Neben vier weiteren Begünstigten hat der Verein DS-Kultur 55.000 Euro erhalten, um damit das Magazin Ohrenkuss zu unterstützen. Am 4. Juni 2004 zeichnete die damalige Schirmherrin Prof. Dr. Rita Süßmuth in Berlin das innovative Projekt auf dem Gebiet der Gesundheitskommunikation mit dem Oskar-Kuhn-Preis der BLEIB GESUND STIFTUNG aus. Das Urteil der Jury war eindeutig: "Das Magazin verdeutlicht Eltern und Verwandten, aber auch Multiplikatoren wie Ärzten und Lehrern das enorme Potenzial von Menschen mit Down-Syndrom sowie die daraus erwachsenden Förderungsmöglichkeiten. Gängige Vorurteile gegenüber Menschen mit Down-Syndrom werden durch die Zeitschrift widerlegt und abgebaut. Ohrenkuss ist ein Magazin, das Menschen mit Behinderungen ein neues Selbstwertgefühl vermittelt. Ein Projekt, das Mut macht, das in die Welt der Behinderten sowie darüber hinaus ausstrahlt und für eine lebendige Kommunikation steht."
Ein Dienstagnachmittag in Bonn im November 2011. In einem kleinen Atelier-Studio sitzen vier Personen an einem Tisch und diskutieren (die anderen Redakteure sind auf Recherchetour). Um sie herum Regale, vollgestopft mit Büchern und Zeitschriften, dazwischen Papierberge, Computer, Drucker, EDV - eine ganz normale Konferenz in einer ganz normalen Redaktion, so scheint es. Wäre da nicht der eine Unterschied: Alle Redakteure haben das sogenannte Down-Syndrom und alle schreiben für ein besonderes Magazin - für Ohrenkuss. An diesem Dienstagnachmittag haben die Autoren aber noch einen anderen Termin: Die wdv-Gruppe kommt vorbei und überreicht einen Scheck in Höhe von 55.000 Euro. Tische und Stühle werden gerückt; der wdv-Fotograf baut sein Equipment auf.
Thomas Kuhn und Klaus Tonello, Geschäftsführer der wdv-Gruppe, imponiert, dass sich einer der Redakteure für diesen besonderen Anlass extra einen Anzug angezogen hat. Die Ohrenkuss-Autoren wissen, wie wichtig Spenden für ihre Arbeit sind. "Mit der Spende kann sich das Projekt wieder ein paar besondere Ausflüge oder Reisen zu Recherchezwecken leisten. Wir sind jetzt schon gespannt auf die tollen Themenhefte, die daraus entstehen werden", sagt Klaus Tonello, begeisterter Ohrenkuss-Leser, und Dr. Bärbel Peschka vom Ohrenkuss-Team ergänzt: "Wir finanzieren uns neben Spenden durch die verkauften Abos. Eine solche Summe in der Hinterhand zu haben ist schon ein besonderer Luxus, weil sie eine längerfristige Planung möglich macht. Deshalb freuen wir uns sehr über diesen großzügigen Betrag."
Über (fast) alles haben die Autorinnen und Autoren von Ohrenkuss schon einmal geschrieben: über die Liebe, die Musik, über Essen und Trinken, Sport treiben und den ewigen Konflikt zwischen Männern und Frauen. Die Themen dieses ungewöhnlichen Magazins sind so vielfältig wie das Leben selbst. Menschen mit Down-Syndrom schreiben in Ohrenkuss über das, was sie bewegt, verleihen ihren Gefühlen Worte, teilen ihre Sicht der Welt den Lesern mit. Zweimal jährlich erscheint Ohrenkuss - in einer hochwertigen Aufmachung, layoutet von einer Profi-Grafikerin, gedruckt auf edlem Papier. Die Themen bestimmen die Autoren selbst, genauso wie ihre Texte eins zu eins in dem Magazin wiedergegeben werden - ohne Korrekturen bei Grammatik oder Interpunktion. Bei Ohrenkuss kann jeder mitmachen, der das so genannte Down-Syndrom hat - auch bekannt als "Trisomie 21". Bei Menschen mit Behinderung ist das Chromosom 21 dreimal vorhanden - statt wie normalerweise zweimal.