Die Tierschutz-Experten brachten die Orang-Utans in ein geschütztes Regenwaldgebiet, wo wieder freigelassen wurden. Vor der Freilassung wurden Mutter und Kind mit Funksendern ausgestattet. "Wir werden die beiden noch einige Monate beobachten, um sicher zu gehen, dass sie wohlauf sind und sich in der neuen Umgebung gut einleben", erklärt Dr. Signe Preuschoft, Primatologin bei VIER PFOTEN.
"Wir kamen gerade noch rechtzeitig," berichtet Preuschoft. "Mitten in einem abgeholzten Stück Regenwald fanden wir eine jubelnde Gruppe Jugendlicher. Sie hatten das Kopfgeld vor Augen und wollten die Orang-Utan-Mutter mit ihrem Kind angreifen. Die Tiere saßen wie versteinert im Gras, die Mutter umklammerte ihr Kind. Wir nahmen die beiden verschreckten Menschenaffen mit uns und brachten sie in Sicherheit."
Orang-Utans sind in Borneo vom Aussterben bedroht. In den letzten Jahrzehnten ist ihr Bestand von 250.000 auf weniger als 50.000 Tiere geschrumpft. Der Mensch zerstört ihren Lebensraum, den Tiefland-Regenwald, um Platz für Palmöl-Plantagen zu schaffen. Doch damit nicht genug: Manche Palmöl-Firmen bieten Kopfgeld für jeden, der einen Orang-Utan auf ihrer Plantage tötet. Babys werden als Haustiere verkauft. Für diese Palmöl-Unternehmen sind Orang-Utans bloß Schädlinge, von denen sie ihre Plantagen "säubern" wollen.
Die Massaker an den Orang-Utans wurde im September erstmals ein innenpolitisches Medienthema in Indonesien, als Bilder von Gräbern und Knochen auftauchten. Anfang 2012 wurde zum ersten mal ein Top-Manager einer Palmöl-Firma verhaftet und angeklagt: Die Firma Khaleda soll 85 EURO pro getötetem Orang-Utan geboten haben. Das Töten von Orang-Utans ist in Indonesien zwar streng verboten, das Gesetz wurde aber bis vor kurzem nicht angewendet.
VIER PFOTEN setzt sich in Kooperation mit der Regierung Indonesiens für das Überleben der Orang-Utans in Kalimantan / Borneo ein. Die Tierschutzorganisation betreibt seit 2007 ein Menschenaffen-Rehabilitationsprogramm in Samboja Lestari, in Zusammenarbeit mit der Organisation BOS (Borneo Orang-Utan Survival Foundation). Hier lernen verwaiste Orang-Utan-Kinder, was sie zum Überleben im Regenwald brauchen.
"Wir hoffen, dass wir mit unserem Einsatz die Öffentlichkeit aufrütteln und so wesentlich mehr Orang-Utans retten können, als die beiden, die wir in Sicherheit bringen konnten. Die grausamen Massaker an unseren nahen Verwandten müssen gestoppt und die letzten Tieflandregenwälder als Lebensraum für die Orang-Utan wirkungsvoll geschützt werden. Diejenigen, die gegen das Gesetz verstoßen, müssen für ihre Verbrechen bezahlen, nicht die Hilfsorganisationen - und schon gar nicht Orang-Utans", unterstreicht Signe Preuschoft.