Nach Jahren und Jahrzehnten, in denen die Land- und Ernährungswirtschaft nur eine Nebenrolle spielte, sei eine ausreichende Versorgung der Welt mit Agrarerzeugnissen plötzlich in Frage gestellt. Zudem rücke die Landwirtschaft und vor allem deren Ackerflächen in den Focus der Energiewirtschaft.
Nach Auskunft von Wenger bergen die höheren Preise auch für die Landwirte Chancen und Risiken. Er war überzeugt, dass eine optimale, auf den Standort des Betriebes angepasste Produktionsintensität und andererseits eine Vermarktung der Erzeugnisse zum richtigen Zeitpunkt zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren in den landwirtschaftlichen Betrieben zählen.
"Gerade hier ist die Partnerschaft der Landwirte mit den Unternehmen des privaten Agrarhandels einer der wichtigsten Parameter im Management auf den Höfen und damit Erfolgsfaktor Nummer eins für ein positives Ergebnis", meinte er. Als wichtige Handels- und Beratungspartner nehmen diese eine zentrale und bedeutende Position in der Ernährungs- und Landwirtschaft aber auch zunehmend im Energiesektor, ein.
Nachfolgend forderte Wenger für Landwirte und Agrarhändler verlässliche und vernünftige wirtschafts- und agrarpolitische Rahmenbedingungen, wobei staatliche Reglements mit den Praktikern erläutert, diskutiert und praxisorientiert gestaltet werden. Zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen dürften die Anforderungen durch Rechtsvorschriften das EU-Niveau nicht übersteigen.
Wenger sprach sich in diesem Zusammenhang für eine Fortsetzung der Investitionsförderung für Maßnahmen der Marktstrukturverbesserung aus, was die Vertragsproduktion von und mit regionalen Rohstoffen fördert. Er erteilte weiteren Extensivierungsmaßnahmen eine klare Absage. Denn ein Verzicht auf den Einsatz moderner Produktionsmittel führe dazu, Ertragsressourcen brach zu legen und Marktanteile an andere Regionen abzugeben, wodurch der Agrarstandort und alle beteiligten Unternehmen geschwächt werden.
"Im Bereich der Bioenergie, vor allem der Biogasförderung, brauchen wir eine dringende Korrektur", forderte Wenger weiter. Der ungebremste Bau von Biogasanlagen mit verbrauchersubventionierten Einspeisevergütungen führe zunehmend zu einer Benachteiligung der klassischen Landwirtschaft mit Tier- und Pflanzenproduktion. Eine Begrenzung der eingesetzten Rohstoffe aus Mais und Getreidekörnern sowie eine Reduzierung der Einspeisevergütung seien längst überfällig. Für die Zukunft müssten die Rahmenbedingungen verändert und vor allem die Konkurrenzsituation zwischen "Teller und Tank" entschärft werden. Der Atomausstieg sei durch Biomasse nicht zu kompensieren.
Landtagsabgeordneter Dr. Hans Jürgen Fahn teilte mit, dass nach der sogenannten "ThINK-Studie" das Potential der Bioenergie gegenwärtig nur zu etwa 50 Prozent ausgeschöpft ist. Nach Meinung der Gutachter soll sie ein Grundpfeiler der Energiewende sein. Vor dem Hintergrund der Widersprüche und ökologischen Gefahren, die mit dieser Technologie verbunden sind, wünschte er sich, dass Bioenergie zukünftig nicht nur aus dem Blickwinkel von Arbeitsmarkt, Handel und nationaler Wirtschaftsprosperität gesehen wird. Klimaschutz und Energiewende seien vielmehr ein globales Anliegen.