu erkennen und zu ergreifen, die im Dienstleistungsbereich der Landwirtschaft auch in Zukunft gegeben seien. "Bald wollen 9 Mrd. Menschen ernährt sein, das geht nicht ohne Landtechnik."
Auf die hohe Zahl der Gesellen ging auch Angelika Matt-Heidecker, die Oberbürgermeisterin von Kirchheim/Teck, ein: "113 ist die höchste Zahl an Absolventen der vergangenen Jahre, was einen Rückschluss auf die hohe Bedeutung der Landwirtschaft ziehen lässt," unterstrich sie in ihrem Grußwort.
"Sie reparieren alle noch so komplizierten landwirtschaftlichen Geräte in der Werkstatt, beim Kunden und auf dem Feld", beschrieb Erich Zeh, Leiter der Kirchheimer Max-Eyth-Schule (MES), die Arbeit der frischgebackenen Gesellen. Diese hatten in den vergangenen zweieinhalb Jahren den ausbildungsbegleitenden Unterricht in der MES besucht. Dabei seien ihnen Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft vermittelt worden. Zeh verwies auf die für die Landmaschinenmechaniker im Beruf nötige Problemlösungskompetenz. "Kluge Köpfe sind in Ihrem Beruf gefragt. Ruhen Sie sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Eine ständige Weiterbildung ist angesichts des Tempos der technischen Innovationen eine Schlüsselqualifikation." Zeh verwies auf außerschulische Aktivitäten, wie der Besuch des John Deere-Werks in Mannheim, ein Verkehrssicherheitstraining auf dem Verkehrsübungsplatz in Kirchheim, Messebesuche sowie die Gestaltung eines T-Shirts, was das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schüler gestärkt hätte.
Zeh betonte auch die gute Zusammenarbeit innerhalb des Prüfungsausschusses. Dessen Vorsitzender Eugen Maier dankte den Kollegen des Ausschusses, welche die Organisation der praktischen Prüfung bewältigt hatten. Maier verwies auf die Geschichte der Lossprechung, die es hierzulande schon seit rund 600 Jahren im Handwerk gibt. Ursprünglich bedeutete es, dass der Geselle aus dem Familienverband des Meisters ausschied und in das Lohnverhältnis wechselte. Er wurde von der Verpflichtung gegenüber seinem Meister losgesprochen.
Von steigenden Investitionen im Handwerk berichtete Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart. Die Handwerker seien mit dem Jahresabschluss 2010 überaus zufrieden. Die Nachfrage auf dem Binnenmarkt wirke sich auch in diesem Bereich positiv aus. Ebenso positiv seien die Konjunkturaussichten im deutschen Anlagen- und Maschinenbau. "Handwerksbetriebe halten in der Krise ihre Mitarbeiter, denn ihnen sind persönliche Beziehungen zu diesen wichtig," stellte Reichhold fest. Vor allem Mitarbeiter, die im eigenen Haus ausgebildet wurden, wolle man nicht verlieren. "Wir brauchen genau Sie als gut ausgebildete, motivierte Arbeiter", wandte sich Reichhold direkt an die frischgebackenen Gesellen im Saal. Der Präsident, selbst ehemaliger MES-Schüler, bezeichnete die Ausbildung von Fachkräften als eine der wichtigsten Herausforderungen angesichts einer Bevölkerung, die in Deutschland von heute rund 80 Mio. auf etwa 60 Mio. im Jahr 2060 schrumpfen soll.
Bildungsleistung
Die Landtechnikindustrie und der Maschinenbau aus Deutschland seien führend in der Welt, betonte Reichhold. "Aus Deutschland kommt das Wissen, und es kommt von Ihnen." Die beste Werbung sei daher eine außerordentliche Bildungsleistung. Die Voraussetzung, dies auch zu wollen, müsse vorhanden sein, das sei eine an Schulabgänger gestellte Anforderung. "Die Gesellenprüfung ist der erste erfolgreiche Karriereschritt in Ihrem Berufsleben. Aber: An der Straße des Erfolgs wird immer gebaut," mahnte Reichhold die Anwesenden und forderte sie auf, sich weiter zu entwickeln, ins Ausland zu gehen, Fortbildungsangebote wahrzunehmen und sich das Ziel der Meisterprüfung zu setzen. Dies ermögliche auch den Zutritt zu einer Hochschule.
"Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was er gerne tut." Mit diesen Worten zitierte Jung-Geselle Paul Götz, der mit dem Sozialpreis des Gesellen-Jahrgangs ausgezeichnet wurde, den Musiker Bob Dylan. Götz dankte den Ausbildungsbetrieben und den Lehrern an der MES für ihre Geduld, etwa, wenn sich bei vorbeifahrenden Traktoren immer wieder die Köpfe der Schüler in Richtung Fenster drehten und Unruhe entstand. "Wir haben zwar ausgelernt, aber man lernt nie aus, das haben wir auch gelernt", lautete Götz' Fazit seiner Lehrjahre an der MES.