Sergio Giroldi, Vorstandsvorsitzender von Deutschlands größter Baumarktkette Obi, erklärte im Interview mit Holger Externbrink, Chefredakteur von baumarktmanager, wie er sich die Baumarktszene im Jahr 2020 vorstellt. Eine weitere Konsolidierung nach der Praktiker-Pleite sieht er nicht: "Unsere wichtigsten Wettbewerber sind alle stark genug, um auch 2020 am Markt zu bestehen." Das Internet werde das Geschäft in den nächsten Jahren allerdings demokratisieren. Der Kontakt und der Informationsaustausch mit den Kunden werde immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die neuen, jüngeren Kunden seien nicht mehr so DIY-affin wie die ältere Generation und benötigten daher künftig mehr Services und Lösungen für ihr jeweiliges Problem. Zum Thema E-Commerce stellt Giroldi klar: "Pures E-Commerce entspricht nicht unserem Geschäftsmodell. Wir setzen auf die intelligente Verknüpfung der Vertriebswege: Cross Channel eben." Und: "Im Jahr 2020 werden wir bis zu 40 Prozent unseres Umsatzes online abwickeln."
Damit verändert sich der Verkauf grundlegend. Neue Marketingtools halten Einzug. Peter Faisst, Geschäftsführer der Düsseldorfer Marketing Factory, glaubt, dass die Rabattmarken eine Renaissance erleben. Allerdings in der digitalen Variante auf dem Smartphone - als mobile couponing. Kunden, die im Baumarkt unterwegs sind, werden künftig über so genannte ibeacons kontaktiert. Das sind kleine Geräte, die Werbung auf die Smartphones der Kunden spielen, aber auch Laufwege, Verweildauer und Wiederkehrrate notieren. Dies erklärte Sascha Keller, CIO des Planungs- und Beratungsunternehmens 100hands, den Teilnehmern der Veranstaltung.
Dass die Technik sich inzwischen bedeutend schneller entwickelt, als Menschen dies erwarten, skizzierte Trendforscher Sven Gabor Jansky. Der Inhaber des Think Tank 2bAHEAD, glaubt, dass sich der Handel komplett technisieren wird. Alle verfügbaren Informationen bis hin zu den Emotionen der Kunden werden erfasst werden, um ihnen immer das für die jeweilige Lebenswelt passende Angebot zu machen. Dabei würden die Kundensegmente sich aufteilen in einen großen Economy-Bereich und ein kleineres Premiumsegment.
Mithin verändern sich auch die stationären Einzelhandelskonzepte stetig, wie der Creative Director von JosDeVries, einer europäischen Agentur im Bereich der strategischen Entwicklung von Einzelhandelskonzepten, darlegte. In der Zukunft, so de Jong, werden Emotionen und Services gegenüber dem rein funktionalen Aufbau eines Baumarktes dramatisch an Bedeutung gewinnen. Der Handel tue gut daran, sich darauf einzustellen. Die nächsten Kölner Gespräche finden am 9.9.2015 statt.