Die Entwicklung hatte sich längst abgezeichnet. Die Europäische Zentralbank verlangt von Banken bereits seit 2014 Negativzinsen, um Einlagen der Banken unattraktiv zu machen. Erst kürzlich hatte sie die Strafzinsen weiter angehoben. Fast alle Banken geben die Kosten inzwischen an ihre Sparer weiter. Bislang ist dies aber erst ab einer Anlagesumme von 100.000 Euro geschehen. Doch jetzt sind alle Dämme gerissen. „Die erste Volksbank berechnet Strafzinsen von minus 0,5 Prozent ab dem ersten Euro. Vereinzelt beträgt das sogenannte „Verwahrgeld“ sogar minus 0,6 Prozent“, warnt Tom Friess, Vorsitzender der Geschäftsleitung des VZ VermögensZentrums.
Minuszinsen und Inflation vernichten Kapital
Was wird aus dem Ersparten, wenn Bankkunden Zinsen zahlen statt wie gewohnt Zinsen zu bekommen? Bei einem Minuszins von -0,6 Prozent pro Jahr schrumpfen 100.000 Euro in zehn Jahren um fast 6.000 Euro. Dazu kommt noch der Wertverlust durch Inflation. Legt man 1,6 Prozent, den Durchschnittswert von 2019, zugrunde, verliert das Ersparte in zehn Jahren insgesamt um ein Fünftel an Wert.
Vermögenszuwachs nur mit Wertpapieren möglich
„Sparer und Anleger haben das Ziel, ihr Geld zu vermehren“, betont Tom Friess. Um den Minuszinsen zu entgehen, müssen sie es ab sofort anders anlegen. Sein Rat: „Lassen Sie nur die Liquiditätsreserve in cash liegen.“ Als Faustregel dienen drei Netto-Monatsgehälter für Unvorhergesehenes und Ersatzanschaffungen. Die übrigen Ersparnisse sollten Sparer so anlegen, dass Minuszinsen und Inflation kein Thema sind. „Wertpapiere wie Aktien und Fonds sind die einzig sinnvolle Alternative“, rät der Vermögensprofi.
Anleger, die Wertschwankungen nicht scheuen und eine gute Rendite wünschen, empfiehlt der Finanzexperte ein ETF-Portfolio. ETFs sind kostengünstig, flexibel, leicht zu handeln und sorgen für eine breite Risikostreuung. Für Sparer, die Schritt für Schritt Vermögen aufbauen wollen, sind ETF-Sparpläne erste Wahl. Vorteil: Weil die Kurse schwanken, kauft man bei gleicher Sparrate bei niedrigen Kursen mehr Fondsanteile als bei hohen Kursen. Bei Kursanstiegen begünstigen die vielen günstig erworbenen Fondsanteile die Wertentwicklung des Depots.