Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) unterstützt als Mitglied der Kampagne die Online-Petition zum Erreichen der erforderlichen 1 Million Unterschriften von Bürger*innen der Europäischen Union (EU), um die Europäische Kommission zu einer Gesetzgebung zu drängen, die von Unternehmen aus der Branche eine Prüfung ihrer Lieferketten auf die Einhaltung existenzsichernder Löhne verlangt. Good Clothes Fair Pay zufolge sollen Marken und Einzelhändler gesetzlich dazu verpflichtet werden, die Löhne in ihren Lieferketten zu bewerten, Pläne zur Schließung der Lücke zwischen tatsächlichen und existenzsichernden Löhnen aufzustellen und ihre Fortschritte öffentlich bekannt zu geben.
Hungerlöhne reichen nicht aus
Laut Aussage der Kampagne bekommen die Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie der Herstellerländer heute zumeist Mindestlöhne, die nur ein Drittel bis ein Viertel der Ausgaben decken, die sie für sich und ihre Familien benötigen, um über die Runden zu kommen. Trotz zermürbender Arbeitszeiten seien die meisten von ihnen finanziell kaum in der Lage, gesunde Lebensmittel auf den Tisch zu bringen, in angemessenen Wohnungen zu leben, eine medizinische Versorgung zu bezahlen oder das Schulgeld für ihre Kinder aufzubringen.
„Es ist beschämend, dass auch deutsche Textilunternehmen von Hungerlöhnen profitieren, allen Behauptungen von nachhaltiger und sozial verantwortlicher Produktion zum Trotz. Die Achtung von Menschen- und Arbeitsrechten bleibt auf der Strecke“, so Dietrich Weinbrenner, Beauftragter für nachhaltige Textilien der VEM, der selbst Recherchen in verschiedenen Produktionsländern durchgeführt hat. Innerhalb der internationalen Kirchengemeinschaft haben vor allem weibliche Beschäftigte aus Indonesien und Sri Lanka immer wieder über prekäre Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie berichtet. Vor diesem Hintergrund setzt sich die VEM seit mehr als 25 Jahren für faire Löhne und Arbeitsbedingungen in der internationalen Textilindustrie ein.
Humanitäre Krise in Herstellerländern infolge von Covid-19
Die Situation habe sich durch die Covid-19-Pandemie weiter verschlimmert. Hunderttausende von Beschäftigten seien für ihre Arbeit nicht bezahlt worden, als große Markenhersteller ihre Aufträge für bereits produzierte Waren stornierten. Dies führte laut der Initiative zu einer schweren humanitären Krise in den Herstellerländern, da die Arbeitnehmer*innen ohne ein soziales Sicherheitsnetz noch mehr Mühe hätten, ihre Lebensmittel, Gesundheitsversorgung und Mieten zu bezahlen.
Die Initiative wird von einer Koalition von Bürger*innen in der EU angeführt und von Nichtregierungsorganisationen wie der »Kampagne für Saubere Kleidung «, politischen Entscheidungsträger*innen und Expert*innen für existenzsichernde Löhne unterstützt.
Die »Kampagne für Saubere Kleidung « ist ein Netzwerk, das sich für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Beschäftigten in der weltweiten Textil-, Sport-, Schuh- & Lederindustrie einsetzt.