Beteiligung und Anerkennung indigener Gruppen in Botswana gefordert
Während der Begegnungen machten die Vertreter*innen der indigenen Volksgruppen Botswanas klar, dass ihnen ihr Land für den Abbau von Diamanten, die Einrichtung von Wildtierreservaten oder für Tourismusprojekte systematisch geraubt werde. Aber auch das Jagdverbot in den eigenen Territorien, die Zwangsumsiedelung sowie der Verlust der eigenen Sprache benachteiligten die indigene Bevölkerung. Vertreter*innen indigener Gruppen forderten deshalb die Beteiligung der indigenen Völker an allen für sie relevanten Entscheidungsprozessen und vor allem ihre verfassungsrechtliche Anerkennung als indigene Ethnien in Botswana.
„Wir werden in Entwicklungsprogrammen nicht involviert. Wir werden nicht gefragt, was wir brauchen, sondern andere entscheiden über unsere Köpfe hinweg. Während der Corona-Pandemie hat man uns Desinfektionsmittel gebracht, obwohl wir andere Dinge benötigten“, so Keikabile Mogodu, Geschäftsführer des Botswana Khwedom Council, einer Sozialorganisation, die sich anwaltschaftlich für die Menschenrechte der Khwe einsetzt.
In Botswana leben rund 71.000 Angehörige indigener Volksgruppen, die rund 3,1 Prozent der Gesamtbevölkerung des Binnenstaates im südlichen Afrika ausmachen. Die Ethnie der Khwe (auch bekannt unter dem Begriff „San“) gehört mit etwa 66.000 Mitgliedern zur größten indigenen Volksgruppe, gefolgt von den ethnischen Gruppen der Nama mit 2.600 Mitgliedern und der Balalal mit 2.150 Mitgliedern.
Indigene Menschen werden weltweit benachteiligt
Der aus Mitteln des Bundeskulturfonds teilfinanzierte Workshop befasste sich darüber hinaus mit der Diskriminierung und Benachteiligung indigener Menschen in den jeweiligen Herkunftsländern der Teilnehmer*innen. Bis zu 450 Millionen Menschen und damit etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung gehören einer indigenen Bevölkerungsgruppe an. Die wirtschaftlichen Interessen multinationaler Unternehmen, die sich an den Bodenschätzen in den Gebieten bereichern wollten, die seit jeher von indigenen Völkern bewohnt werden, führten nach Beobachtung der Workshop-Teilnehmer*innen zur Vertreibung dieser Völker und zum Verlust ihrer wirtschaftlichen Lebensgrundlage, sozialen Strukturen sowie ihrer kulturellen und spirituellen Identität. So gehörten Angehörige indigener Völker oftmals zu den am stärksten ausgegrenzten Gruppen innerhalb der Gesellschaften. Als Folge davon hätten sie überdurchschnittlich häufig unter Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Diskriminierung, politischer Verfolgung, Gewalt und Einschüchterung durch Sicherheitskräfte zu leiden.
Einigung über Forderungskatalog
Durch den Erfahrungsaustausch und die Analyse der eigenen Lebensbedingungen erhielten die Teilnehmer*innen neue Impulse für die eigene Partnerschaftsarbeit. Zum Abschluss des Workshops wurde die Vereinbarung getroffen, Diskriminierung und Rassismus gegenüber indigenen Völkern überall auf der Welt gemeinsam zu überwinden und deren Rechte in Afrika, Asien und Deutschland zu stärken. Darüber hinaus werden die VEM-Mitgliedskirchen dazu aufgerufen, Netzwerke zwischen indigenen Bevölkerungsgruppen, Kirchen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Journalisten und religiösen Organisationen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu unterstützen. Die Kirchen werden außerdem dazu angehalten, bei der Evangelisierung indigener Volksgruppen in höherem Maße Rücksicht auf deren Kultur zu nehmen. Ferner sollten die Kirchen eine Schlüsselrolle bei der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden für indigene Völker übernehmen und ein entsprechendes Partnerschaftsnetz innerhalb der VEM-Gemeinschaft etablieren.