Bischof Ulrich betonte, dass sich die grundlegenden Einsichten der Ökumene nicht von selbst verstünden. "Im Gegenteil: Wie oft braucht gerade das Selbstverständliche die Einübung und die Pflege, damit es tatsächlich im alltäglichen Miteinander präsent ist." Dazu gehöre auch die religiöse Toleranz. Diese werde vielfach nur als Duldung begriffen. "Aber es gibt noch eine andere Seite der Toleranz: Sie rechnet damit, dass in dem Anderen, dem Fremden, die eigene notwendige Ergänzung zu finden sein könnte. Solche Toleranz rechnet damit, dass Gottes Spielräume allemal größer sind als unsere Möglichkeiten zu denken und zu handeln."
Im Weiteren würdigte der Leitende Bischof die zwischen der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche erreichten Gemeinsamkeiten sowie die Gemeinschaft der lutherischen Kirchen im Lutherischen Weltbund (LWB). "Diese Welt hat einen Anspruch darauf, dass wir ein Beispiel geben zum respektvollen Dialog und zur Überwindung der Trennung und des Hasses, des Misstrauens und der Gewalt; sie hat einen Anspruch darauf, dass wir nicht verstummen, dass wir die Wahrheit, die wir erkannt haben, die in uns gelegt ist, nicht verschweigen." Nicht zuletzt zeige die Gemeinschaft von St'Egidio eindrücklich, "wie aus dem gemeinsamen Gebet die Kraft zum Frieden und der Dialog zwischen den Religionen und Kulturen" erwachse.
Die Teilnahme von Bischof Ulrich an dem interreligiösen Internationalen Friedenstreffen knüpft an einen Gesprächsbesuch der Kirchenleitung der VELKD im Jahre 2011 bei der Gemeinschaft Sant'Egidio an. Die Friedenstreffen gehen auf die Initiative der Gemeinschaft zurück und finden in Folge des Weltfriedensgebetes von Assisi, das Papst Johannes Paul II. 1986 einberufen hatte, jährlich an wechselnden Orten statt. Die Gemeinschaft Sant'Egidio wurde 1968 gegründet.
Weitere Informationen unter www.velkd.de und www.santegidio.org/index.php.