*Es ist gut, dass der Umweltminister jetzt einlenkt, auch wenn weniger die ökologischen und sozialen Bedenken gegenüber Agrokraftstoffen - etwa die Vertreibung von Menschen und explodierende Lebensmittelpreise in Entwicklungs- und Schwellenländern - dazu geführt haben, als vielmehr der Aufschrei des größten Autofahrervereins, dass Tanken mit der Biospritverordnung für viele Autofahrer in Deutschland teurer würde", kommentiert Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand den Kurswechsel des Ministers. Gabriel habe in diesem Fall leidvoll erfahren, dass man den Aussagen der Autoindustrie nicht trauen könne. Der Verband der Automobilhersteller (VDA) hatte behauptet, fast alle älteren Pkw würden den zehnprozentigen Ethanol-Anteil im Sprit vertragen. Demgegenüber sollen jedoch rund zwei Millionen zugelassene Pkw nicht für den neuen Kraftstoffmix geeignet sein.
Der VCD sieht in der bisherigen Strategie der Bundesregierung, Klimaschutz im Verkehrsbereich zu einem erheblichen Teil durch den Einsatz von Kraftstoffen aus Biomasse zu erreichen, einen Irrweg. *Dieser Ansatz unterläuft das eigentliche Ziel, Fahrzeuge schnell sparsamer im Verbrauch zu machen", erklärt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Die Bundesregierung habe gemeinsam mit der deutschen Autoindustrie beim geplanten CO2-Grenzwert für Pkw in Brüssel einen Rabatt mit dem Versprechen erschlichen, mehr Agrokraftstoffe einzusetzen.
Lottsiepen: *Spätestens mit der aktuellen Abkehr vom Biosprit-Versprechen muss die geplante Option vom Tisch, fahrzeugseitig einen Grenzwert von lediglich 130 Gramm CO2 pro Kilometer festzusetzen und zehn Gramm durch weitere Maßnahmen wie Agrokraftstoffe zu erreichen. Wir fordern einen Grenzwert von 120 g/km bis 2012 - ohne Wenn und Aber. Maßgeblich für den Klimaschutz ist die Gesamtenergiebilanz. Deshalb ist viel entscheidender als die Frage, welcher Kraftstoff verbrannt wird, die Frage, wie viel davon ein Fahrzeug verbraucht."