Im Einzelnen sieht der VELKD-Catholica-Beauftragte eine inhaltliche und zeitdiagnostische Kontinuität zu vorangegangen Enzykliken. Thematisch vervollständige die aktuelle Enzyklika den biblischen Dreischritt von Glaube, Hoffnung und Liebe. Zeitkritisch zeige der Text den Verlust des Glaubens in modernen Gesellschaften auf, angesichts dessen die vordringliche Aufgabe darin bestehe, das Licht des Glaubens wiederzuentdecken. "Vor diesem Hintergrund kann nicht hoch genug gewürdigt werden, dass die Enzyklika den Begriff des Glaubens als christlichen Wahrheitsanspruch entfaltet, den die Kirchen in der Öffentlichkeit zu vertreten und zu verantworten haben." Aus lutherischer Sicht könne er die "theologisch profunde und präzise Beschreibung des Wesens des Glaubens" voll und ganz unterschreiben. "Dieser Konsens bildet ein belastbares Fundament für die künftige gemeinsame Arbeit an offenen, weil strittigen Fragen."
Eine der offenen Frage sieht Weber im Verhältnis von Glaube und Liebe. Während in der römisch-katholischen Theologie ein durch die Liebe geformter und sich darin vollendender Glaube gelehrt werde, genüge nach evangelisch-lutherischem Verständnis der Glaube allein. "Für Luther ist und bleibt der Glaube der Liebe prinzipiell vorgeordnet. Allein im Glauben erschließt sich dem Menschen die Gewissheit über seine Annahme durch Gott." Der Glaube vollziehe sich daher in der persönlichen, inwendigen Erfahrung, dass das Wort Gottes wahr ist, und nicht in der gehorsamen Zustimmung der Vernunft und des Willens. "Dieser Glaube als das unbedingte und gewisse Vertrauen in Gott um Christi willen bestimmt die Person. Die Liebe hingegen bestimmt das Werk."
Die Enzyklika, so Weber, sei zu verstehen "als eine Einladung und Herausforderung, im ökumenischen Dialog auf der Grundlage unserer jeweiligen Bekenntnisse und hermeneutischen Perspektiven nach der Wahrheit des Evangeliums, die Jesus Christus selber ist, zu suchen - in der Hoffnung auf Gottes Verheißung, dass sie sich von uns finden lassen will."