„Bei der Krankenhausreform ist die Rehabilitation nicht mitgedacht“, leitete Dr. Joachim Ramming seinen Vortrag ein. Die Neuorganisation der Krankenhausversorgung finde ohne die Reha statt. Wertvolle Synergien der sektorenübergreifenden Versorgung blieben ungenutzt. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass der Wegfall der Krankenhausbetten im Akutbereich und die Ambulantisierung zu weniger rehabilitativem Leistungsbedarf führen werden“, so Ramming. „Ganz im Gegenteil: beides erfordert eher mehr und früher ansetzende Rehabilitationsleistungen und führt zu einem höheren Bedarf an therapeutischen und präventiven Angeboten.“
Ramming führte einige der absehbaren Konsequenzen der Krankenhausreform für die Rehabilitation an. „Es wird zu einer Steigerung der frühen Verlegungsbedarfe bei operierten Patienten und zu einer Steigerung des Bedarfs an geriatrischer Rehabilitation sowie an medizinischer Rehabilitation an Krankenhäusern kommen. Außerdem ist mit einer Zunahme der akutnahen Weiterversorgungsbedarfe in somatischen Indikationen zu rechnen. Die Ambulantisierung wird nicht zuletzt zu einer Erhöhung der Zugangsbarrieren in die stationäre Rehabilitation führen.“
Den neuen Herausforderungen müsse mit geeigneten Mitteln begegnet werden. Aufgrund der geänderten Versorgungsstrukturen müsse beispielsweise die AHB-Versorgung bei der Fast-Track-Chirurgie gestärkt werden. Eine Abstimmung über Behandlungspfade und Übernahmebedingungen sei unerlässlich. „Zudem müssen neue Konzepte erarbeitet werden, die bereits bei der Vorbereitung der Akutbehandlungen greifen, also Angebote zur Prä-Rehabilitation sowie digital unterstützte Vor- und auch Nachsorgeangebote.“ Auch die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und ambulanten Versorgern müsse intensiviert werden, etwa im Hinblick auf Behandlungspfade und Qualitätsverträge. Beim Entlass- und Aufnahmemanagement gelte es, Aufnahmegarantien und -kontingente für Schwerpunkt-Krankenhäuser zu schaffen und für die Einleitung und Durchführung qualifizierter Reha-Nachsorge zu sorgen. Überdies sei eine abgestimmte Übergabe von Patienteninformationen erforderlich.
Bei alledem sei die Eigeninitiative der Rehaträger nötig, betonte Dr. Joachim Ramming. „Wir müssen daran arbeiten, funktionierende Strukturen wie die integrierte Versorgung von Patienten vom Akutaufenthalt bis zur Reha-Nachsorge zu stärken. Durch die Nutzung von KI-Potenzialen und den Ausbau digitaler Angebote für Patienten, wie etwa Teletherapie, Medical Fitness oder Ähnliches lassen sich Arbeitserleichterungen erreichen.“ In einigen Bereich, wie zum Beispiel der Endoprothetik oder Geburtshilfe, böten sich Qualitätsverträge mit Vertragspartnern an. „Und in ländlichen Gebieten mit geringer ambulanter Versorgung könnten durch die Nutzung der fachärztlichen Expertise, die in der Reha ja in hohem Maße gegeben sei, Versorgungslücken geschlossen werden“, zeigt er sich überzeugt.
In Richtung Gesetzgeber und Kostenträger appellierte er: „Die Einleitung von Reha-Anträgen für den niedergelassenen Bereich muss vereinfacht werden. Zudem brauchen wir Möglichkeiten zu einer schnellen und unbürokratischen stationären und ambulanten Anschlussheilbehandlung. Sinnvoll wäre außerdem die Etablierung von Überleitungsmodellen analog den neurologischen Phasenmodellen auch für andere Indikationen.“
Rammings Schlussappell lautete: „Lassen Sie uns die Chance nutzen, um die Versorgung am Bedarf der Patienten zu orientieren - über die Sektorengrenzen hinaus - und nicht an den Sektorengrenzen des Systems!“ Bei der Klinikgruppe Mediclin gehe man diesen Weg bereits, etwa durch den Auf- und Ausbau ambulanter Therapien und Reha-Angebote, durch das sogenannte „Campusmodell“ (Integration von Reha in den Akutbereich) sowie durch den Ausbau digitaler Angebote.