Als größte Herausforderung der letzten Monate nennt Wahl die Umstellung auf Gruppenhaltung tragender Sauen. Diese gestaltete sich auch deshalb schwierig, weil eindeutige Auslegungshinweise zur EU-Verordnung von staatlicher Seite auf sich warten ließen. Erst im November letzten Jahres, also wenige Wochen vor Ende der Umbaufrist, gab das Land eine Zusammenstellung aller Anforderungen heraus. Für viele Betriebe sei dies aber zu spät gewesen, weshalb sie ihre bereits durchgeführten Umbauarbeiten nachbessern mussten.
Ferkelerzeugung in tiefgreifender Veränderung
Es stehe ernst um die Schweinehaltung, so Wahl. Vor allem in der Ferkelerzeugung sei keine gewinnbringende Produktion mehr möglich, weshalb viele Betriebe zum Jahreswechsel aufgegeben haben. Aber auch die Mäster stehen unter Druck. Mit gesunkenem Schlachtschweinepreis und hohen Futterkosten habe sich auch in dieser Sparte die Wirtschaftlichkeit in den vergangenen Wochen kontinuierlich verschlechtert.
Ein weiteres ungelöstes Problem ist laut Wahl die Ferkelkastration. Zum 1. Januar 2019 tritt ein Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration in Kraft. Neuerungen im Rahmen dieses Tierschutzgesetzes sind des Weiteren eine Verpflichtung zur betrieblichen Eigenkontrolle oder die Umsetzung der Vorgaben der EU-Versuchtierrichtlinie. "Nach langem Hin und Her besteht nun wenigstens Planungssicherheit für die Schweinehalter", so Wahl.
Beim Ebergeruch gebe es bis heute noch keine eindeutigen Rückschlüsse auf Fütterung, Haltungssystem, Jahreszeit oder andere Faktoren. Wissenschaft und Schlachthöfe haben noch keine bessere Lösung gefunden, als das Fleisch jedes Ebers zu kochen und mit der menschlichen Nase daran zu riechen. Dass dies machbar und ausreichend sicher ist, bezweifelt Wahl.
Einschätzung der aktuellen Lage
"Wie geht es mit den Mastschweinen weiter?" Diese Frage möchte Armin Walter von dem Ferkelhandelsbetrieb Eckert in seiner Einschätzung zur aktuellen Lage beantworten. Die Zahl der Schweine haltenden Betriebe sei drastisch gesunken. In Deutschland habe sich die Zahl innerhalb der letzten zehn Jahre halbiert. Und die dahingehende Tendenz sei steigend. Allein in Baden-Württemberg haben in den letzten sechs Monaten rund 600 Betriebe aufgegeben, berichtet Walter. "Wer am Markt bestehen will, muss bessrer sein als die anderen", so Walter. Damit weist er auf die Wichtigkeit guter Berater und den Druck zum ständigen Wachstum der Betriebe hin.
Ein Thema, das Walter am Herzen liege sind Betriebskooperationen. Optimierung von Arbeitsabläufen oder die Kalkulationen über Einsparpotenziale seien bestechende Argumente. Leider steckten aber auch viele Kompromisse und Fallstricke hinter diesen Geschichten, weiß Walter aus eigener Erfahrung. Deshalb empfiehlt er, sich nicht blind auf Beratungen diesbezüglich zu verlassen und gibt zu bedenken, dass ein gesunder, kleiner Betrieb - vielleicht auch mit einem weiteren Standbein - besser ist, als ein überschuldeter Großbetrieb.
Eine Problem der Entwicklung der globalen Konkurrenzfähigkeit auf dem Schweinemarkt sind die hohen Futterkosten, die 2012 ein Hauptkostentreiber waren, stellt Daniel Weeber vom VdAW fest. Vor dem der hohen Futterkosten ist das Preisniveau für die Mäster alles andere als befriedigend. Im Februar 2013 dominierten allerdings steigende Preise den europäischen Schlachtschweinemarkt. "Der Knoten könnte geplatzt sein", so Weeber. Durch knapper ausfallendes Lebendangebot ziehen die Notierungen mit Aufschlägen spürbar an.
Gesunkene Importe an lebenden Mastschweinen aus den Niederlanden und Dänemark 2012 sind Gründe für die rückläufigen Schlachtzahlen hier im Land. Dagegen seien Ferkelimporte stark gestiegen. Laut Weeber exportierten Dänemark und die Niederlande über 10 Mio. Ferkel nach Deutschland. Der Export an Schweinefleisch aus Deutschland war vom Januar bis Oktober 2012 um 0,5 Prozent geringer als im Vorjahr. Den Ferkelmarkt der letzen Wochen bezeichnet Weeber als ausgeglichen. Natürlich hoffe er auf weiter steigende Ferkelpreise, schon alleine um die Löcher zu stopfen, die der Umbau der Ställe in einigen Fällen verursacht habe und die mit der Erlössituation der letzten Jahre nicht zu rechtfertigen seien.