Es ist wie immer: ein hohes Angebot verursacht einen niedrigen Preis. Dieser Mechanismus greift bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen generell und bei verderblichen Produkten im Besonderen. Die leeren Tanks der baden-württembergischen Fruchtsaftbranche hätten sich auf die Preise für die Rohware eigentlich positiv auswirken können. Der Rohstoffmarkt darf aber nicht isoliert betrachtet werden und so beeinflussen eine ganze Reihe von Faktoren den Wert einer Ware. Mit dem Einfuhrstopp nach Russland ist Anfang August ein wichtiger Markt für die europäischen Obst- und Gemüseerzeuger über Nacht weggebrochen. Die Obstlager der großen Obstbauregionen in Europa müssen vor der Ernte geleert werden und die Ware kann nicht wie in den vergangenen Jahren auf den russischen Markt abgesetzt werden. Dazu kommt, dass die Prognosen für die gesamte europäische Obsternte hervorragend sind. Zusammengenommen ist das der Grund für den drastischen Preiseinbruch für Verarbeitungsobst.
Für die Keltereien verschärft sich das Problem durch eine immer weiter abnehmende Nachfrage erheblich. Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Fruchtsaft sinkt Jahr für Jahr und nach einer GfK-Analyse ging der Apfelsaftverbrauch in Deutschland in der ersten Jahreshälfte um 12% zurück. Es muss damit gerechnet werden, dass dieser rückläufige Konsumtrend anhält.
Die baden-württembergischen Fruchtsafthersteller sind mit der Preissituation selbst nicht zufrieden. Gerne würden sie für das hochwertige Obst - auch aus Streuobstwiesen - bestmögliche Preise bezahlen. Leider können sich die Betriebe aber nicht von den Marktgegebenheiten abkoppeln. Sie stehen mit ihren Produkten in einem harten und internationalen Wettbewerb. Um im diesem Wettbewerb mit hochwertigen Produkten zu bestehen, brauchen die Fruchsaftkeltereien erstklassige Rohstoffe und hoffen auf die Anlieferung von reifem und gesundem Erntegut.