Die nachhaltigste Lösung für das Partybuffet: Porzellanteller, Metallbesteck und Gläser verwenden oder auf Mehrwegangebote setzen, damit nichts weggeworfen werden muss. Ein gewisser Anteil an Einwegprodukten wie Servietten bleibt – auch aus hygienischen Gründen. Hier sind praktikable Alternativen gefragt, die in ihrem Lebenszyklus möglichst wenig Schaden anrichten. Der TÜV-Verband gibt Tipps für plastikfreie Partybuffets und erklärt, welche alternativen Materialien wirklich nachhaltig sind.
Der ökologische Fußabdruck entscheidet
Nicht nur Verbraucher:innen denken immer stärker um, auch Hersteller konkurrieren um Alternativen zum Wegwerfgeschirr. Doch nicht alles, was nicht aus Plastik besteht, ist automatisch nachhaltig. „Bei Ersatzmaterialien sollten Verbraucher:innen darauf achten, wie groß der ökologische Fußabdruck ist und ob auch soziale Kriterien ausreichend berücksichtigt werden“, sagt Petrich. Papier, Pappe oder Palmblätter, aus denen zum Beispiel Teller hergestellt werden, können negative Auswirkungen haben. Dazu gehören die Arbeitsbedingungen bei der Rohstoffgewinnung, die CO2-Bilanz bei der Produktion, die Transportwege und der Anbau von Monokulturen.
Umweltbilanz von Papier und Pappe fast so schlecht wie von Einwegplastik
Nicht alle Alternativen zum Plastikgeschirr sind umweltfreundlich. Petrich: „Pappe und Papier sind problematisch, weil sie bei der Herstellung viel Energie und Wasser benötigen.“ Die Produktion eines To-Go-Bechers aus Pappe verbraucht bis zu zwei Liter Wasser. Zudem wird ein Großteil der Primärfasern für die deutsche Papierproduktion importiert. Hinzu kommt, dass Papierteller oftmals mit Kunststoff oder Chemikalien beschichtet sind, um sie wasserundurchlässig, fettbeständig und reißfest zu machen.
Viele Servietten und Trinkhalme bestehen aus Papier. Die nachhaltigste Alternative sind wiederverwendbare Stoffservietten und Trinkhalme aus Glas, Bambus oder Edelstahl. Einweg-Alternativen sind recycelbare Servietten aus Graspapier und essbare Trinkhalme zum Beispiel aus Nudeln oder Apfeltrester.
Vorsicht bei plastikfreien Tellern, Bechern oder Schalen aus Zuckerrohr
Bei der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr fällt eine faserige Masse an, die so genannte Bagasse. Sie ist ein Nebenprodukt, aus dem Verpackungen und Einweggeschirr hergestellt werden. Das biobasierte Material hat einige Vorteile: Teller oder Becher aus Bagasse halten Temperaturen von minus 25 bis plus 220 Grad Celsius aus und sind sehr stabil, robust und vollständig kompostierbar. Das ermöglicht eine CO2-neutrale Entsorgung im Biomüll. Doch Vorsicht ist geboten: Behälter aus Bagasse werden häufig mit Fluorchemikalien oder Melaminharzen behandelt, um sie wasserundurchlässig und fettabweisend zu machen. Diese Chemikalien sind jedoch nicht abbaubar und daher nicht nachhaltig. Hinzu kommen lange Transportwege, da Zuckerohr vor allem in Südostasien oder Brasilien angebaut wird.
Ähnliches gilt für Alternativen aus anderen Naturprodukten wie zum Beispiel Weizenstroh. Auch hier sollten Verbraucher:innen darauf achten, dass keine Chemikalien oder Kunststoffe zugesetzt sind.
Auch Palmblätter haben ihre Tücken
Für die Herstellung von Palmblattgeschirr werden die abgefallenen Blätter der Betanusspalme verwendet. Palmblätter sind zwar ein Naturprodukt, aber in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Monokulturen und Transportwege ebenfalls kritisch zu betrachten. Sie sind zwar von Natur aus wasserabweisend, stabil und hitze- und kältebeständig, können aber auch mit umweltschädlichen Chemikalien beschichtet sein.
Eine gute Alternative: Zertifiziertes Einweggeschirr aus Holz oder Bambus
Geschirr aus Holz oder Bambus ist im Vergleich zu Pappgeschirr eine nachhaltigere Alternative, da es bei der Herstellung vergleichsweise wenig Energie und Wasser verbraucht. Unbeschichtet ist es in der Regel auch kompostierbar. „Das Holz sollte FSC-zertifiziert sein, um sicherzustellen, dass der Anbau den entsprechenden Standards entspricht“, sagt Petrich. Bambus gehört zur Familie der Gräser und ist – unbehandelt – ein natürlicher, kompostierbarer Rohstoff. Geschirr aus Bambus ist wasserabweisend und stabil.
Essbares Besteck – die wohl nachhaltigste Alternative
Essbares Besteck aus Maisstärke hat den Vorteil, dass der Anbau auch regional möglich ist, was für kurze Transportwege spricht. Verbraucher:innen müssen dieses Besteck nicht unbedingt verzehren, es kann auch im Biomüll entsorgt werden. Da diese Produkte als essbar deklariert sind, können Verbraucher:innen sicher sein, dass keine chemischen Stoffe zugesetzt sind. Beim Kauf von essbarem Besteck sollte darauf geachtet werden, dass es nicht in Plastik verpackt ist. Mit dieser abwascharmen und nachhaltigen Alternative kann die Festtagszeit kommen.
Green-Claims-Vorschlag soll Greenwashing unterbinden
„Selbst umsichtige Konsument:innen sind damit überfordert, die Nachhaltigkeit alternativer Produkte zu bewerten“, sagt Petrich. Hier seien Hersteller, Importeure und Händler in der Pflicht. Sie müssten sicherstellen und nachweisen, dass ihre Geschirr- und Besteckalternativen relevante Nachhaltigkeitsaspekte erfüllen. „Die TÜV-Organisationen können die Unternehmen dabei unterstützen, indem sie zum Beispiel den ökologischen Fußabdruck bestimmen und zertifizieren“, sagt Petrich. „Die Zertifizierung und auch die Kennzeichnung sind wichtige Instrumente, um bei den Verbraucher:innen für Klarheit zu sorgen.“
Auch auf dem Einweggeschirr-Markt besteht die Gefahr der Irreführung und des Greenwashing. Bei Einweggeschirr hört man oft Schlagworte wie biologisch abbaubar, kompostierbar oder klimaneutral. „Mitunter werben Hersteller mit Nachhaltigkeit, ohne dass etwas dahintersteckt“, sagt Petrich. Der TÜV-Verband begrüßt daher den Green-Claims-Vorschlag der EU-Kommission, der das Werben mit ungeprüften Öko-Attributen verbieten soll. Die geplante Richtlinie sieht für sämtliche umweltbezogene Aussagen eine Pflicht zur vorherigen Substantiierung und Verifikation vor. Das bedeutet: Noch bevor ein Claim auf den Markt kommt, muss er mit wissenschaftlich fundierten Methoden belegt und von einem unabhängigen Dritten bestätigt werden. So wird sichergestellt, dass umweltbezogene Aussagen belastbar sind. Petrich: „Eine Überprüfung von unabhängigen Dritten soll Transparenz schaffen und sicherstellen, dass Verbraucher:innen in Zukunft darauf vertrauen können, dass Aussagen wie „öko“ und „klimafreundlich“ auch wirklich das halten, was sie versprechen.“ Der Vorschlag wird derzeit im EU-Parlament verhandelt.