"Diese Investition muss durch die Eintrittsgelder refinanziert werden. Geht das Konzept nicht auf, trägt der Steuerzahler das wirtschaftliche Risiko, denn die Stadt hat für die Investition gebürgt. Letztlich fehlt das Geld aber für dringend notwendige Schutzmaßnahmen zur Erhaltung von Kleinwalen in der Nord- und Ostsee", beklagt Dr. Karsten Brensing, Verhaltensbiologe bei der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS.
Zum Vergleich, so die Aussage der WDCS, stellen die zehn Mitgliedsstaaten* des regionalen Schutzabkommens für die Erhaltung von Kleinwalen in der Nord- und Ostsee (ASCOBANS) für das Jahr 2011 lächerliche 1.591,- € zur Verfügung. Die Gesamtkosten des Abkommens betragen für das Jahr 2011 gesamt 163.603,- €.
In der Nordsee, im Nordosten Schottlands, gibt es noch eine einzige bekannte ortstreue Population Großer Tümmler, die lediglich 130 Tiere umfasst und gefährdet ist.
Schweinswale in der Ostsee sind vom Aussterben bedroht.
"Allein die Zinsen der Investition von 24 Millionen Euro könnten das gesamte Budget des Abkommens verfünffachen und den effizienten Schutz für Kleinwale in heimischen und weiteren europäischen Gewässern drastisch verbessern", sagt Brensing von der WDCS.
Die WDCS hat bereits vor dem Beginn der Bauarbeiten auf Mängel im Konzept hingewiesen und u.a. darum bereits 2007 Akteneinsicht in die Delfinhaltung gefordert. Nach vier Jahren Rechtsstreit hat die WDCS sowohl in erster als auch in zweiter Instanz (im Mai 2011) Recht bekommen. Um die Akteneinsicht abzuwenden, argumentierte die Stadt Nürnberg vor Gericht, dass die Delfinhaltung im Tiergarten Nürnberg keinen Beitrag zum Schutz der Art in freier Wildbahn leistet. "Der wahre Skandal ist, dass Entscheidungsträger Millionen für die Volksbelustigung zur Verfügung stellen, diese Mittel jedoch für effiziente Schutzmaßnahmen bedrohter Meeressäuger fehlen", so der WDCS-Sprecher.