Die praktische Arbeit mit solchen Kindern wird an den Entdeckertagsschulen in Brohl und Ellenz-Poltersdorf geleistet. Hierhin kommen hochbegabte Mädchen und Jungen einmal die Woche, die nach entsprechend differenzierter Beurteilung aufgenommen werden. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg - ein Weg, der viele Eltern vor eine echte Herausforderung stellt.
Erika Wilhelmy ist die Leiterin der Kindertagesstätte St. Matthias in Ulmen. Als bislang einzige Erzieherin in Rheinland-Pfalz verfügt sie über das Zertifikat "Specialist in Pre-School Gitfted Education". Zu deutsch: Sie ist die Fachkraft für die Hochbegabtenförderung im Vorschulbereich. Die Expertin gab einen Überblick über einige Erkennungsmerkmale von Hochbegabung bei noch kleinen Kindern. Diese entstammen nicht nur der Fachliteratur sondern auch ihren selbst erlebten Erfahrungen. Ein wichtiger Aspekt ist die Beobachtung, dass Hochbegabte die grundsätzlichsten Dinge, die ein Mensch lernt, früher beherrschen. Angefangen beim Laufen über das Greifen bis hin zum sehr frühen Einschätzen eigener Stärken und Schwächen sorgen die Kinder für so manches erstaunte Elterngesicht. Sehr früh wird jedoch deutlich, dass dies an die betroffenen Familien besondere Anforderungen stellt: Sie sollten sehr viel Aufmerksamkeit schenken, anregende Angebote vorhalten und dem Kind immer das Gefühl geben, dass seine Begabung ernst genommen wird.
Monika Boesen vom Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung (IFB) in Wittlich machte deutlich, dass die weitere Entwicklung eines hochbegabten Kindes sehr stark vom familiären und sozialen Umfeld abhängt. "Ob aus Begabung auch Leistung wird, entscheiden die Menschen, die mit dem Kind leben", so ihre Botschaft. Ganz wichtig ist für die Schulpsychologin die Vermittlung von sozialen Regeln an das Kind. Es sei für Eltern oftmals ein Balanceakt zwischen dem autonomen Entscheidungsspielraum, den ein solches Kind braucht, und der Notwendigkeit, Grenzen aufzuzeigen und Verbote auszusprechen.
Wie hoch der Bedarf für Eltern nach Informationen und konkreten Handlungsempfehlungen ist, wurde an der Vielzahl von Fragen deutlich, die an die Expertinnen gerichtet wurden. Schwerpunkt der Nachfragen waren die Fördermöglichkeiten im Kindergartenalter und der günstigste Zeitpunkt für die Einschulung. Erster Ansprechpartner ist hierbei immer der Kindergarten. Die Eltern haben dabei die Möglichkeit, in einem Entwicklungsgespräch ihre Einschätzung zur Hochbegabung vorzubringen und gemeinsam mit den Erzieherinnen über weitere Maßnahmen zu beraten. Sowohl Erika Wilhelmy als auch Monika Boesen boten dabei ihre fachliche Begleitung an.
Nach einer Pause, die intensiv dazu genutzt wurde, intelligente Brett- und Knobelspiele kennenzulernen und auszuprobieren (Schlauspieler.com), stellten Frau Hiltrud Thiel und Frau Margit Rutz, die Leiterinnen der Entdeckertagsschulen im Landkreis Cochem-Zell ihre Arbeit vor. Hier wurde deutlich, dass es in der Entdeckertagsschule wichtig ist, den Hochbegabten Kindern die intellektuellen Freiräume zu geben, die sie zu ihrer Entfaltung brauchen. Die Entdeckertagskinder genießen dieses Arbeiten sehr und freuen sich besonders über kompetente Vorträge ihrer Mitschüler zu den verschiedensten Themen.
Das Interesse an dieser sehr informativen Veranstaltung reichte auch in diesem Jahr weit über die Grenzen unseres Landkreises hinaus. Dies zeigt, wie sehr das Thema Hochbegabung die Menschen interessiert und bewegt.
Entdeckertagsschule: http://www.treis-karden.de/...