Ein verbesserter Informationsaustausch und dadurch eine bessere interdisziplinäre und multiprofessionelle Behandlung, außerdem eine Optimierung der Diabetestherapie durch eine strukturierte Dokumentation der Behandlungsverläufe, die Erinnerung an notwendige Termine und die Integration sinnvoller Tools (z. B. elektronischer Medikationsplan) – das sind die Vorteile, die die ePA Menschen mit Diabetes bieten kann. Diese Vorteile könnten noch größer sein durch eine Kombination der ePA mit der elektronischen Diabetesakte (eDA), eine Ergänzung zur ePA, die die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) plant.
Sicht auf die ePA überwiegend positiv
Wie schätzen diabetologisch tätige Ärzte und Diabetesberater/-assistenten die ePA ein? Danach wurden für den Digitalisierungs- und Technologie Report Diabetes (D.U.T-Report) die 337 teilnehmenden diabetologisch tätigen Ärzten und 574 Diabetesberater/-assistenten gefragt. Die meisten der Befragten haben eine positive Einstellung zur elektronischen Patientenakte. Dabei gibt es eine große Übereinstimmung zwischen den befragten Ärzten und Diabetesberatern/-assistenten: Jeweils rund 60 % sehen die ePA positiv (Ärzte: 61,2 %, Diabetesberater/-assistenten: 59,9 %). Ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen zeigt sich beim Anteil derer, die die ePA kritisch sehen: Bei den Ärzten sind das knapp über 14 %, bei den Diabetesberatern/-assistenten nur 9 %.
Fazit: Die meisten der Befragten haben eine positive Einstellung zur elektronischen Patientenakte, hier gibt es eine große Übereinstimmung zwischen den Ärzten und den Diabetesberatern/-assistenten. Letztere sehen sie noch weniger kritisch (9.0 %) als die Ärzte (14,2 %).
Auswirkungen auf die Kommunikation mit Kollegen und Patienten
Was erhoffen sich die beiden Berufsgruppen von der ePA? Gefragt wurde explizit nach den Auswirkungen auf die Kommunikation mit Kollegen und Patienten. Die meisten Diabetesberater/-assistenten (62,2 %) erhoffen sich durch die ePA eine verbesserte Kommunikation mit Kollegen; nur 10 % sind skeptisch, dass dies gelingen wird. Bei den Ärzten sind es 59,3 %, die sich durch die ePA eine verbesserte Kommunikation mit Kollegen erwarten. Hinsichtlich der Kommunikation mit Patienten glaubt knapp die Hälfte (50,2 %) der Diabetesberater/-assistenten an einen verbesserten Kommunikationsfluss, bei den Ärzten sind es 45,1 %.
Warum glauben sowohl mehr Ärzte als auch mehr Diabetesberater/-assistenten, dass die ePA eher die Kommunikation mit Kollegen erleichtern wird? Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Behandlung des Diabetes in besonderem Maß eine fachübergreifende, interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen und Berufsgruppen erfordert.
Was sagen Autoren des D.U.T-Reports zur elektronischen Patientenakte?
Prof. Dr. Bernhard Kulzer (Bad Mergentheim), Nico Richter (Hamburg) und Sabine Hochstadt (Berlin) erläutern in ihrem Artikel „Start der elektronischen Patientenakte“, dass in vielen Nachbarländern und vor allem in nordischen Ländern die ePA schon eingeführt wurde. Ihre allgemeine Einschätzung: „Auf der anderen Seite kann das Projekt ‚ePA‘ nur gelingen, wenn die digitale Infrastruktur, die dazu notwendig ist, zur Verfügung steht. (…) Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Funktionalität, die Kompatibilität und die Sicherheit der ePA so gut gewährleistet und sichergestellt ist, dass alle Akteure im Gesundheitswesen genügend Vertrauen in digitale Lösungen haben. Dafür müssen die Nutzer einen gefühlten Vorteil durch diese Anwendungen haben und Zugriffsrechte und Datenspeicherung/-sicherheit müssen transparent geregelt sein.“
Den Artikel mit allen wichtigen Informationen zur ePA können Sie hier nachlesen. ((Link: https://www.dut-report.de/2021/01/21/start-der-elektronischen-patientenakte/ ))
Die Umfrage
Zum dritten Mal nach 2018 und 2019 zeigt eine wissenschaftlich geleitete Umfrage, inwieweit digitale Anwendungen in Deutschland schon in der klinischen Praxis genutzt werden und wie Diabetologen gegenüber der Digitalisierung eingestellt sind. In diesem Jahr haben 337 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen, die diabetologisch tätig sind. Durchgeführt wurde die Befragung vom Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) in Zusammenarbeit mit dem zukunftsboard digitalisierung der Berlin-Chemie AG und mit Unterstützung des Bundesverbandes Niedergelassener Diabetologen (BVND), des Verbandes der niedergelassenen Diabetologen Niedersachsens (VNDN), des Bundesverbandes Klinischer Diabetes-Einrichtungen (BVKD) und des Wissenschaftlichen Instituts der niedergelassenen Diabetologen (winDiab).
2020 wurden zudem Diabetesberater/-assistenten nach ihrer Sicht auf neue Technologien und die digitalen Möglichkeiten der Diabetestherapie gefragt. 574 Mitglieder dieser Berufsgruppen haben an der Umfrage teilgenommen – davon sind 67,1 % Diabetesberater DDG und 13,1 % Diabetesassistenten DDG; 18,1 % haben sowohl die Ausbildung zum Berater als auch zum Assistenten absolviert. Insgesamt haben fast alle Befragten (98,3 %) eine abgeschlossene Weiterbildung. Diese Umfrage wurde unterstützt vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).
Die Ergebnisse sowohl der Ärzte- als auch Umfrage unter Berater/Assistenten sowie weiterführende Artikel wurden im D.U.T-Report veröffentlicht; dieser ist abrufbar unter dut-report.de.
Der Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes
In diesem Report beschreiben die Autoren die wichtigsten Fakten und Entwicklungstrends zu verschiedenen Aspekten der Digitalisierung und Technologisierung in der Diabetologie. Durch die Beiträge wird deutlich, auf wie vielen und unterschiedlichen Ebenen Digitalisierung und Technologie mittlerweile in die Diabetestherapie eingreifen. Die Artikel sollen helfen, praxistaugliche Lösungen zu finden, die künftig zu einer modernen und patientenorientierten Diabetologie gehören können. Zudem ist die eingehende Analyse der Umfrageergebnisse ein Teil des D.U.T-Reports.
Der Report erscheint im Kirchheim-Verlag, die Herausgeber sind Prof. Dr. Bernhard Kulzer und Prof. Dr. Lutz Heinemann. Unterstützt wird der D.U.T-Report von der Berlin-Chemie AG mit seinem zukunftsboard digitalisierung (zd), mit dem das Unternehmen zusammen mit führenden Experten den Digitalisierungsprozess in der Diabetologie in Deutschland aktiv vorantreibt.
Vertreter des zehnköpfigen Zukunftsboards Digitalisierung bilden zudem die Jury für den bytes4diabetes-Award.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Pressemitteilung wie auch im D.U.T-Report oftmals die männliche Sprachform verwendet. Dies soll keine Benachteiligung anderer Geschlechter implizieren, sondern im Sinne der sprachlichen Vereinfachung geschlechtsneutral verstanden werden.