Der Präsident der Architektenkammer Thüringen, Herr Dipl.-Ing. Hartmut Strube, beschrieb in seiner Begrüßung den Weg des Fensters, „von der Schweinsblase bis zum Hightech-Produkt“. „Heute ist ein Fenster kein Lüftungselement mit Wärmeverlust mehr, sondern ein aktives Element der Heizung und Energieeinsparung.“ Mit diesem Satz brachte er auf den Punkt, welche Bedeutung das Fenster heute für den verantwortungsvollen Planer und Architekten hat. Im Vergleich zu Heizungsanlagen wird es jedoch oft in einer geringeren Priorität betrachtet. Entscheidender Grund der Initiatoren, dem sensiblen Bauelement eine neue, wahrscheinlich jährlich wiederkehrende Veranstaltung zu widmen. Für die Auftaktveranstaltung wurden die Themen CE-Kennzeichnung und Vermeidung von Bauschäden gewählt, weil das Wissen um deren Tücken die Zielgruppe Planer und Architekten in Zukunft empfindlich schwächen oder im Wettbewerb deutlich stärken wird.
Den Anfang der Vortragsreihe machte Herr Professor Christian Niemöller, Rechtsanwalt aus Frankfurt am Main, mit seinen Ausführungen zum Thema CE-Kennzeichnung. Man darf unumwunden sagen, dass die anwesenden Planer und Architekten zum Teil geschockt waren, als ihnen bewusst wurde, mit welchen Gefahren und Haftungsansprüchen sie durchaus nach dem 01.02.2009 zu rechnen haben, wenn Sie bei der Wahl der Bauelemente nicht auf die Einhaltung der EN 14351 achten. Auswirkungen wird die Gesetzeslage zum Beispiel auf die Abnahme haben. Auf die vollständige Dokumentation wird zukünftig intensiv zu achten sein. Die korrekten Papiere und Normen gilt es peinlichst genau zu berücksichtigen: CE-Kennzeichen am Produkt, der Beleg des Initial Type Test und der WPK (Werkseigene Produktions-kontrolle). Nun haben die meisten Planer und Architekten der Region häufig mit dem kleineren Objekt, dem zu sanierenden Einfamilienhaus mit besonderen, einzelnen Fenstern zu tun und nicht mit der Serie. Diese Einzelfertigungen werden häufig von kleineren Tischlereien durchgeführt. Und diese werden wohl kaum in der Lage sein, das gesamte kostenintensive Prüf- und Dokumentationsverfahren durchführen zu können. Ohne einen Nachweis der Normkonformität, wird es jedoch auch in diesem Segment zukünftig nicht gehen.
Die so genannte Sonderkonstruktion, der Einzelfall, das runde Designfenster oder die Haustür im Denkmal werden gemäß Normen des Bauordnungsrechts beschrieben. Hier greift die Bauregelliste. Was nun, wenn der Bauherr signalisiert, dass er kein CE-Kennzeichen verlangt oder keine Dokumentation nach Bauordnungsrecht benötigt? Diese Äußerung befreit den Planer nicht von der Verantwortung und möglicherweise Haftung im Schadensfall oder bei einer Prüfung durch Bauordnungsämter. Fällt der Verstoß letztgenannten auf, wird die Ordnungswidrigkeit empfindlich geahndet. Die Haftungsproblematik im Objektbereich wurde anschließend angesprochen. Denn bei Notwendigkeit der Mängelbeseitigung ergibt sich für den Planer eine gefährliche Dimension der üblichen 5 Jahre währenden Verjährungsfrist, sie wird unter Umständen deutlich länger. Um sich und den Bauherren abzusichern, riet Professor Niemöller Planern und Architekten an, sich intensiv mit der EN 14351 für Fenster zu beschäftigen und bereits ab Mitte 2008 nach ihr auszuschreiben. Wenn die Umsetzung eines ausgeschriebenen Bauprojektes sich verzögert und erst 2009 geschieht, wird die Einhaltung der ab 01.02.2009 geltenden Gesetzeslage vorausgesetzt.
