Bereits im Jahr 2000 verständigten sich die Anrainerstaaten darauf, den Beifang von Kleinwalen im Rahmen von Fischereiaktivitäten auf weniger als ein Prozent der besten verfügbaren Bestandsschätzungen zu reduzieren. Ein Ziel, das laut allen vorliegenden Daten klar verfehlt wird. Der Schweinswal ist in der Ostsee nahezu ausgerottet. Im westlichen Teil der Ostsee steigt die Anzahl gestrandeter Schweinswale an der deutschen Küste auf Grund von Fischereiaktivitäten an. Die Stellnetzfischerei dänischer Fischer kostet alleine in der Nordsee Tausenden Schweinswalen jedes Jahr das Leben. Die in den Wintermonaten durchgeführte Schleppnetzfischerei im Nordostatlantik ist für die Strandung Hunderter Kleinwale an der französischen und britischen Atlantikküste verantwortlich.
"Würden Regierungen der Anrainerstaaten die eigens gefassten Beschlüsse in die Praxis umsetzen, sähe die Welt für Wale und Delfine besser aus. Dass es sich dabei weiterhin aber um ein Wunschdenken handelt, ist frustrierend" sagt Mark Simmonds, Biologe bei der WDCS, und fügt hinzu: "Die Umsetzung und der Vollzug der Erhaltungspläne für Schweinswale in der Nord- und Ostsee sind längst überfällig. Wir müssen dem Trend des regionalen Aussterbens von Kleinwalarten in Nordeuropa entgegentreten".
Die Walschützer verweisen auch auf die Bedeutung der Konferenz für die kommende Regierung und somit für die bevorstehende Bundestagswahl. "Nimmt die kommende Regierung Wal- und Delfinschutzinteressen ernst, so wird diese innerhalb der Europäischen Union auf eine grundlegende Reform der Fischereipolitik einwirken müssen. Auch bedarf es einer Aufwertung des Einflusses des Bundesministeriums für Umwelt insbesondere auch gegenüber anderen Ressorts, wie z.B. Fischerei, Wirtschaft, Verkehr, Verteidigung" sagt Nicolas Entrup, Sprecher der WDCS in Deutschland und verweist dabei z.B. auf den fortwährenden Einsatz von intensiven Lärmquellen in deutschen Gewässern, die sogar in Schutzgebieten Anwendung finden und zur Bedrohung der heimischen Schweinswale werden.
Im Rahmen der ASCOBANS Konferenz wird auch die Problematik des Unterwasserlärms ein zentraler Diskussionspunkt sein. Walschützer fordern die verbindliche Annahme von Richtlinien zur strikten Regulierung des Einsatzes von Lärmquellen. Begrüßt wird dabei eine Initiative der belgischen Regierung, vorbeugende Maßnahmen zu setzen, die Sorge tragen sollen, dass die Entwicklung von großflächigen Windkraftanlagen zu keiner Gefahr für das marine Ökosystem und insbesondere Meeressäuger wird.
ASCOBANS wurde 1991 unter Schirmherrschaft der "Bonner Konvention" (Abkommen zur Erhaltung der wandernden Tierarten/CMS) beschlossen und trat 1994 in Kraft. Im Februar 2008 wurde das Abkommensgebiet erweitert, wodurch ASCOBANS nun das Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee, des Nordostatlantiks und der Irischen See ist. Ziel des Abkommens ist eine enge Kooperation der Länder zu fördern, um Kleinwale - Delfine, Schweinswale aber auch Schnabelwale - in diesen Gebieten zu schützen.
Die WDCS wird bei der Konferenz in Bonn mit vier ExpertInnen vertreten sein.
Informationen zur Positionierung der Bundestagsparteien zu Kernfragen des Wal- und Delfinschutzes können Sie unter http://www.wdcs-de.org/... einsehen.