Herr Friess, die Nachfrage nach computergesteuerter Geldanlage wächst rasant. Weit mehr als eine Milliarde Euro haben deutsche Anleger bereits in sogenannte Robo-Advisor investiert. Ist dieser Ansturm nachvollziehbar?
Solange die Sparzinsen so niedrig sind, suchen Anleger nach rentablen Alternativen. Digitale Vermögensverwalter versprechen mit speziellen Algorithmen verlässliche, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen, ohne dass Anleger hohe Risiken in Kauf nehmen müssen. Robo-Advisor sollen die Börse quasi berechenbar machen – das zieht bei Sparern.
Stete Gewinne, kein Verlustrisiko - das klingt nach der Quadratur des Kreises. Können Robo-Advisor das tatsächlich leisten?
Computerprogramme versuchen die Geldanlage zu systematisieren, sie einer bestimmten Logik unterzuordnen. Das ist durchaus sinnvoll – es garantiert aber nicht automatisch positive Renditen. Als zum Beispiel Anfang des Jahres die Aktienkurse an den globalen Börsen unerwartet stark einbrachen, konnten sich Robo-Advisor diesem Trend nicht entziehen. Darum schlossen viele von ihnen das erste Quartal 2018 im Minus ab.
Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Geldanlagen, die festen Regeln statt einem Bauchgefühl oder vermeintlich heißen Tipps folgen, nachweislich bessere Renditen erzielen. Das VZ VermögensZentrum hat dies schon vor mehr als zehn Jahren erkannt und Mandate mit intelligenten Vorgaben entwickelt. Sie kombinieren unterschiedliche regelbasierte Methoden miteinander – der Erfolg kann sich sehen lassen.
Ersetzen Computerprogramme also bald den Berater?
Auf keinen Fall. Wer Vermögen gewinnbringend anlegen möchte oder seine Alterssicherung auf solide Füße stellen will, der braucht ein passendes Gesamtkonzept, das auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. Robo-Advisor können hier nur zum Teil helfen. Da sie nur einzelne Aspekte der Kapitalanlage abdecken, eignen sie sich eher für kleine Vermögen.
Eine umfassende Vermögensverwaltung oder ein verlässliches Ruhestandskonzept sind komplex. Es geht um viel mehr als um die richtigen Börsenpapiere. Deshalb führt eine isolierte Betrachtung nicht zum Ziel. Vielmehr braucht es Erfahrung und Einfühlungsvermögen in die Situation eines jeden Anlegers. Unabhängige Finanzberater denken hier auch mal quer oder schlagen unkonventionelle Lösungen vor, von einem Robo-Advisor kann man das nicht erwarten. Die Praxis zeigt auch, dass die meisten Anleger die persönliche Beratung vermissen – jüngere wie ältere.
Die ideale Vermögensverwaltung kombiniert also Mensch und Maschine?
Die Vorzüge beider Welten zu kombinieren, ist durchaus sinnvoll. Versierte Berater nutzen die individuelle Lösungsentwicklung sowie die Stärken regelbasierter Anlagestrategien. Je vielschichtiger und umfangreicher das Vermögen, desto weniger eignen sich standardisierte Lösungen. Nach unserer Erfahrung braucht es dafür Konzepte, die präzise auf die konkrete Vermögenssituation abgestimmt sind. Grundlage dafür ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Berater und Anleger, die sich am besten im persönlichen Gespräch aufbauen lässt. Der Austausch mit einem Avatar am Computer kann diese Basis auch in Zukunft – zumindest in der nahen – nicht ersetzen.