Die im Vorfeld dieser Entscheidung angestoßene Diskussion, das Gelände temporär und teilweise zu öffnen, wäre für den Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V. (VGL Bayern) mit vielen Nachteilen verbunden. So stellen sich beispielsweise die Ausstellungsbeiträge der Landschaftsgärtner gegenwärtig nicht in adäquater Qualität dar. Denn viele Arbeiten wurden in den vergangenen Wochen aus Kostengründen gestoppt, nachdem der Eröffnungstermin der Großveranstaltung mehrmals wegen der Corona-Pandemie abgesagt und eine Konzeption für eine Verschiebung ins nächste Jahr durch die Veranstalter ausgearbeitet wurde. Es entstünde damit ein komplett falscher Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Fachbetriebe im Garten- und Landschaftsbau.
Gerhard Zäh, Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V. erläutert: „Der halbfertige Eindruck würde die Arbeit unserer Mitgliedsbetriebe zunichtemachen, die sich teils jahrelang auf die Gartenschau vorbereitet und viel Geld investiert haben. Das muss man verstehen. Wir nutzen nun jedes Sparpotenzial und werden deshalb nach dem Frühjahrsflor nichts nachpflanzen. Auch der weitere Pflegeaufwand wird auf ein Minimum reduziert. Die Landschaftsgärtner werden erst wieder vor Eröffnung der Landesgartenschau 2021 voll einsteigen. Das heißt, bei einer Geländeöffnung zum jetzigen Zeitpunkt entstünde ein völlig falsches Bild unserer Arbeit.“ Hinzu komme, dass die Aussteller für ihre Beiträge die Haftung übernehmen. Das bedeutet, sie hätten hohe Kosten für die Absperrung, Sicherung und Bewachung zu tragen.
Themengärten der Landschaftsgärtner
Mit der Fertigstellung der neun Themengärten in 2021 bereichern die Landschaftsgärtner auf über 2.000 Quadratmetern das Gartenschaugelände und laden die Besucher ein, in ihren grünen, ressourcenschonenden Oasen zu verweilen und Inspirationen der nachhaltigen Gartenkultur für das eigene Zuhause zu sammeln.
Die Garten- und Landschaftsbau Fiedler GmbH & Co. KG verwendet für den „Nachhaltigen Garten“ (215 m²) hauptsächlich regionale Qualitätsprodukte mit kurzen Transportwegen und langer Lebensdauer. Die standortgerechte Bepflanzung mit Stauden und Gehölzen bietet Nahrung für Insekten und Menschen. Hierfür wird ein Teil der Fläche als Obst-, Gemüse- und Kräutergarten genutzt. Als Dünger kommt Kompost zum Einsatz. Die Wege und der Sitzplatz, der mit einer Kuppel überdacht und mit einer Dachbegrünung versehen ist, sind barrierefrei ausgeführt und somit für alle Besucher nutzbar. Ein Wasserbecken und die Einfassung aus Cortenstahl verleihen dem Garten eine moderne Anmutung. Ein Garten zum Wohlfühlen für Mensch und Natur.
Außerdem kooperiert der Fachbetrieb mit der Firma Därr Landschaftsarchitekten bei einem weiteren Schaugarten: Hauptaugenmerk der „Ideenschmiede im Freiraum“ (245 m²) ist ein weißer Kubus mit Schaukeltisch im Zentrum. Leicht schwingende Stühle lassen die Gedanken der Besucher schweifen. Stahlseile, die den Kubus überspannen, sind mit schnellwachsenden Kletterpflanzen versehen und bilden, je nach Sonnenstand, spannende Schattenbilder.
Aus der Natur übernommen sind die Formen im Themengarten „Leben im Fluss“ (289 m²), von der Freisinger Gartenschmiede, mit geschwungenen und runden Elementen. Die Baustoffe sind natürlichen Ursprungs oder wurden wiederverwendet. Der zentrale Weg aus Holzbohlen zieht sich fließend durch den Garten. Daran reihen sich runde Bereiche mit eigenen Themen: Wohnen, Arbeiten, Ernährung, Entspannung, Gemeinschaft, Konzentration. Wo nötig, wird die jeweilige Funktion von einem Kleinstgebäude unterstützt. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fokus auf das Wohnhaus als Mittelpunkt ist hier der Garten selbst Zentrum. In ihm lassen sich Lebensbereiche immer wieder neu gruppieren – wie es der jeweiligen Lebensphase entspricht: Ein Garten, in dem der persönliche Lebensfluss seinen Verlauf eingraviert.
Mit dem „Ein-Blick ins Paradies Weiss-Blau" (187 m²) vermittelt die Firma Kiermeier Gärten zum Wohlfühlen das bayerische Lebensgefühl. Insgesamt prägt eine moderne Formensprache diese regional ausgerichtete sowie energie- und ressourcenschonende Gartenwelt – im Einklang mit der Natur und unter Berücksichtigung von geomantischen Gesichtspunkten. Ein Schwimmteich mit Wasserfall repräsentiert das Voralpenland, Wege und Kiesflächen die Münchner Schotterebene. Eine bewachsene Pergola mit Sitzplatz symbolisiert die Bauwerke und Gärten von König Ludwig. Abwechslungsreich blühende Pflanzungen in den bayerischen Landesfarben stellen landwirtschaftlich genutzte Flächen, Wiesen und Wälder dar. Die modernen Komponenten Sauna, überdachter Sitzplatz und Outdoorküche runden den Gesamteindruck ab. Für den Bau wurden ausschließlich heimische Materialien verwendet: Granit aus dem Bayerischen Wald, Hochgebirgslärche, Mauerelemente aus der Oberpfalz, unbehandelte Stahlplatten sowie Eichenholzelemente. Das Thema Nachhaltigkeit findet auch Anwendung im Gebrauch organischer Dünger, biologischer Pflanzenstärkungsmittel und Mikroorganismen sowie in der Nachnutzung aller Materialien und Pflanzen.
