Karl-Heinz Wuttke: In dem man sich irgendwann fragt: Was wünsche ich mir vom Leben für die nächsten 20 Jahre?
Und was haben Sie sich gewünscht?
Karl-Heinz Wuttke: Etwas Neues. Eine Herausforderung. Etwas, wo ich meine Erfahrung aus der Wirtschaft und dem Management einbringen konnte - UND meine persönlichen Talente. Ich wollte etwas aufbauen, von Wert und Nachhaltigkeit. Gleichzeitig wollte ich bei meiner Familie in der Heimat leben - und nicht mehr der Karriere wegen nach Heidelberg, Frankfurt oder Hamburg ziehen müssen.
Welche Talente sind das?
Karl-Heinz Wuttke: Ich war über 30 Jahre im Mode-Einzelhandel für renommierte Familienunternehmen tätig. Im Einkauf, in der Geschäftsleitung, mit Personalverantwortung. Da ging es auch um Kapital, Expansion und Gewinnoptimierung. Es ging aber auch darum, sensibel zu sein für die Bedürfnisse der Menschen. Strategisch zu denken und gleichzeitig menschlich empathisch zu sein - diese Kombination fand ich immer spannend. Dem wollte ich mich in Zukunft noch mehr widmen.
Dann haben Sie zusammen mit Jürgen Diamant und Peter Szczepanski die WDS Concepte GmbH gegründet.
Karl-Heinz Wuttke: Nicht gleich, das kam zwei Jahre später nach einem Abstecher in einen Versicherungs-Strukturvertrieb. Diese Zeit war für mich sehr ernüchternd und prägend.
Inwiefern? Alles Drücker und schlechte Berater?
Karl-Heinz Wuttke: Das kann man so nicht sagen. Da gibt es auch Leute die redlich versuchen, für ihre Kunden das beste Paket zu schnüren. Aber denen sind die Hände gebunden.
Wodurch?
Karl-Heinz Wuttke: Na durch die Abhängigkeit, in der sie sich befinden. Der Bankberater wird Ihnen nie zum Bausparvertrag der Konkurrenz raten - und umgekehrt - auch wenn der für Sie günstiger wäre. Und der Ausschließlichkeitsvertreter der XY-Gesellschaft bietet Ihnen - vielleicht - die besten Produkte aus dem Angebot der XY-Gesellschaft an. Aber nicht die besten, die der Markt zu bieten hat.
Und wie finden SIE die besten Produkte?
Karl-Heinz Wuttke: Das kommt darauf an, ob es um Vermögensbildung geht, um die Altersvorsorge oder die Absicherung der Lebenssituation.
Wo ist der Unterschied?
Karl-Heinz Wuttke: In der Vorgehensweise. Unser Kerngeschäft ist die Vermögensoptimierung. Aber wir achten auch darauf, ob ein Kunde Versicherungsbedarf hat. Ist dies der Fall, erstellen wir ein Gutachten mithilfe einer unabhängigen Maklersoftware. Da werden dann die biometrischen Daten eingegeben, das Leistungs- und Anforderungsprofil und noch gewisse Rahmen- und Wunschparameter. Heraus kommt eine Liste von Produkten, die für diesen Kunden interessant sind. Diese validieren wir dann mit unseren Erfahrungswerten und finden so die Highlights für ihn heraus.
Was ist eine "unabhängige Maklersoftware"?
Karl-Heinz Wuttke: Das ist eine Software, die nicht von einem Versicherungsunternehmen auf den Markt gebracht worden ist, sondern von Softwareentwicklern, die sie dem freien Markt für eine Lizenzgebühr zur Verfügung stellen.
Sie sprachen von Produkt-Highlights. Nach welchen Kriterien wählen Sie die aus?
Karl-Heinz Wuttke: Das können z.B. Service- oder Tarifmerkmale sein. Oder Erkenntnisse über die Zahlungsbereitschaft im Versicherungsfall, die wir aus der Erfahrung mit den Versicherern haben.
Und bei den Kapitalanlageprodukten läuft das genau so?
