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Reformation und Toleranz

Der lange Schatten der Reformation

(lifePR) (Weimar, )
Das Jahr 2013 steht innerhalb der Reformationsdekade mit seinem Jahresthema für eine nicht so glamouröse Seite der Reformation und deren Folgen. Aber auch jene Ereignisse waren prägend für unsere Kultur. Und mal ehrlich, tolerant sind wir doch irgendwie alle? Oder doch nicht?

Was ist Toleranz? Wo beginnt sie, wo hört sie auf? Nicht ganz einfach also, unser Jahresthema. Und selbst Luther gelang es nicht immer die Toleranz anderen gegenüber zu wahren, die er für sich und seine Ideen einforderte. Nur allzu oft wurde Luthers Forderung nach gewaltloser Auseinandersetzung ignoriert. Trotzdem oder gerade deswegen ist die Reformation ganz prägend für unser heutiges Verständnis von Gewissen und Toleranz gewesen. Grund genug sich 2013 mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Toleranz auseinanderzusetzen.

Zwei Ausstellungen in Jena setzen sich mit dem Thema "Reformation und Toleranz" auseinander. Im Stadtmuseum Jena zeichnet die Kabinettausstellung " Zwischen Bildersturm und Wiederauferstehung - die Jenaer Marienkrönung" die Geschichte eines der schönsten sakralen Bildwerke Thüringens nach. Zu sehen ist sie vom 22. November 2013 - 31. Dezember 2014. Bis zum 14. November 2013 ist in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena die Ausstellung "Mathematik zur Zeit Martin Luthers - Bücherschätze der Bibliotheca Electoralis" zu sehen. Sie gehört zu der einzigartigen Büchersammlung aus der Zeit der Reformation.

Luther selbst predigte mehrere Male von der Steinkanzel in der Stadtkirche St. Michael in Jena. Im Inneren wird die bronzene Grabplatte für den Reformator gezeigt. Sie zieht Besucher aus dem In- und Ausland an. Berühmt ist Luthers Aufenthalt im Gasthaus "Schwarzer Bär". Ein Ölgemälde im Lutherzimmer zeigt ihn inkognito diskutierend mit Schweizer Studenten.

Auf dem Weg zum Luther-Jubiläum 2017 stehen die Veranstaltungen im Herbst in Weimar unter dem Motto "Gott und Menschlichkeit". Zum 200. Gründungsjubiläum der "Gesellschaft der Freunde in Not" von Johannes Falk werden unter anderem die theologischen Grundlagen der Falk-Pädagogik thematisiert. Konzerte, Vorträge und Diskussionen sind vom 25. Oktober bis 4. November 2013 in Weimar geplant.

In Weimar hat das Werk Luthers eine beständige Wirkung entfaltet: auf die Musik von Johann Sebastian Bach wie auf das Sozialwerk von Johannes Falk oder auf die Theologie von Johann Gottfried Herder. Luther war zwischen 1518 und 1540 häufig in der Stadt. Als Quartier diente ihm u.a. das Franziskanerkloster am Palais, woran heute eine Gedenktafel erinnert. Während seiner Besuche predigte Luther wiederholt in der Stadtkirche St. Peter und Paul. Dort erinnert der von Lucas Cranach gemalte Dreiflügelaltar, ein Hauptwerk für die bildliche Darstellung der lutherischen Lehre, an die Reformation. Zahleiche Schriften Luthers werden in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek bewahrt, darunter auch die Luther-Bibel.

Mühlhausen präsentiert den Musikzyklus "Wir glauben all an einen Gott " - im Rahmen des Themenjahres der Lutherdekade zum diesjährigen Thema "Toleranz und Reformation". Konzerte auf höchstem Niveau finden in der Marienkirche, der zweitgrößten Hallenkirche Thüringens und Wirkungsstätte des Reformator Thomas Müntzers, statt. Konzerthöhepunkt im Oktober ist das Konzert "Ave Maria - Gegrüßet seist Du, Maria" am 26.10.2013, um 20:00 Uhr mit Marienmotetten aus der Stralsunder Handschrift von 1585, vorgetragen vom Ensemble Schola Stralsundensis. Karten und weitere Informationen zum Musikzyklus erhalten Sie bei der Tourist Information Mühlhausen, Tel. 03601 40 47 70.

Mit der Ausstellung "Leben und Sterben - der Dreißigjährige Krieg aus der Perspektive von unten", die am 15. Dezember 2013 eröffnet wird, wagt sich der Kurator Dr. Kai Lehmann, Direktor des Museums Schloss Wilhelmsburg an ein besonders dunkles Kapitel in Folge der Reformation aus einem ganz speziellen Blickwinkel. Der Dreißigjährige Krieg gehört zu den größten Katastrophen, welche über die Menschen der Frühen Neuzeit herein gebrochen ist. Es lässt sich trefflich darüber spekulieren, ob es ohne Martin Luther und seine Reformation diesen schrecklichen Krieg überhaupt gegeben hätte. In diesem Krieg gab es kein Gut und Böse, kein schwarz und weiß. Egal ob protestantische oder katholische Heere das Land durchzogen, im Gepäck hatten sie immer Gewalt, Krankheit, Hunger und Tod. Die etwa 600m² große Ausstellung lässt das Leben zweier real existierender Familien - eine aus der Stadt Schmalkalden, die andere aus einem unweit entfernt liegenden Dorf - wieder auferstehen. Sie beleuchtet die Gräuel und Schrecken, den Hunger und den Tod, den diese Familien während der 30 Jahre durchlebten. Daneben widmet sich die Ausstellung aber auch dem normalen Leben der Menschen im 17. Jahrhundert. Man wird überrascht sein wie modern und gut die Menschen außerhalb von kriegerischen Perioden lebten.

Aus diesen Erfahrungen und Erkenntnissen für die Gegenwart und Zukunft zu lernen, es besser zu machen und eine Meinung mit Argumenten zu vertreten, das lehrt uns Luthers Erbe. Nur allzu leicht vergessen wir das in der schnelllebigen Gegenwart.
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