Der "Morgan" benannte weibliche Schwertwal war im Juni 2010 im Wattenmeer gestrandet und soll nun den Rest seines Lebens in dem Betonbecken verbringen, wodurch sowohl Lebensqualität als auch Lebenserwartung stark eingeschränkt ist. Zahlreiche renommierte Wissenschaftler und Walschutzorganisationen, die als "Free Morgan Koalition" den Verantwortlichen des Delfinariums in Haderwijk einen Vorschlag zur Auswilderung vorgelegt haben, kritisieren den Entscheid.
Cathy Williamson von der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS glaubt, dass der detaillierte Auswilderungsplan umgesetzt werden sollte. Gesundheit und Wohlbefinden des Orcas seien nun bedroht und keine verhältnismäßige Alternative zu der sanften Rehabilitation und potentiellen Auswilderung des Orcas.
"Die Lebenserwartung von Orcas in Gefangenschaft ist weitaus geringer als in freier Wildbahn. In Freiheit überleben weibliche Schwertwale wie Morgan durchschnittlich bis zu 80 Jahre oder mehr. In Gefangenschaft dagegen beträgt die Lebenserwartung nur wenige Jahre." so die Sprecherin der WDCS.
Die Free Morgan Koalition erkennt die Bedenken der "Experten" an, die vom Delfinarium Harderwijk und der Niederländischen Regierung einberufen wurden, um ihre Einschätzung der Umsetzbarkeit einer Freilassung Morgans abzugeben, befürchtet jedoch, dass den "Experten" nicht alle notwendigen und relevanten Informationen zur Verfügung gestellt wurden, von denen viele bereits im Free Morgan Auswilderungsplan identifiziert worden sind.
Der Free Morgan Auswilderungsplan wurde dem Delfinarium Harderwijk als auch der Öffentlichkeit mit dem Ziel zur Verfügung gestellt, legitimierte und präzise Information als auch ausgewogene und sachkundige Auswilderungs-Varianten zu liefern. Zusätzlich hoffte man, dass ein solches Dokument dem Delfinarium bei der Entscheidungsfindung helfen würde. Leider fand weder das Dokument Erwähnung im aktuellen Bericht des Delfinariums hinsichtlich Morgan, noch wurde sich auf die Experten des Beirats bezogen.
"Man wird den Eindruck nicht los, dass die Verantwortlichen die Option einer Auswilderung überhaupt nie wirklich in Erwägung gezogen haben", sagt Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS in Deutschland.
Im niederländischen Delta Park Neeltje Jans wurde eine halbnatürliche Stelle identifiziert, die Morgan eine weitaus größere Anlage in einer Meerwasser-Umgebung bieten könnte. Dieses Areal würde Morgan ebenfalls die Möglichkeit geben, sich gesundheitlich zu erholen und sich wieder ein natürliches Verhalten anzueignen, um sie auf eine mögliche Rückkehr in die Freiheit vorzubereiten. Ohne diese Möglichkeit könnte sich Morgans Gefangenschaft langfristig schädigend auf ihren Gesundheitszustand und ihr Überleben auswirken, so die Befürchtungen der Free Morgan Koalition.