Bereits letzten Dezember wurden sie per Flugzeug von Wladiwostok ins über 9.000 Kilometer entfernte Moskau gebracht. Es handelt sich um das etwa siebenjährige Schwertwal-Weibchen "Narnia", das 2012 im Ochotskischen Meer gefangen wurde sowie um ein etwa fünfjähriges Männchen, das seit 2013 in Gefangenschaft gehalten wird. Nach Angaben der Tierschützer vor Ort sind die verzweifelten Rufe der Tiere auch außerhalb der Halle noch zu hören.
"Die aktuellen Berichte aus Moskau sind schockierend", so Ulla Ludewig, Orca-Expertin bei der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDC. "Schwertwale sind sehr soziale, hochintelligente Tiere, die ein Leben lang in engen Familienverbänden leben. Wir müssen davon ausgehen, dass Narnia und ihr Artgenosse schwer traumatisiert sind, weil sie ihrer natürlichen Umgebung entrissen wurden und in dem engen Becken kaum Bewegungsfreiheit haben."
Die Schwertwale sollen nach Abschluss der Bauarbeiten im "All-Russian Exhibition Center" in Moskau ausgestellt werden. Mitarbeiter der russischen Tierschutzorganisation VITA hatten die Polizei darum gebeten, gegen den Betreiber des Delfinariums eine Untersuchung wegen Tierquälerei einzuleiten. Nach Angaben der Polizei verstoßen die Haltungsbedingungen jedoch nicht gegen russische Tierschutzgesetze.
"Wir brauchen dringend ein Gesetz zur Haltung von Meeressäugern in Gefangenschaft. Jedes zivilisierte Land hat ein solches Gesetz, nur Russland nicht", sagt Olga Filatova, Wissenschaftlerin von FEROP, dem Far East Russia Orca Project. Es gibt zwar nach wie vor keine globalen Zahlen zu Orca-Beständen, so Filatova weiter, aber die Gruppe, aus der Narnia stammt, wird als gefährdet eingeschätzt. Trotz ungenügender wissenschaftlicher Grundlagen hatte die russische Regierung auch 2014 wieder eine offizielle Fangquote von insgesamt 10 Tieren vergeben.
Aleksandr Burdin, Direktor von FEROP, vergleicht die Situation der beiden jungen Orcas mit einer Entführung: "Im Grunde genommen ist es, als ob man einer Familie ihr Kind entreißt, es ans andere Ende der Welt bringt und dort in einen winzigen Käfig sperrt." WDC arbeitet eng mit FEROP zusammen und unterstützt die Organisation bei ihrer Forschungsarbeit.