Barocke Musik: Bach an authentischen Orten
In Arnstadt begeistert die Bachkirche alljährlich zehntausende Besucher, schließlich begann hier die Weltkarriere des jungen Johann Sebastian Bach. Einen Besuch der Bachausstellung im Schlossmuseum Arnstadt sollten sich Liebhaber barocker Musik ebenfalls nicht entgehen lassen. Wer weiß, vielleicht befindet sich auf dem originalen Orgelspieltisch von 1703 sogar noch Bachs Fingerabdruck? Im benachbarten Dornheim ist es die romantische Dorfkirche St. Bartholomäus, in der sich Bach mit seiner ersten Frau Maria Barbara vermählte. Eng verbunden mit der Biografie Johann Sebastian Bachs ist auch Weimar: In neun produktiven Jahren entstanden in der Klassikerstadt drei Viertel seines Orgelwerkes. Zu erleben ist Bach unter anderem im Erlebnisort Bach in Weimar in der Bastille. Eine frei zugängliche Präsentation informiert über das Leben des Komponisten, der als Hoforganist und Kammermusicus angestellt war. Eigene Straßenmusik erzeugen können Besucher an der Bach-Orgel, die am Platz der Demokratie gegenüber vom Bach-Denkmal zum Innehalten einlädt. Sie ist eine von vielen Hörstationen, die es unter anderem in Eisenach, Mühlhausen, Arnstadt, Ohrdruf und Altenburg zu entdecken gibt. Viele berühmte Musiker fügten dem Weimarer-Musikkapitel weitere Facetten hinzu: Einer von ihnen war Franz Liszt, dessen Wohnung im Gärtnerhaus am Park an der Ilm ebenfalls kostenfrei besucht werden kann.
Auch in der Musikgeschichte der Stadt Mühlhausen spielt J. S. Bach eine elementare Rolle. „Auf den Spuren von Johann Sebastian Bach“ heißt eine Führung, bei der die Teilnehmer Wissenswertes über einen Lebensabschnitt, des als aufsässig, eigensinnig und kapriziös beschriebenen Musikers, erfahren. Erlebnisstationen sind die Sounddusche in der Bachkirche Divi Blasii, eine Hörstation im Rathaus und eine Bachorgel vor der Marienkirche. Innerliche Ruhe und Hörgenuss verspricht die jeden Mittwoch um 12 Uhr stattfindende Orgelandacht in der Bachkirche Divi Blasii. Sie wird in der Zeit von Pfingsten bis Erntedank angeboten. Konzerte im Rahmen des MDR Musiksommers und des Thüringer Orgelsommers bieten Musikerlebnisse an authentischen Orten.
In Erfurt dominierte die Familie Bach über sieben Generationen das musikalische Leben derart, dass noch 1793 alle Stadtmusikanten „Bache“ genannt wurden. Über 70 Nachkommen von Vitus Bach übten den Beruf des Musikers aus. In Erfurt lebten die meisten Mitglieder der Familie. Von hier aus verbreitete sich ihr Wirken über ganz Mitteldeutschland. Die Kaufmannskirche gilt als Hauskirche der Familie Bach – in den Kirchenbüchern sind mehr als 100 Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse der Erfurter Musikantenfamilie registriert. Im Jahre 1668 wurden hier die Eltern Johann Sebastian Bachs, Johann Ambrosius Bach und Elisabeth Lämmerhirt, getraut. Fast alle Mitglieder der Bach-Familie wohnten in der Kaufmannsgemeinde. Nach der Übersiedlung nach Eisenach gab es regelmäßig sogenannte „Bach’sche Familientage“, zu denen auch Johann Sebastian Bach nach Erfurt reiste.
Johann Sebastian Bach war zu Lebzeiten nicht nur als Cembalo- und Orgelvirtuose berühmt, er hatte auch einen exzellenten Ruf als Orgelsachverständiger. Von Lübeck bis Karlsbad und von Mühlhausen bis Dresden betraute man ihn mit zahlreichen und mitunter gut bezahlten Orgelgutachten, so auch in Altenburg. 1739 wurde Johann Sebastian Bach in die Residenzstadt eingeladen, um die Orgel der Schlosskirche zu prüfen. Durch ihre klangliche Vielfalt sowie ihren prächtigen Orgelprospekt gilt das Instrument als herausragendes Beispiel für die barocke Orgelbaukunst in Mitteldeutschland. Ihre Qualitäten wusste Johann Sebastian Bach sehr zu schätzen. Erleben können Gäste die Schlosskirche mit ihrer Orgel bei den Internationalen Sommerorgelkonzerten sowie bei den täglichen Schlossführungen mit Orgelanspiel vom Tonband. Das Anliegen der in Altenburg ansässigen Thüringischen Orgelakademie ist es, historische Spiel- und Interpretationsweisen zu vermitteln und eine Einführung in die thüringische Orgellandschaft zu geben. Die Stadt Altenburg hat in der internationalen Orgelszene einen herausragenden Ruf.
