Internet-Galerie als Schnittstelle zwischen Kunst und Käufer
Die Idee zur Vermarktung von Kunst im Internet ist nicht neu. Aber die Galerie Interwall ist eben doch ein bisschen anders als andere Internet-Galerien - insbesondere was ihre Gestaltung und die Qualität der Kunst betrifft. Der Gedanke dahinter: Auf der einen Seite ist der Künstler, der zwar zumeist von einem Galeristen betreut beziehungsweise vertreten wird, aber dem sich ansonsten selten Möglichkeiten bieten, die eigenen Arbeiten, insbesondere kleinere wie Skizzen, Drucke oder auch Malereien an den Kunstliebhaber zu bringen. Auf der anderen Seite sind da die Rezipienten, die potentiellen Käufer, die sich eventuell zwar auch gerne auf Vernissagen und Ausstellungen tummeln, immer auf der Suche nach einem viel versprechenden Künstler und einem Werk, das sie berührt, aber eben auch gerne Neues entdecken und zu gerne mal in den Schubladen und hintersten Ecken der Ateliers von Künstlern kramen würden, in denen so manch ein Kleinod vergraben bleibt, weil es nicht in eine Ausstellung passt. Als Schnittstelle zwischen dem kaufwilligen Kunstinteressenten einerseits und dem Künstler und seiner Arbeit andererseits soll nun die virtuelle Galerie Interwall fungieren.
Jene ist ab Mitte September unter www.galerie-interwall.de zu finden. Hier landet der Besucher in Medias Res, das heißt direkt in einer vom Zufallsgenerator zusammengestellten Ausstellung. Am Fuße des White Cube, welcher den virtuellen Schauraum umreißt, sitzt stellvertretend für den Betrachter eine Figur mit Blick auf die Werke. Der vom Besucher gesteuerte Mauszeiger bestimmt die Richtung und die Geschwindigkeit, mit der die Kunst in Bildern vorüberzieht. Via Mausklick auf die Figur ändert sich die Zusammenstellung, via Klick auf ein Werk werden Informationen zum Künstler und Werk angezeigt. Rechts neben dem White Cube schweb die Galeriewolke. Ganz im Zeichen von web 2.0 zeigt sie die am häufigsten eingegebenen Stichworte und verändert sich dynamisch mit jeder weiteren Eingabe. Mit der Galeriewolke und einer intelligenten Stichwortsuche findet der Benutzer alle für die jeweiligen Begriffe relevanten Seiten.
So kann man sich fröhlich durch die liebevoll inszenierte, klar strukturierte und ästhetisch ansprechende Site klicken, die Kunstwerke besehen und Künstlerbiografien lesen, von Katalogveröffentlichungen und aktuellen Ausstellungen erfahren oder Pressestimmen studieren - vorausgesetzt, der Künstler oder die Künstlerin hat die Informationen dazu ins Netz gestellt. Denn die bestimmen ihren Auftritt selbst. Das heißt, sie müssen ihre Daten selber pflegen, Infos wie Bildmaterial selber auf die Seite stellen. „Aber das ist ganz einfach“, beruhigt Reinhold Schuster, „Galerist„ und Macher der Seite,. „Dazu braucht man keine speziellen Computerkenntnisse“.
Der Macher
Reinhold Schuster ist eigentlich Designer mit Diplom. 1990 gründete er in Stuttgarts beliebtem Heusteigviertel eine Werbeagentur, die heute W.A.Schuster heißt. Hier, zwischen Häusern aus der Gründerzeit und der Zeit des Jugendstils führte Schuster zusammen mit Hans-Peter Wohnhas, Rahmen und Spiegel, bereits 1992 bis 1995 eine Galerie mit dem Namen HP Schuster. Später führte er in der Kundenzeitschrift eines bekannten Pharmazieherstellers eine regelmäßige Kunstecke ein, wo er junge Künstler und ihre Arbeit vorstellte. In diesem Zuge entstand auch die Idee zu einer Internet-Seite, auf der interessierte Leser die Arbeiten erwerben konnten. Zielgruppe waren ehemals die Kunden und Mitarbeiter des Unternehmens. Dass die Idee mehr Potential in sich trägt, war Schuster schnell klar. Und die Resonanz der Künstler sowie der Kunden beflügelte den Entschluss, die Internet-Seite auszubauen und neu zu gestalten. Vor zwei Jahren gab Schuster den Startschuss: Programmierer sollten den Auftritt überarbeiten und so einfach wie möglich gestalten. Schuster entwarf dazu den Auftritt der Galerie, die klare und ansprechende Gestaltung mit Liebe zum Detail. Ziel war, eine Internet-Seite zu schaffen, in der die Künstler und Künstlerinnen ihren Auftritt ganz einfach selbst gestalten können und sie selbst für ihre Präsenz verantwortlich sind. Dafür ist das Galerieangebot für sie kostenlos. Lediglich wer etwas verkauft, gibt einen Prozentsatz ab. Warum also setzt jemand einfach so, ohne konkreten Mehrwert, eine Internet-Galerie ins Netz? „Ich fand die Idee einfach gut, die Herausforderung reizte mich und mir macht der Umgang mit Künstlern und Kunst einfach Freude“, sagt Schuster schlicht.
Die Arbeiten
Freude machen auch die Werke, die in der Galerie Interwall zu entdecken sind. Da wären beispielsweise ein Linoldruck von Sebastian Rogler, der in roten Lettern „bin arm„ zum Ausdruck bringt und für 90 Euro zu haben. Und ein drei-farbiger Holzschnitt auf Büttenpapier mit dem Titel „Muddy Waters„ (300 Euro) von Jörg Mandernach, auf dem in mehreren Stellungen eine grob umrissene Dame, die einen kleinen Walfisch an der Schwanzflosse in die Luft hebt. Oder die Rötel-Zeichnung (290 Euro) von Helmi Ohlhagen aus der Reihe „Stroke„, deren Motiv an eine Libelle erinnert. Vorwiegend sind es in kleinerer Zahl aufgelegte Druckgrafiken, die nur selten ihren Weg in eine Ausstellung finden. Die meisten hier sich präsentierenden Künstler und Künstlerinnen sind keine Unbekannten auf dem Markt, die Qualität der Arbeiten ist Schuster wichtig. Hobbykünstler und Sonntagsmaler sind in der Galerie Interwall also nicht zu finden. Dafür aber attraktive Kunst und einzigartige Blätter zu erschwinglichen Preisen.
www.galerie-interwall.de