Wichtige Themen waren in Kassel das Berufsbild der Musikschullehrkräfte, die Beschäftigungsverhältnisse und die Nachwuchsgewinnung. Die Bundesversammlung des VdM verabschiedete dazu die Kasseler Erklärung mit dem Tenor „Bedrohlichem Mangel an Fachkräften entgegenwirken! Berufsbild und Beschäftigungsverhältnisse von Lehrkräften an Musikschulen verbessern!“.
Dazu der Bundesvorsitzende des VdM, Friedrich-Koh Dolge: „Hauptursache dieser Entwicklung ist das über die letzten Jahre unattraktiver gewordene Berufsbild von Musikschullehrkräften. Dafür verantwortlich sind ebenso anspruchsvollere, wie verschlechterte Arbeitsbedingungen und teilweise ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse sowie die damit einhergehenden unzureichenden Vergütungsstrukturen. Der VdM fordert als Fachverband der Träger von Musikschulen die Überprüfung des Tarifgefüges für Musikschullehrkräfte und bittet die kommunalen Spitzenverbände und Arbeitgeberverbände eindringlich, eine Arbeitsgruppe dazu einzusetzen. Denn die Musikschulen in der kommunalen Bildungslandschaft müssen auch in Zukunft ihren Auftrag wohnortnaher Versorgung mit Angeboten musikalischer Bildung für alle Menschen erfüllen können – so die Forderung der Kasseler Erklärung“.
Diskutiert wurde das Thema beim Musikschulkongress auch in einem Plenum mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände, der kommunalen Arbeitgeberverbände, der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen und des VdM. Ulrich Mädge, ehemaliger Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, sagte dazu, dass die Zeit vorbei sei, Musikschullehrkräfte unter Tarif oder auf Honorarbasis zu bezahlen, was fast an Ausbeutung grenze. „Vernünftige Arbeit muss auch vernünftig bezahlt werden“, so Mädge. Susanne Rode-Breymann, Vorsitzende der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen und Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, betonte ebenfalls, dass musikalische Bildung wichtig für die Gesellschaft sei und daher vernünftig bezahlt werden müsse. Der VdM-Bundesvorsitzende Friedrich-Koh Dolge erklärte: „Wir brauchen dringend einen Gesellschaftspakt für die musikalische Bildung!“.
In einem weiteren Plenumsvortrag sprach der Unternehmensberater Stefan Theßenvitz über Nachhaltigkeit von Musikschulen: „Musikschulen gestalten die Gesellschaft mit. Ein Nachhaltigkeitskodex unterstützt Musikschulen dabei, da er qualitative und quantitative Daten über die Wirkung der Musikschule in die Gesellschaft hinein enthält.“ Nachhaltiges Handeln bei Musikschulen wirke sich positiv auf eine Vielzahl von wichtigen Aspekten wie Innovation, Resilienz, Glaubwürdigkeit, Image, Mittarbeitergewinnung, Werte, Nachwuchs und Fördermittel aus.
Als Resümee des Kongresses zog der VdM-Bundesvorsitzende: „Nach der entbehrungsreichen Zeit für Musikschulen während der Coronapandemie hat der Musikschulkongress gezeigt, dass eine große Aufbruchstimmung durch und mit der Musik ausgeht. Menschen brauchen Musik und Musikschulen werden mehr denn je gebraucht. Musikschulen für Menschen!“
Während des Kongresses begeisterten Ensembles der Kasseler Musikschule, der Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“, das JugendPercussion-Ensemble Hessen und die Deutsche Streicherphilharmonie, das junge Spitzenensemble der Musikschulen die Kongressbesucher. Das Jubiläumskonzert – das jüngste Bundesauswahlorchester feiert 2023 seinen 50. Geburtstag – wurde mit stehenden Ovationen bejubelt. Die Junge Philharmonie Nordhessen gab zum Kongressabschluss ebenfalls ein gefeiertes Familienkonzert.
Der Musikschulkongress wurde veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Musikschule Kassel und dem Landesverband der Musikschulen Hessen, unterstützt von Akteuren im Kasseler Musikleben wie der Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“. Gefördert wurde der Kongress vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der documenta-Stadt Kassel.
Weitere Informationen zum Musikschulkongress unter www.musikschulkongress.de.
Die Kasseler Erklärung des VdM