"Löws Dialekt ist kein Problem, solange er Positives melden darf", erklärt Lothar Haase. "Der Hörer freut sich unbewußt über die ungewöhnliche Intonation und Sprachmelodie." Sobald der Bundestrainer aber "högschd Unangnehmes" verbreiten müsse, eine Niederlage wie gegen die Kroaten etwa, mache er sich durch seinen Zungenschlag zusätzlich angreifbar. Der Rhetorik-Experte: "Durch den Dialekt wird das Gesagte noch persönlicher. Löw wirkt dann nicht professionell, sondern provinziell." Diese Regel gilt nicht nur für Fußballtrainer - sondern in allen Bereichen des Lebens und im Arbeitsalltag.
Lothar Haase, selbst Cheftrainer am Managementinstitut Ruhleder, empfiehlt: "Menschen, die Reden halten müssen oder in größeren Unternehmen Karriere machen wollen, sollten sich für einen bewussten Umgang mit dem eigenen Dialekt entscheiden." Es bringe nichts, sich zu verstellen und den eigenen Zungenschlag abzutrainieren - das wirke gekünstelt. Haase: "Wer seine Firma nach Außen vertreten möchte, tut sich leichter, wenn er seine Herkunft nicht all zu deutlich auf der Zunge trägt."
Jogi Löws Badisch steht eben für einen eher kleinen Teil Deutschlands, Provinz eben: Bei positiven Botschaften ist das sympathisch. Bei schlechten Nachrichten wirkt der Dialekt aber unsouverän.
Etwas anders verhält es sich, wenn man bereits erfolgreich ganz oben steht: Altbundeskanzler Helmut Kohl, der in seinen jungen Jahren eine dialektfreie Aussprache gepflegt hat, entdeckte erst als Kanzler sein Pfälzisch wieder. "In der Zeit des politischen Aufstiegs wäre für Kohl sein Dialekt hinderlich gewesen, aber als Bundeskanzler hat er das Pfälzische intensiv gepflegt." Das Signal, das bei den Leuten ankam, war, dass er ganz bei sich ist und sich nicht verbiegt - eine ideale Führungsfigur.
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