Sozio-ökonomische Lage
Es wurde berichtet, dass der östliche Teil der DR Kongo schon seit der Kolonialzeit von ausländischen Profiteuren ausgebeutet werde und die dortige Landschaft verwüstet wurde. Seit mehr als einem Jahrhundert hätten sich fremde Mächte an kongolesischem Kautschuk, Elfenbein und wertvollen Mineralien bereichert. Heutzutage seien viele Länder in dem illegalen Handel mit kongolesischen Rohstoffen verwickelt, darunter China, westliche Staaten und afrikanische Nachbarländer. Unterstützt werden sie dabei auch von zahlreichen kongolesischen Beamten. Darüber hinaus werde die Arbeitskraft von Männern, Frauen und Kindern in den gefährlichen Bergbauminen rücksichtslos ausgebeutet.
Humanitäre Lage
Laut einem weiteren Bericht der Diakonieabteilung der CBCA-Kirche gehöre die aktuelle humanitäre Lage in der DR Kongo zu den komplexesten Krisen der Welt. Nach Schätzungen des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (United Nations High Commissioner of Refugees, UNHCR) befänden sich insgesamt rund 5,6 Millionen Kongolesen*innen auf der Flucht, davon seien allein 4 Millionen Binnenvertriebene in den östlichen Provinzen des Landes heimatlos. Über 100 bewaffnete Gruppen zwängen die Bevölkerung dazu, aus ihren Häusern zu fliehen und um das eigene Überleben zu kämpfen. So seien beispielsweise im Zuge der Angriffe durch die Rebellengruppe M23 im März 2023 in der Provinz Nord-Kivu mehr als 521.000 Menschen in die Flucht getrieben worden. Unzureichende humanitäre Hilfe in den Flüchtlingslagern führe unter anderem dazu, dass Bäume in der Nähe der Unterkünfte zum Kochen und Bauen gefällt werden. In Ermangelung von Holz werden umweltschädliche Plastikreste verfeuert. Viele Menschen hätten keine Nahrung, kein Wasser, keine Unterkunft, keine sanitären Einrichtungen und nur eingeschränkten Zugang zu Hygieneartikeln. In ihrer Not prostituierten sich Vertriebene im Tausch für Brennholz oder Nahrungsmittel. Neugeborene, Kleinkinder, Frauen, Schwangere, ältere Menschen und weitere Schutzbedürftige seien diesen menschenfeindlichen Lebensbedingungen schutzlos ausgeliefert.
Sicherheitspolitische Lage
Der Osten der DR Kongo gehöre laut Darstellung der örtlichen Kirche zu den weltweit übermilitarisierten Regionen. Seit Jahrzehnten seien die dort ansässigen Menschen Opfer von Tötungen, Vergewaltigungen, Plünderungen und Vertreibungen.
Neben den kongolesischen Streitkräften kommen auch die Truppen der UN-Mission (MONUSCO) seit mehr als zwanzig Jahren in der DR Kongo zum Einsatz. Allerdings sei die kongolesische Bevölkerung mit der UN-Mission unzufrieden, da sie ihrer Ansicht nach nicht in der Lage sei, das Morden und die Gewalt im Land zu beenden. Mit dem Beitritt der DR Kongo zur Ostafrikanischen Gemeinschaft (East African Community, EAC) wurde vor kurzem eine Truppe aufgestellt, die sich aus den Streitkräften Ugandas, Kenias, Burundis und des Südsudans rekrutiert. Trotz der Präsenz dieser neuen Armee, wird die kongolesische Bevölkerung aber immer wieder Opfer von Massakern, die von den ausländischen Islamisten-Rebellen der ADF (Allied Democratic Forces, ADF) in den Regionen Beni und Ituri und von den M23-Rebellen in den Gebieten Masisi, Rutshuru und Nyiragongo im Süden der Provinz Nord-Kivu verübt werden. Auch in der Provinzhauptstadt Goma werden fast wöchentlich Zivilisten getötet.
Sehnsucht nach Frieden
Nach drei Jahrzehnten voller Kriege, Konflikte und Gewalt, so die Beobachtung der kongolesischen Diakoniemanager*innen, sehne sich die Bevölkerung im Osten der DR Kongo nach einem Leben in Frieden. Die meisten jungen Kongolesen hätten in ihrem Leben keinen Frieden erlebt, sondern ausschließlich Gewalt als Mittel zur Durchsetzung eigener Forderungen. Trotz des Elends und der Verzweiflung, habe die Bevölkerung eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit entwickelt. Dazu beigetragen habe auch die geschwisterliche Unterstützung und humanitäre Hilfe durch die VEM-Mitgliedskirchen in Afrika, Asien und Deutschland.
„Die Beendigung der jahrzehntelangen Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo ist längst überfällig. Genug der verlorenen Menschenleben! Genug der leidenden Massen! Lasst uns einen neuen Weg des Wiederaufbaus einschlagen! Lasst uns Gerechtigkeit, Sicherheit und Wohlstand für die Bürger*innen anstreben! Jetzt ist die Zeit! Und die Zeit zum Handeln ist jetzt! Mitleid ist kein Ersatz für Taten!" so Pfarrer Godwin Ampony, Vorsitzender des ICDM und Mitarbeiter im Internationalen Diakonieprogramm der VEM.
Das ICDM ist ein 2015 gegründetes internationales Netzwerk von Diakoniemanager*innen, die in Kirchen, kirchlichen Organisationen, diakonischen Einrichtungen und staatlichen Institutionen in Afrika, Asien und Europa tätig sind. Zu den Hauptpartner*innen des ICDM gehören unter anderem die VEM und das Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement (IDWM) in Bielefeld.