Karl-Heinz Wuttke: Nein. Der Auswahl- und Validierungsprozess unserer Kapitalanlageprodukte ist sehr komplex. In die Vorauswahl können schon mal nur Produkte kommen, die dem Anforderungskatalog der BaFIN entsprochen haben, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Dann schauen wir uns sehr genau an, wie die Bewertung der Analysehäuser und Branchenexperten dazu ausfällt. Eine Plausibilitätsprüfung, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes, testierte Handelsbilanzen und der Nachweis von soliden Rücklagen sind weitere Hürden. Erst wenn die alle überwunden sind, wird das Produkt unseren internen Partnern vorgestellt, die dann über die Aufnahme abstimmen. Die Abstimmung muss einstimmig sein. Der gesamte Prozess kann ein halbes Jahr dauern.
Wie hoch ist denn dann die Quote der Produkte, die es überhaupt in Ihr Portfolio schaffen?
Karl-Heinz Wuttke: Sehr überschaubar. Und das ist auch gut so. Schließlich wollen wir keinen Anlage-Bauchladen. Unsere Kunden konsultieren uns, damit wir ihnen die Sahnetörtchen des Kapitalanlagenmarktes präsentieren. Hier geht es um Kapitalanlageprodukte mit einem sehr interessanten Risiko-Ertrags-Verhältnis, also mit hoher Rentabilität, Sicherheit und Liquidität. Von dieser Qualität findet man keine 100. Braucht man aber auch nicht. 10 oder 12 reichen vollkommen für die Streuung.
Nach der Finanz- und Bankenkrise hat der Gesetzgeber sehr strenge Auflagen zur Marktregulierung verhängt. Die nächste Novellierung des Vermögensanlagen-rechts ist für Mitte 2015 vorgesehen. Behindern Sie solche Einschränkungen?
Karl-Heinz Wuttke: Nein, ganz im Gegenteil. Wir profitieren davon. Die strengeren Regeln am Finanzmarkt eröffnen uns Chancen und Potenziale. Sie sorgen dafür, dass die schwarzen Schafe und Hobbyisten ausgesiebt werden und die Branche noch ein-mal professioneller wird. Alleine durch die verschärfte Zulassungsordnung für Finanz-anlagen-, Versicherungs- und Investmentmakler wird der Markt in Deutschland um jene "Makler" bereinigt werden, die den Sachkundenachweis nicht mehr erbringen können oder wollen. Übrig bleiben seriöse Makler mit Expertise und Potenzial. Von dieser Qualifizierung des Finanzmarktes profitieren die Anleger - und auch wir.
Das heißt die goldenen Zeiten am Finanzmarkt sind noch nicht vorbei? Was raten Sie jungen Menschen, die sich für den Maklerberuf interessieren?
Karl-Heinz Wuttke: Ganz im Gegenteil. Die Konsolidierung des Marktes bietet span-nende Perspektiven für jene, die bereit sind, Leistung zu zeigen. Einem jungen Menschen, der sich für diesen Beruf wirklich interessiert, der gerne mit Menschen umgeht und dazulernt, dem würde ich eindringlich raten, diesen Weg zu gehen. Er muss allerdings auch bereit sein, sich zu qualifizieren und kontinuierlich weiterzubilden. Die IHK bietet dazu sehr interessante Konzepte an.
Herr Wuttke, was sind die Highlights Ihres Arbeitstages? Wenn ein neuer Kunde kommt und Ihnen das Mandat für 200.000 Euro gibt?
Karl-Heinz Wuttke: Natürlich freut man sich über so einen Auftrag. Aber das ist nicht die gängige Praxis. Unser Geschäft basiert auf Vertrauen und das muss wachsen. Im Normalfall hangelt sich ein Einsteiger langsam ins Portfolio. Auch der, der 200.000 anlegen könnte und per Empfehlung kommt. Denn er muss ja nicht lange auf das Ergebnis warten. Er investiert einen kleineren Betrag und schaut, was nach sechs Monaten dabei herauskommt. Dann zeichnet er nach, erhöht vielleicht oder er nimmt noch ein Produkt mit dazu. Manche Produkte werden in fünf Jahren neun mal nachgezeichnet. Im Schnitt hat jeder WDS-Kunde fünf bis sechs unserer Produkte im Portfolio. DARÜBER freue ich mich. Wenn mich heute ein Kunde anruft und sagt "Herr Wuttke, das war ein klasse Tipp, ich mache weiter!" - dann haben wir alles richtig gemacht. Das ist die Form von Wertschätzung, die wir lieben. Und ich ganz besonders!