Der WDCS-Bericht "Rohstofflieferant Wal" beschreibt die langfristigen, vielfältigen Pläne der Walfänger, die Forschung über die kommerzielle Verwertung von Wal-Öl und anderen Walbestandteilen voranzutreiben. Die Vielzahl unterschiedlicher Produkte legt den Schluss nahe, dass mit der Legalisierung der Walfangaktivitäten auch das international gültige Handelsverbot mit Walprodukten fallen und somit eine absterbende Industrie wiederbelebt werden soll.
Beispiele aus dem Bericht:
- Island plant, seine Vorräte an Walprodukten aus den stark ausgeweiteten und auf den Export ausgerichteten Jagden auf Finnwale zu benutzen, um die Herstellung von Wal-Mehl für Fischfarmen und Nutztiere wieder aufzunehmen.
- Norwegen investiert in klinische Erforschung von Wal-Öl für den Einsatz in der Pharmazie und als Nahrungsergänzungsmittel (Nutrazeutika), als auch die Verwendung in Tiernahrung.
- Japan bejagt Wale wegen ihres Knorpelgewebes, ihres Mehrfachzuckers (ein gebräuchlicher Nahrungszusatz) und wegen ihres Kollagens (wird in Beauty-Behandlungen und zur Entzündungshemmung eingesetzt). Wal-Knorpelgewebe als auch Myoglobin von Pottwalen wird bereits an Wissenschaftler auf der ganzen Welt verkauft.
Nicolas Entrup, Sprecher der WDCS in Deutschland: "Es ist klar, dass Profitmaximierung der treibende Faktor der Walfänger ist. Eine Legalisierung der Jagd bedeutet auch mittelfristig das Kippen des Handelsverbotes mit Walprodukten.".
Die Dezimierung von Wal-Populationen durch kommerziellen Walfang im 19. und 20. Jahrhundert wurde nicht von der Nachfrage nach Walfleisch, sondern wegen des Walspecks und anderem fetthaltigen Gewebe angetrieben. Wal-Öl wurde u.a. zur Herstellung von Tierfutter, Maschinenschmierstoffen, Seife, Reinigungsmitteln und Margarine benutzt. Eine WDCS-Analyse der internationalen, momentan anerkannten Patente unterstreicht, dass Wal-Öl und dessen Derivate auch heute als rentable Inhaltsstoffe in einem breiten Spektrum alltäglicher Produkte - vom Golfball bis zu Haarfärbemittel, von ökologischen Reinigungsmitteln zu Konfekt und Süßigkeiten, von Gesundheitsdrinks bis zu Bio-Diesel - zum Einsatz kommen könnten, wenn der internationale Handel mit Wal-Öl und -wachsen wieder erlaubt würde.
"Die Verhandlungen im Rahmen der Internationalen Walfangkommission sind mitverantwortlich für diesen Trend, da sie die Hoffnung der Walfänger auf die Legalisierung der kommerziellen Nutzung von Walprodukten schürt. Ein Spiel mit dem Feuer, das die Regierungen bei dieser IWC-Tagung ein für allemal zu beenden haben", fordert Entrup von WDCS die klare Ablehnung des Kompromissvorschlages durch die IWC-Mitgliedsstaaten bei der zwischen 21. und 25. Juni stattfindenden 62. Tagung in Agadir, Marokko.
Der gesamte Bericht kann eingesehen werden unter: www.walfang.org