Rund 50 Teilnehmer hörten kontroverse Vorträge zur Zukunft von gedruckten und elektronischen Publikationen. Der Medienentwickler Helmut Ortner zeigte auf, wie Print überleben kann: "Ein Printmedium ist nur erfolgreich, wenn es eine Haltung hat, wenn es sein Verständnis zur Welt und zur Gesellschaft artikuliert. Das gilt genauso für Corporate-Publishing-Titel." Prof. Rüdiger Quass von Deyen vom CCI ging vor allem auf die Gestaltung von Publikationen ein. Um beim Leser nachhaltig zu wirken, solle sie dem Zweck angemessen und zeitgemäß sein. Aber Quass von Deyen betonte: "Gutes Design muss nicht schön sein - es muss funktionieren."
Impulse für die crossmediale Verbreitung von Content
Wie individualisierte Kommunikation in verschiedenen Kanälen Leser einbinden kann, zeigte Denis Koloper, Senior Consultant für Interactive Media Solutions bei der wdv-Gruppe: "Der Rezipient wird immer mehr Teil und Teilnehmer des Mediums, das auf ihn zugeschnitten wird." Thomas Voigt, seit 2004 Direktor Wirtschaftspolitik und Kommunikation der Otto-Gruppe, setzt vor allem auf sinnvoll verzahnte Multichannel-Kommunikation: "Die Verknüpfung von Offline- und Online-Kanal schafft neues Potenzial für den E-Commerce." Gedruckte Kataloge erfahren gerade einen Funktionswandel vom Vertriebs- zum Marketinginstrument, so Voigt. Durch emotionalisierte Ansprache und Storytelling würden Kaufimpulse ausgelöst, die zur Online-Bestellung führen.
Sind Apps in fünf Jahren tot?
Holger Schmidt, der die F.A.Z.-Redaktion "Netzwirtschaft" verantwortet, sieht einen Unterschied zwischen Apps auf Basis von HTML5, die sich im Internet demokratisch und dialogorientiert zeigten, und nativen Apps auf Smartphones und Tablets, die nach seiner Ansicht ein veraltetes Medienmodell aus der Printwelt in die digitale Welt übertragen. Über Letztere spekuliert Schmidt: "Sind Apps in fünf Jahren tot?" Eine höhere Lebenserwartung verspricht Heike Scholz, Bloggerin auf "mobile Zeitgeist", denjenigen Apps, die den Trend "SoLoMo" verinnerlichen, also Social, Local and Mobile. Check-in-Services wie Foursquare oder die Online-Community Qype deckten sogar alle drei Felder ab.
Was Qualitätsjournalismus ausmacht
Zum Abschluss diskutierten Christof Baron, CEO Mindshare Deutschland, Prof. Harald Rau, Leiter des Studiengangs Medienmanagement an der Hochschule Ostfalia, und Christoph Ringwald, Head of Business Media und CSR der Heraeus Holding, über Massentrends in der Mediennutzung. Für Baron hat "Qualitätsjournalismus immer eine Zukunft". Rau ergänzt: "Wir gehen immer noch von einem massenmedialen Konzept aus, bei dem Aufmerksamkeit die zentrale Größe ist. Bei Social Media ist es Anerkennung." Er entwickelt darüber hinaus gerade ein Konzept neuer Nachrichtenwert-Faktoren, bei denen nun "Viralität" und "bewegtes Bild" zentrale Rollen spielen. Der Faktor "persönliche Betroffenheit des Lesers" bleibt für Ringwald aber elementar: "Es ist wichtig, dem Nutzer zu vermitteln, in welcher Form es ihn betrifft."
Björn P. Böer, Chefredakteur Wirtschaftsmedien der wdv-Gruppe, moderierte die Veranstaltung inklusive des Podiums. Aufgrund des großen Erfolgs wird das CP-College voraussichtlich im Frühjahr 2012 am CCI in Münster fortgesetzt.