Jubiläumskonzerte in Jena, Musical auf den Erfurter Domstufen
Die Jenaer Philharmonie feiert in der Spielzeit 2023/2024 ihren 90. Geburtstag. Mit purer Spielfreude und vollem musikalischen Einsatz spielt die Jenaer Philharmonie im Kulturleben der Stadt Jena und Thüringens eine bedeutende und unverzichtbare Rolle. Als größtes, reines Konzertorchester des Freistaats entwickelt sie zunehmende Strahlkraft als ein nationales und internationales Aushängeschild. In ihrem vielfältigen Programm von Kammerkonzerten bis zu großen Sinfonien findet man u. a. den auf mehrere Jahre angelegten Mahler-Scartazzini-Zyklus und weltweit bekannte Solistinnen und Solisten, etwa im Rahmen der jährlich wechselnden Artists in Residence. Ein Alleinstellungsmerkmal der Jenaer Philharmonie sind die drei ihr angeschlossenen Chöre: Philharmonischer Chor, Madrigalkreis und Knabenchor. Musikliebhaber können sich unter anderem auf das Konzert mit Schauspieler Stefan Kurt freuen (25.05.2024) sowie auf die in dieser Spielzeit neu eingeführte Samstagskonzertreihe mit erlesenen Repertoirehighlights. Eine Neuheit ist das After-Work-Konzertformat 360° – Gäste können mitten zwischen den Musikerinnen und Musikern Platz nehmen und das Orchester aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernen (29.05.2024).
Die Domstufen zwischen dem prächtigen Kirchenbauensemble von Mariendom und St. Severi in Erfurt werden alljährlich zu einer der schönsten Festivalbühnen der Welt. Auch dieses Jahr verwandelt das Theater Erfurt die 70 Stufen der historischen Kulisse in eine opulente Bühne: Zu den 31. DomStufen-Festspielen können Besucherinnen und Besucher das Musical „Anatevka“ erleben (02. bis 25.08.2024). Mit warmherzigem Humor und Melancholie erzählt der Klassiker unter den Musicals vom jüdischen Milchmann Tewje und seiner Familie aus dem ukrainischen Schtetl Anatevka. Im Sommer finden vielfältige musikalischen Konzerthighlights auf dem Erfurter Domplatz statt. An zwei Wochenenden am Stück elektrisieren namhafte Künstler die begeisterten Massen vor historischer Kulisse, darunter Roland Kaiser, Peter Maffay und Clueso. Auch auf der Festwiese der Zitadelle Petersberg werden Konzerte von nationalen KünstlerInnen mit überregionaler Stahlkraft angeboten: von Montez über Fritz Kalkbrenner bis hin zu Wincent Weiss.
Konzertanter Genuss unter freiem Himmel in Altenburg und Gera
Neben zahlreichen Konzerten in der Altenburger Schlosskirche lockt das große Classic Open Air, das in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum feiert, auf den Marktplatz der Stadt (14./15.06.2024). Unter dem Titel „O Sole Mio – Eine neapolitanische Nacht“ wird das Publikum in das Sehnsuchtsland Italien entführt.
Ein weiteres Highlight unter freiem Himmel: „GEht RAus!“, das Elektronik-Open-Air-Festival in Gera (07./08.09.2024). Der Hofwiesenpark verwandelt sich für ein Wochenende in ein exklusives Festival-Areal und knüpft damit an den großen Erfolg von 2023 an. Fürs tanzbegeisterte Publikum spielen dann wieder nationale und internationale Top Acts und aufstrebende Newcomer der elektronischen Musik Szene. Und wenn es um die klassische Musikszene geht – hier feiert Gera in diesem Jahr das 70-jährige Jubiläum der Musikschule „Heinrich Schütz“ mit Festveranstaltungen während der gesamten ersten Jahreshälfte. Höhepunkt ist die Festveranstaltung „70 Jahre Musikschule der Stadt Gera“ (30.05.2024) im Theater, bei der sich Solisten und Ensembles aller Bereiche der Musikschule präsentieren.
Sondershausen und Nordhausen
Die Musiktradition in Sondershausen blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits vor über 400 Jahren legten die Schwarzburg-Sondershäuser Fürsten und ihre Gemahlinnen den Grundstein: Sie zelebrierten die Musik am Hofe und förderten diese. Das noch heute bestehende, renommierte Loh-Orchester Sondershausen fand damals als Hofkapelle seinen Ursprung. Heute bildet es mit dem Theater Nordhausen eine GmbH und bereichert das Musikleben beider Städte mit verschiedenen Konzertreihen – und spielt daher auch im Musiktheaterangebot in Nordhausen. Das Publikum kann sich in diesem Jahr erneut auf eine überzeugende Auswahl an Sinfoniekonzerten freuen.
Ein Höhepunkt sind die Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen: sommerliche Open-Air-Veranstaltungen mit Oper und Musical im Schlosshof des Residenzschlosses. Und wer die reichhaltige Geschichte der Musikstadt kennenlernen möchte, hat mit dem Stadtführungsangebot „Gang in die Musikgeschichte“ dazu Gelegenheit (12.05.2024). Die Entdeckungsreise beinhaltet die Wohnorte berühmter Musiker wie Max Bruch, Carl Corbach oder Max Reger. Die Musikstadt Sondershausen lässt sich auch per App erleben, sie zeigt außerdem historische Dokumente, aktuelle Mitschnitte von Konzerten sowie Einblicke in zahlreiche Veranstaltungsräume.