Der zweite Teil der Nationalen Verzehrsstudie behandelt unter anderen den Lebensmittelverzehr und die Nährstoffversorgung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Er belegt beispielsweise, dass sich Menschen aus unteren Schichten ungesünder ernähren als solche aus der Oberschicht. Außerdem bemerkenswert: Der Fettanteil an der Energiezufuhr liegt bei Frauen und Männern insgesamt oberhalb des Richtwertes von 30 Prozent. Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht sich in seiner Forderung nach einer verpflichtenden "Ampelkennzeichnung" auf allen zusammengesetzten Lebensmitteln bestärkt. Bei diesem Modell werden auf der Vorderseite der Verpackung der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz jeweils durch eine der drei Ampelfarben angezeigt. "Damit holen wir auch solche Verbraucher ab, die sich bislang noch nicht mit den Inhaltsstoffen der Produkte beschäftigt haben", erklärt Billen. "Um bewusst einkaufen und essen zu können, muss der Verbraucher auf einen Blick erkennen können, welche Nährstoffe ein Produkt enthält. Nur so kann die Bundesregierung ihre ernährungspolitischen Ziele erreichen", erklärt Billen.
Widerstand gegen Ampel bröckelt
In der vergangenen Woche ist Bewegung in die Diskussion um die Nährwertkennzeichnung gekommen. Der Widerstand gegen eine zusätzliche farbliche Kennzeichnung scheint nach jüngsten Medienmeldungen auch im Bundesverbraucherministerium (BMELV) zu bröckeln. Dieses will zwar weiterhin nur eine freiwillige Lösung, bei der die Nährwerte pro Portion des Lebensmittels in Beziehung zu Richtwerten für die Tageszufuhr gesetzt werden. Die Angaben sollen jedoch möglicherweise nun doch farblich unterlegt werden. Bayerns Verbraucherminister Otmar Bernhard hatte letzten Freitag eine verpflichtende und farblich unterlegte Kennzeichnung auf den Vorderseiten der Verpackungen gefordert. Unterstützung erhält er von seinem saarländischen Kollegen Professor Gerhard Vigener, der sich sogar ausdrücklich für das in England bereits erfolgreich praktizierte Ampel-Lösung ausspricht. Mit diesem Modell könnten sich Kunden am schnellsten einen Überblick verschaffen.
"Wenn Horst Seehofer im Interesse der Verbraucher handeln will, ist er gut beraten, sich die Argumente seiner Länderkollegen zu eigen zu machen", so Billen. Dass Verbraucher im Supermarkt kein Versteckspiel wollen, hatte jüngst eine repräsentative Befragung im Auftrag des BMELV bestätigt. Das Ergebnis: Am verständlichsten ist eine Kennzeichnung, die farbig, einheitlich und auf eine feste Mengeneinheit (zum Beispiel 100 g) bezogen ist. Die Ergebnisse der Befragung stellt Horst Seehofer am Freitag offiziell der Öffentlichkeit vor.