Dass die Pelzindustrie nach eigenem Bekunden Ihren Kunden einen im Vergleich zu Leder- und Textilgrenzwerten einmalig hohen Grenzwert von 300 mg/kg Formaldehyd zumuten will, zeigt das der Gesetzgeber dringend mit verbindlichen Vorgaben gegen diese Branche und ihre gefährlichen Produkte vorgehen muss. Selbst im Fall einer in der Studie "Gift im Pelz" dokumentierten Pelzprobe, die 450 mg/kg Formaldehyd enthält, kommentiert die Pelzbranche geradezu zynisch, ihr eigener Richtwert sei nur "geringfügig überschritten". Sie unterstreicht damit ihr Unvermögen, verantwortungsvoll zu handeln und die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und unterscheidet sich darin nicht von ihrer Verantwortungslosigkeit beim Tierschutz.
Tatsache ist: Die Formaldehydbelastungen von fünf in der Studie "Gift im Pelz" untersuchten Proben liegen deutlich über dem Maximalwert von 75 mg/kg international anerkannter Normen für Leder oder Textilien wie dem SG Leder und Öko-Tex 100. Die EU-Formaldehydgrenzwerte für textiles Kinderspielzeug werden bei einer Kinderjacke aus Pelz sogar um das 15fache überschritten!
Damit nicht genug. Das Pelzinstitut gibt zu, dass man drei der vier in der EcoAid-Studie in gesundheitlich bedenklichen Konzentrationen nachgewiesenen Chemikalien gar nicht untersuche. Diese Stoffe seien nur für die Umwelt relevant und nicht für Kleidung. Eine schwere Fehleinschätzung, wie eine Stellungnahme des Toxikologen Dr. Hermann Kruse von der Universität Kiel belegt. Dr. Kruse bestätigt allen vier gefundenen Stoffen eine hohe Giftigkeit beim Menschen und dass der Kontakt mit der Haut oder das Einatmen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.
Auch die Laboruntersuchungen versucht das DPI zu kritisieren. Doch die für die Studie "Gift im Pelz" durchgeführten Untersuchungen sind bestens abgesichert. Sie könnten anhand der vorhandenen Rückstellproben jederzeit wiederholt werden, falls es auch nur die geringsten Zweifel an der Richtigkeit der Untersuchung gäbe. Die gibt es jedoch nicht. Das Bremer Umweltinstitut ist für Lederuntersuchungen - bei Pelzuntersuchungen es werden die gleichen Verfahren eingesetzt - akkreditiert und bewährt. Anstatt sich mit den Giftbelastungen zu befassen, sucht das Pelzinstitut an den laborüblichen Messtoleranzen oder üblichen Haftungseinschränkungen seine Kritik fest zu machen. Dies ist eine Formalie: Da der Studienautor nicht selbst die Labormessungen vorgenommen hat, kann er schon formalrechtlich nicht für dessen Ergebnisse haften - das tut das Labor selbst. Genau so substanzlos ist das Aufgreifen der völlig laborüblichen Angaben zu Messtoleranzen.
VIER PFOTEN fordert das Deutsche Pelzinstitut auf, nun seinerseits alle ihm vorliegenden Laboruntersuchungen zu Pelz offen zu legen sowie deren Messtoleranzen und Messparameter zu nennen. Bisher sind derartige Untersuchungen bei der Industrie unter Verschluss - es gibt anstatt Informationen nur Intransparenz.
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