In diesem Buch geht es vor allem darum, innerlich zur Ruhe zu kommen, das wahre Selbst in uns von falschen Identifikationen zu lösen und zu befreien, um es dann zu verwirklichen. Das wahre Selbst ist frei von jeglichen Krankheiten und Traumen, da es immer heil und göttlich ist.
Die tiefe Weisheit der Worte Inayat Khans erreichen direkt das Herz der Leser; sie wirken dabei tief entspannend und gleichzeitig meditativ. Auch, wenn wir dieses Buch 20 mal lesen würden, wäre es dennoch niemals genug!
Auszug aus dem Vorwort
von Shaikh al-Mashaik Mahmood Khan
Um den Inhalt der Werke vollständig erschließen zu können, diesen so zu genießen und den vollen Nutzen daraus zu ziehen, sollten Lesende oder Zuhörende die Fähigkeit besitzen, über den ersten Eindruck hinaus in die Tiefe einer aufmerksamen inneren Wahrnehmung einzutauchen: Dann werden uns Khans Werke immer wieder mit Freude und Überraschung belohnen. In der Tat sorgen nicht gerade wenig Aspekte sowohl in der Biografie von Hazrat Inayat Khan als auch seines Lebenswerks für Überraschungen. Immer wieder, so scheint es, treten neue Wege und virtuose Improvisation auf.
Schon ab dem ersten Kapitel in „Mystik“ wird deutlich, dass der Dichter-Musiker Khan der Intuition den Vorrang vor der Rationalität einräumt – der inneren Vorstellungskraft, die sich in einer physischen Form konkretisiert – also der subjektiven Vorgehensweise und der kreativen Anpassung des Zieles. In seiner Zeit war dies eine praktisch neue und zukunftsweisende Einsicht. Das gleiche Konzept wird dann auf das Gottesbild angewendet, welches sich in die abstrakte göttliche Essenz auflöst. Es beinhaltet häufig den Begriff „Vollkommenheit“ was im Sinne von Hazrat Inayat Khan als „Vollendung“ zu verstehen ist: Die Vollendung des Menschen besteht darin, die Seele bewusst mit dem Leben von Körper, Geist und Herz zu verbinden.
Das zweite Kapitel enthält ein ebenso bedeutendes Thema: Die „Vergeistigung der Objektivität“, welche durch ein weiteres Grundkonzept erreicht wird: das „Verlernen“. In den nachfolgenden Kapiteln werden die damit zusammenhängenden Ansätze erläutert. Im vierten Kapitel spezifiziert Khan nicht nur vier Kategorien von spirituellen Menschen, sondern betont insbesondere, dass Weisheit auch durch weltliche Tätigkeiten erreicht werden kann. Kapitel fünf ist einer von Khans hervorragendsten Vorträgen. „Das Geheimnis des Geistes“ kulminiert in der Vision von Sonne und Strahl – das „vertraute Fünklein“.
Licht, Strahlkraft ist die Essenz des Lebens, und dessen sich bündelnde Aktivität, die als Bewegung Kennzeichen allen Lebens ist, zentriert sich im Bild der Sonne, die dann Licht aussendet, das sich im Menschen als Seele manifestiert. Die Bildsprache wird durchgängig beibehalten, auch bei metaphysischen Fragen, die über den Rahmen dieser Darstellung hinausgehen.
Nach der Erklärung der vier Hauptzugänge durch Geist, Herz, Ruhen und Aktivität, sind die drei letzteren Gegenstand der abschließenden drei Vorträge dieser eindrucksvollen Sammlung. Die Schlussfolgerung über das Ruhen ist bemerkenswert: „Dann braucht man Aktivität (...), eine Aktivität, die immer größere Harmonie schafft. Und schließlich braucht man das Ruhen, das ermöglicht, an einem Tag des Schweigens zu lernen, was sonst ein Jahr des Studierens benötigen würde; zweifellos aber nur, wenn man den wahren Weg des Schweigens kennt.“
Über den Autor
Hazrat Inayat Khan ist der Begründer der internationalen Sufi-Bewegung und des internationalen Sufi-Ordens. 1882 in Baroda an der West-Küste Indiens geboren, wurde der Sufi-Mystiker in seiner Heimat als Virtuose der klassischen indischen Musik verehrt. Schon in jungen Jahren wurde dem Sänger und Vina-Spieler der Titel „Tansen“ – bedeutendster Musiker Indiens – verliehen. Sein geistiger Lehrer war Kwaja Abu Hashim Madani. Dieser gab ihm den Auftrag: „Ziehe hinaus in die Welt und bringe den Osten und den Westen mit Deiner Musik in Einklang“.
Khan lebte und lehrte ab 1910 in den Vereinigten Staaten und Europa. Seine Kenntnis der durch Musik bewegten Seele war es, die ihm Meisterschaft im „Stimmen menschlicher Seelen“ verlieh. Er brachte uns Europäern damit das tiefe, alte indische Wissen des Vedanta nahe. Die Lehre, die er in den Westen brachte, ist die „Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit“.
Seine Kenntnis der durch Musik bewegten Seele war es, die ihm Meisterschaft im Stimmen menschlicher Seelen verlieh und diese zu einer Bruderschaft verband. 1926 ging er zurück nach Indien, und 1927 kehrte er in seine geistige Heimat zurück.
Heilung aus der Tiefe der Seele | Verlag Heilbronn 2019 | 254 Seiten | gebunden | ISBN 978-3-936246-37-7 | € 25,00