Nachdem das Umweltbundesamt als zuständige deutsche Behörde die Genehmigung für die Untersuchungen des Alfred Wegener Instituts verweigert hatte, werden diese derzeit von einem russischen Kooperationspartner durchgeführt. Bei den umstrittenen Untersuchungen handelt es sich um so genannte seismische Explorationen. Mit "Airguns", einer Art Schallkanone, werden Explosionen mit extrem lauten Schallwellen von bis zu 260 Dezibel erzeugt. Der Schalldruck ist -vorsichtig geschätzt- mehr als 10.000 mal so groß wie der eines Presslufthammers in einem Meter Abstand. Die Schallwellen wandern durch das Wasser und schallen mehrere Kilometer tief in den Boden. Die Echos geben Aufschluss über die Bodenstruktur und beispielsweise über Erdöl- und Gasvorkommen.
"Der Konflikt zwischen dem Umweltbundesamt und dem Alfred Wegener Institut besteht bereits seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Ausführung des Antarktis-Vertrag 1998", berichtet Karsten Brensing vom WDCS. Er wertet das Verhalten des Polarforschungsinstituts als "skandalös". Das Alfred Wegener Institut habe zugesagt, auf die besonders gefährlichen großvolumigen "Airguns" zu verzichten. Stattdessen werden die Experimente mit einer russischen Genehmigung unter "falscher Flagge" ausgeführt. "Mit diesem Wortbruch untergräbt das Institut internationale Umweltschutzbemühungen. Wie soll Umweltschutz glaubhaft vermittelt werden, wenn eine staatliche Stelle die andere austrickst?", kritisiert der Bioakustiker und Meeresbiologe Dr. Karsten Brensing von der WDCS.