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Die neue Kunstkammer Gotha

(lifePR) (Erfurt, )
Christoph Matschie, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, eröffnete am 04.12.2009 die Neupräsentation der Friedensteinischen Kunstkammer in Gotha. Nach einer Festveranstaltung in der Schlosskirche wurden die neu eingerichteten Räumlichkeiten von Stiftungsdirektor Dr. Martin Eberle präsentiert. Mit der neuen Dauerausstellung unternimmt die Stiftung den ersten Schritt zum "Barocken Universum Gotha", einem umfassenden Konzept der Umstrukturierung aller Sammlungen und Museen auf Schloss Friedenstein, das in den nächsten Jahren nach und nach umgesetzt werden wird.

Die bereits unter dem Schlosserbauer Ernst I., dem Frommen, von Sachsen-Gotha im 17. Jahrhundert angelegte "Friedensteinische Kunstkammer" wird in frisch restaurierten Schlossräumen völlig neu und Aufsehen erregend präsentiert. Konnte man die Sammlungen bisher, quasi en passant, beim Rundgang durch die herzoglichen Gemächer betrachten, gibt es nun einen eigens eingerichteten Bereich für diese alten Schätze, die man als das Herz der Gothaischen Kunstsammlungen bezeichnen kann. Der neue Aufbewahrungsort sind die ehemaligen Gemächer des Erbprinzen im Nordflügel des Schlosses. Interessanterweise sind diese Räume geradezu spiegelbildlich zum herzoglichen Appartement angelegt, das sich ganz im Ostteil des Nordflügels befindet. Die Räume wurden seinerzeit von Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg bewohnt, im 19. Jahrhundert ließ sie Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha für sich umgestalten.

Anders als die herzoglichen Gemächer, in denen sich faszinierenderweise fast die komplette Ausstattung von ca. 1700 erhalten hat, verfügt das erbprinzliche Appartement "nur" über einzigartige Parkettböden und Stuckdecken. Die Wände sind frei von historischen Befunden. Das war geradezu eine Steilvorlage für die Museumsmacher. In der neuen Präsentation kommen die historischen Raumteile voll zur Geltung. An den Wänden jedoch befinden sich moderne Vitrinen, in denen die Highlights dieser international renommierten Kunstsammlungen sprichwörtlich aus dem Dunkel geschält werden.

Den Auftakt bildet der sogenannte West-Vorsaal. Hier wird der Besucher von barocker Fülle empfangen. Historisierende Vitrinen zeigen die Fülle der Kunstkammerbestände wie sie vielleicht ähnlich auch unter den Herzögen von Sachsen-Gotha-Altenburg präsentiert wurden. An den Wänden Gemälde, die im Anbeginn ebenso selbstverständlich zum Kunstkammerbestand gezählt wurden wie Münzen oder Naturalia. 1712 wurde das Gothaer Münzkabinett gegründet, separate Naturalienkabinette kamen im 19. Jahrhundert auf. Naturalia werden nicht in der neuen Kunstkammer gezeigt, da ihnen im Rahmen der Neukonzeption "Barockes Universum Gotha" ein eigener Bereich vorbehalten ist. Sie werden in einigen Jahren in der zweiten Etage des Westturms, also gewissermaßen gegenüber der Kunstkammer, im historischen Naturalienkabinett zu sehen sein.

Vom West-Vorsaal aus betritt man das Appartement des Erbprinzen, das insgesamt 5 Räume umfasst, zweit Vorzimmer, Audienzgemach, Schlafzimmer und eine Kapelle. Alle diese Räume wurden in den letzten Monaten von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten restauriert.

Die Kunstkammer-Räume sind weitgehend abgedunkelt, lediglich die Decken erhalten volles Licht, das auf die Böden abstrahlt. An den Wänden hängen farbig umrahmte schwarze Vitrinen, in denen Lichtspots die einzelnen Kunstwerke inszenieren. Der erste Raum ist Gold und Silber gewidmet. Hier ist der berühmte "Dinglinger Elefant" zu sehen, das Pendant zu Johann Melchior Dinglingers Elefanten im "Hofstaat zu Delhi am Geburtstage des Großmoguls Aureng-Zeb" aus dem Grünen Gewölbe in Dresden.

Raum zwei ist den natürlichen Materialien wie Bernstein, Elfenbein oder den Nautilus-Muscheln gewidmet. Prunkkassetten aus Bernstein, ein Hausaltar, Nautiluspokale und eine byzantinische Elfenbeintafel sind hier unter anderem zu sehen.

Der größte Raum der neuen Kunstkammer, das ehemalige Audienzzimmer mit prächtigem Marmorfußboden, ist den dynastischen Memorabilia gewidmet. Wachsporträts Herzog Friedrichs I. und seiner Mutter Elisabeth Sophie sind hier ebenso zu bewundern wie einer der wenigen originalen Napoleon-Hüte und ein Stiefel des Kurfürsten Friedrich I., des Großmütigen, von Sachsen (1503-1554), dessen Pendant am Königshof in Madrid verwahrt wird.

Das ehemalige Schlafzimmer ist Aufbewahrungsort von außergewöhnlichen Reliefs aus dem 16. und 17. Jahrhundert, von denen das Schlossmuseum Gotha eine Vielzahl hervorragender Arbeiten in seinem Bestand hat. Ein Hauptstück vielleicht die "Schlacht Karls des Großen gegen die Hunnen" aus Kalkstein. Das Hans Ässlinger zugeschriebene Werk war ursprünglich Teil der Münchner Kunstkammer, wo es 1598 noch im Inventar nachgewiesen wurde. Durch den Dreißigjährigen Krieg, in dem die Ernestiner eifrig mitmischten, gelangte es auf den Friedenstein.

Nach einem Seitenblick in die Kapelle verlässt man die Kunstkammer unter einem Federbaldachin hindurch. Auch wenn dieses Stück nachgebaut ist, war ein solcher Baldachin tatsächlich Teil der ursprünglichen Schlafzimmerausstattung.

Die neue Kunstkammer ist Teil eines neuen Gesamtkonzeptes "Barockes Universum Gotha" für die Museen und das Schloss, das Stiftungsdirektor Dr. Martin Eberle vor zwei Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Das Ziel ist es, das barocke Schloss in seiner historischen Gestalt erlebbar zu machen. Der Eingang zum Schloss wird dann - nach historischem Vorbild - über das Ost-Treppenhaus erfolgen. Man wird so die Möglichkeit haben, das Schloss wie der Herzog selbst zu betreten. Die erhaltenen (!) historischen Raumfolgen des Corps de logis werden erst dann nachvollziehbar sein. Zu dem neuen, geplanten Schlossrundgang gehört neben der Einrichtung der Kunstkammer auch langfristig das Pendant eines Naturalienkabinetts, das für den Westturm geplant ist. Die historische Ahnengalerie wird schon 2010 im Westflügel (Weimargalerie) wieder eingerichtet, die Bilder sind schon restauriert. Mittelfristiges Ziel aber ist die Einrichtung des Herzoglichen Museums, in dem zurzeit das Museum der Natur untergebracht ist, als Kunstmuseum im Jahre 2012. Die naturkundlichen Sammlungen werden dann ins Schloss ziehen, was durch die Schaffung eines Außenmagazins, des Perthes-Forums-Gotha, möglich wird.

Verein "Städtetourismus in Thüringen" e.V.

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