In Zusammenarbeit mit dem Gartenarchitekten Alexander Koch und dem Designer Peter Schreyer steht im Schaugarten der Gartenidee Kuchler GmbH das Thema „Positive Manipulation von Raumgefühl“ (222 m²) im Vordergrund – bis hin zu Wassergeräuschen in Kombination mit malerischen Klängen. Nachhaltigkeit der besonderen Art, da sich durch die optische Vergrößerung der Freiräume der Flächenverbrauch reduziert. Informationen zu den Methoden sind auf Internetseiten erhältlich, die sich über QR-Codes auf dem Boden ansteuern lassen. Die Reduzierung der Gartengestaltung auf wesentliche Elemente spart Material und Ressourcen – die Kunst liegt hier im Weglassen. Der Kontrast von strenger Linie und freier Form steht im Zentrum des Konzeptes mit Wegen, Pflanz- und Wasserflächen, Mauern und Stufen. Bei der Bepflanzung kommen Gehölze, Stauden, Gräser und Farne zum Einsatz. Nachhaltigkeit verspricht auch das eingesetzte Natursteinmaterial, das aus dem nahegelegenen Kelheim stammt.
Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Freiraum zeigt die Majuntke GmbH & Co. KG Professionelles Grün den „Gebrauchten Garten“ (249 m²). Ein Pfad aus recyceltem Ton- und Ziegelsplitt zieht sich durch den Garten, die halbdurchlässige Abschirmung zum Hauptweg besteht aus Betonscheiben und Hölzern. Den Auftakt macht eine Fläche mit geschichteten Asphaltschollen aus altem Straßenbelag. Dazwischen brechen Gräser, Blütenstauden und Geophyten hervor. Bäume verstärken den Eindruck einer fortschreitenden Sukzession – als Symbol für die Kraft der Natur. Durch ein Holztor aus gebrauchten Balken öffnet sich ein unkonventioneller Nutzgarten mit Friesenwall aus Betonbruch, Ziegeln und Findlingen, Hochbeeten aus Betonringen und alten Fässern sowie einer Bepflanzung mit Nutz- und Wildkräutern. Ein Maschendrahtzaun dient als Rankhilfe für Bohnen, Kiwis und Kürbisse. Ein weiterer Bereich ist als „Wohnzimmer“ gestaltet: Eine Holzterrasse aus bereits verwendeten Einwegpaletten lehnt sich an eine Gabione mit Recyclingmaterial und roten Buchenhecken. Ein „Glasschotterteich“ ist mit gebrauchten Bewehrungseisen und blauen Flaschen gefüllt – Symbol für den Wasser- und Materialkreislauf der Natur. Eine ausrangierte Sandsack-Füllanlage dient als Gartenbar und etwas abgesenkt ergibt sich eine schöne Gartensituation unter einem Blauglockenbaum. Eine Sitzgruppe und eine Sitzmauer aus alten Autoreifen laden zum Verweilen ein. Gräser, Blatt- und Präriestauden runden das Bild ab.
Der Themengarten „Refugium" (241 m²) von Andreas Thoma Garten- und Landschaftsbau ist ein Rückzugsort für Menschen, Insekten und Kleinstlebewesen. Eine klare Formensprache im Zusammenspiel mit einer naturnahen Bepflanzung zeichnen diesen Garten aus. Neben der modernen Anmutung bietet er Raum zur Selbstversorgung mit diversen Obstgehölzen und essbaren Pflanzen. Auch hier steht der Einsatz von recycelten Materialien im Vordergrund. Wo dies nicht möglich war, wurden Materialien verwendet, die bereits für zukünftige Projekte verplant sind oder die nach Ende der Landesgartenschau zum Verkauf angeboten werden. Eine Pergola, bestückt mit einer großen Tafel, lädt zum Verweilen und Genießen ein. Angrenzende Duftstaudenflächen geben dem Bereich die nötige Aufenthaltsqualität und machen den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Um zur Ruhe zu kommen, dem Summen der Insekten zu lauschen, Sonne zu tanken oder einfach zu entspannen, kommen regional gefertigte Loungemöbel zum Einsatz. Ein Naschgarten verdeutlicht die Möglichkeiten, auf kleiner Fläche diverse Obstsorten im heimischen Garten anzubauen.
Darüber hinaus beteiligt sich die Firma Stauden Haid mit zwei Beiträgen. Zum einen beinhaltet der Klimawandelgarten „Manche mögen´s heiß“ (234 m²) eine Auswahl an Pflanzen, die an geringe Niederschläge und hohe Temperaturen bei ausreichender Winterhärte angepasst sind. Zum anderen demonstriert der Garten „Man lebt immer zweimal“ (255 m²) die Wiederverwendung vieler Gegenstände, die durch Upcycling eine neue Aufgabe erhalten.