Entdeckungsreise Mittelalter
Die diesjährige Sommerausstellung des Vorarlberger Landesmuseums lädt zu einer Entdeckungsreise durch das Mittelalter ein. Erstmals werden einzigartige Beispiele der Schatzkunst aus der ungewöhnlich reichen Kulturlandschaft zwischen Bodensee und Chur in den Mittelpunkt gestellt, die so noch nie zu sehen waren. Das Museum feiert damit über 1000 Jahre Mythos Gold, handwerkliche Kunstfertigkeit und spirituelle Faszination. Ausgehend von frühen Zeugnissen der Christianisierung aus dem 6. Jahrhundert spannt die Ausstellung einen kulturgeschichtlichen Bogen bis zum beginnenden 16. Jahrhundert.
Seltene Prunkstücke
Insgesamt sind mehr als 90 herausragende Objekte zu sehen, darunter in Österreich noch nie gezeigte Werke von Weltgeltung wie das im 9. Jahrhundert entstandene "Evangelium longum", mit Elfenbeintafeln aus dem persönlichen Besitz Kaiser Karls des Großen. Weitere Höhepunkte sind romanische Kultgegenstände und Schlüsselwerke aus dem hohen und späten Mittelalter. Dabei wird die vielfältige Verwendung von Gold in der Ausstellung lebendig: angefangen von reich verzierten Altargeräten, über goldbestickte Textilien bis hin zu Gold in der Buchmalerei.
Wertvoller als Gold
Noch bedeutender als das "edelste aller Metalle" waren im Mittelalter Reliquien: "wertvoller als kostbare Edelsteine und besser als Gold". Zu ihrer Aufbewahrung fertigten die Goldschmiede aufwändige Schreine. Durch das Entgegenkommen wichtiger Leihgeber ist es möglich, herausragende Beispiele zu zeigen, wie den spätromanischen Reliquienschrein des Heiligen Luzius aus dem berühmten Domschatz der Kathedrale Chur. Die Schau zeigt außerdem wertvolle Schlüsseldokumente, darunter die früheste Bodenseedarstellung oder die älteste Urkunde Österreichs, die hierzulande noch nie zu sehen waren.
All diese Kostbarkeiten stehen in faszinierender Weise für Aufstieg, Blütezeit und Niedergang des Mittelalters. Sie hatten das Glück, die Wirren und Umwege der Geschichte zu überdauern. Mit der Mehrzahl der Goldobjekte aus dem Mittelalter meinte es das Schicksal weit weniger gut. Den Anfang vom Ende der Macht und Herrlichkeit mittelalterlicher Kirchenschätze markierte die Reformation, die gerade an der Bodenseeregion nicht schadlos vorüberging. Im Zuge der Religionswirren wurde der Konstanzer Münsterschatz 1528 eingeschmolzen und die Gebeine der Heiligen in den Bodensee geworfen. Es begann ein grundlegend neues Zeitalter in Kunst und Kultur und eine lange Durststrecke für das Verständnis von mittelalterlicher Pracht und Erfindergeist.
Einzigartige Zusammenschau
Für den Kurator der Ausstellung und Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, Tobias G. Natter, verfolgt die Sonderausstellung ein nachhaltiges Ziel: "Zum ersten Mal werden teilweise unbearbeitete Bestände zusammengebracht, die den Reichtum mittelalterlicher Schatzkunst zwischen Bodensee und Chur belegen. Unser Anliegen ist es, die Geheimnisse und Symbolik des Mittelalters zu entschlüsseln. So wie im Mittelalter über alle Gesellschaftsschichten hinweg die Menschen auf irgendeine Weise Anteil an den glänzenden Prachtstücken hatten, sollen die Besucher die Faszination von Gold und den Mythos Mittelalter spüren."
Eine Ausstellung an zwei Orten
Die Ausstellung, die vom Vorarlberger Landesmuseum konzipiert und organisiert wird, findet an zwei Orten statt: im Landesmuseum in Bregenz und in der Johanniterkirche in Feldkirch, mitten im Zentrum der vielleicht schönsten mittelalterlichen Stadt Vorarlbergs. Mit der 1218 gestifteten Kirche am Marktplatz öffnet sich ein angemessener, mittelalterlichen Ort, an dem vor allem Goldschmiedearbeiten aus Vorarlberger Kirchen in ihrem ursprünglichen Kontext gezeigt werden.
Zur Ausstellung des Vorarlberger Landesmuseums, die in Kooperation mit der Stadt Feldkirch und der Diözese Feldkirch stattfindet, erscheint ein reich bebilderter Katalog im Verlag Hatje Cantz mit Beiträgen namhafter Autoren.
Rahmen- und Vermittlungsprogramm
Tägliche Kurzführungen, Überblicksführungen am Wochenende, Aktionen für Schulklassen und Kinder-Workshops vermitteln spannungsreich die Inhalte der Ausstellung. Vielfältige Begleitveranstaltungen wie Vorträge, Ausstellungsgespräche und Exkursionen beleuchten jeden Donnerstag um 18.30 Uhr die unterschiedlichsten Themen rund um das Thema "Gold. Schatzkunst zwischen Bodensee und Chur".