Durch frühzeitig mit den örtlichen Behörden abgestimmte Hygienekonzepte konnten annähernd alle öffentlichen Musikschulen einen großen Teil des Unterrichts sicher gestalten und Präsenzunterricht ermöglichen. Aufgrund der angeordneten lange andauernden Schließungen vermelden jedoch fast 30 Prozent der Musikschulen Abmeldungen von Schülern, andere rechnen damit in der Zukunft. Durch kontinuierlichen Online-Unterricht konnten Schülerzahlen aber auch vielfach aufrechterhalten und mancherorts sogar gesteigert werden. 68 Prozent der Musikschulen beobachten einen Rückgang der Neuanmeldungen besonders im Bereich der Elementaren Musikpädagogik oder des Gruppenunterrichts, wo der Einstieg per Online-Unterricht nicht praktikabel und attraktiv genug ist oder keine Werbemöglichkeiten bestehen. Hinzu sind meist erschwerte Zugänge für Musikschulen zu üblicherweise genutzten Räumen allgemeinbildender Schulen gekommen.
Dazu der VdM-Bundesvorsitzende, Ulrich Rademacher: „Trotz eines enormen Digitalisierungs-Aufbruchs sind die Folgen dramatisch, die durch verpasste Chancen entstehen, im entscheidenden Zeitfenster nicht mit Musik infiziert zu werden. Gerade bildungsbenachteiligte Kinder, die ohne ein musikalisches familiäres Umfeld aufwachsen, finden ohne den Erstkontakt im Rahmen der Elementaren Musikerziehung kaum Anreize, ein Instrument spielen oder singen lernen zu wollen. Auch die Orientierungsmöglichkeiten für deren Eltern fehlen oft in Corona-Zeiten.“
Für den Online-Unterricht sind noch immer nicht alle Musikschulen zufriedenstellend gerüstet. So verfügt über die Hälfte der Musikschulgebäude gar nicht oder nur zum Teil über stabile LAN- oder WLAN-Verbindungen. Auch fehlen oftmals dienstliche digitale Endgeräte für die Lehrkräfte.
Die Einnahmeausfälle infolge von COVID 19 belaufen sich durchschnittlich auf rund 67.000 Euro pro Musikschule durch Gebührenrückerstattungen, Einnahmeausfälle von Kooperationspartnern, Veranstaltungen und entgangenen Projektfördermitteln. Kompensiert wurde dies zumeist durch die jeweilige Kommune als Träger der Musikschule. Auch Hilfsprogramme der Länder wurden vielfach genutzt, die jedoch nicht immer als hilfreich bewertet wurden. Mittel des Bundes konnten von vielen Schulen gar nicht erst beantragt werden, da hier kaum ein Förderprogramm für Musikschulen anwendbar war und lediglich „Kurzarbeit“ in Frage kam: Fast 33 Prozent der Musikschulen nahmen die Möglichkeit von „Kurzarbeit“ für Mitarbeiter in Anspruch.
Hinzu sind pandemiebedingte Mehrausgaben von durchschnittlich etwa 12.700 Euro pro Musikschule gekommen, verteilt auf Sach-, Personal- und Digitalausgaben. Von möglichen oder bereits sicheren Einschnitten bei den Zuwendungen der kommunalen Träger und der Länder berichten über 30 Prozent der Musikschulen, jedoch auch von Erhöhungen.
Existenzgefährdend bewerten nur knapp 6 Prozent der Musikschulen die Auswirkungen der Corona-Pandemie für ihre Einrichtung, fast 60 Prozent sehen eine solche ultimative Situation nicht auf sie zukommen. Für einzelne Lehrkräfte seien die Auswirkungen jedoch zu einem überwiegenden Anteil ganz oder zumindest teilweise existenzgefährdend. Unter den Musikschulen, die Honorarkräfte beschäftigen, erklärten 21 Prozent, das Honorar sei trotz Unterrichtsausfall weiter gezahlt worden, bei weiteren 21 Prozent wurde es zumindest teilweise gezahlt, aber in fast 33 Prozent der Fälle blieb das Honorar aus. Viele geben hier an, dass keine Honorarkräfte beschäftigt werden: Corona hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse sind.
„Es wird einer gemeinsamen Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen bedürfen, Struktur und Angebote der Musikschulen angesichts der für die Post-Corona-Zeit zu erwartenden Haushalts-Engpässe zu sichern“, betont Ulrich Rademacher.