Nach kurzer Kaffeepause, in der die Thematik CE rege diskutiert wurde, zeigte der unter anderem von der IHK Erfurt bestellte Bauchsachverständige Dipl.-Bauingenieur Frank Krah auf, welche Faktoren bei der Vermeidung von Bauschäden, im Hinblick auf Fenster, zu berücksichtigen sind. Von der Berücksichtigung der Umwelteinflüsse am zu gestaltenden Objekt, über die Auswahl des geeigneten Rahmenmaterials bis hin zur Detailplanung der Montage gab er Hinweise zur abgesicherten Planung. Hierbei spielt die korrekte und präzise Ausschreibung eine entscheidende Rolle. So wurde im Bezug auf den § 631 BGB in zahlreichen Urteilen der Vergangenheit immer wieder auf die Verantwortung des Architekten hingewiesen und die Haftung aus nicht erfüllten oder mangelhaft beschriebenen Leistungsumfängen thematisiert. Anhand eines Beispiels aus seiner Sachverständigenarbeit verwies Herr Krah auf die Schwachpunkte und Risiken, die bei der Planung und Verarbeitung von Fenstern und Balkontüren sowie größeren Glasfassadenelementen zu vermeiden sind. Kaum zu glauben, was dort bildlich dokumentiert und erläutert wurde. Sein Fazit war eindeutig und klar verständlich. Die umfassende Planung der Fenster, Haustüren und Fassadenelemente, die Verwendung aktueller, neuester Technik, die Auswahl der geeigneten und passenden Elemente sowie eine hochqualitative, abgesicherte Montage grenzen für alle Beteiligten die Mängelrisiken ein. Für Rainer Taig war es erfreulich, dass Herr Krah in diesem Zusammenhang die Produkte des Hauses WERTBAU lobend erwähnte und auf deren hochqualitative Gesamtausrichtung verwies.
Die letzten eineinhalb Stunden der Veranstaltung gestaltete WERTBAU mit Ausführungen zur Unternehmensentwicklung, zum aktuellen Stand der Technik und Entwicklung, mit Ausblicken auf das „Fenster von morgen“ und der Vorstellung seiner Ausschreibungstexte. Rainer Taig selbst beschrieb die Entwicklung vom 5-Mann-Betrieb des Jahres 1990 zum heute 210 Mitarbeiter beschäftigenden komplett automatisierten und als Vollsortimenter agierenden Produktionsbetrieb modernster Prägung. WERTBAU verfügt zum Beispiel über die modernste und qualitativ hochwertigste Anlage in der Fertigung von Holz-Fenstern, HolzAlu-Fenstern und Holz-Haustüren in Europa. Und damit nicht genug. Derzeit wird an der Entwicklung eines neuen Fensters gearbeitet, das im Preis-Leistungs-Verhältnis alles bisher Bekannte in den Schatten stellen soll. Eine völlig neue Technik des Verklebens von Glas und Holz, die keine Fugen entstehen lässt, die das Eindringen von Wasser komplett unterbindet und somit innen auch nicht bewitterungs-resistende Holzarten zulässt, soll jedem Kunden sein Wunschfenster als Designelement ermöglichen. Auch an die Energieausbeute wird bei der Neuentwicklung gedacht, ein Uw-Wert unter 1,0 ist Ziel der derzeitigen Entwicklungsarbeit. Rainer Taig zeigte erste Querschnitte des Fensters, Bauanschlusssituationen und einige Lösungen zur vereinfachten Instandhaltung und Pflege, die bereits heute konstruktive Hinweise für Planer und Architekten beinhalten. Im April 2008 soll dieses Fenster vorgestellt werden und den Markt revolutionieren. Mit dieser Forschungsarbeit unterstreicht Rainer Taig seine Vorliebe für das Holzfenster und für den Wunsch, es zu bisher nicht erreichter Akzeptanz zu führen. „Überall dort, wo Menschen wohnen und arbeiten, wo Kinder spielen und Menschen gepflegt werden, ist das Holzfenster ein Teil des Wohlbefindens.“ Dass er mit dieser Ausrichtung genau ins Schwarze getroffen hat, zeigte sich an der Resonanz zahlreicher Anwesender, die im Anschluss an die Veranstaltung ihre gestalterischen Wünsche und Ideen vorbrachten und mit ihm diskutierten.
Als Instrument der Arbeitserleichterung und Absicherung stellte zum Schluss der Fenstertagung Dipl.-Ing. Eckart Hander, Mitarbeiter des Hauses WERTBAU, die Ausschreibungstexte vor, die WERTBAU heute allen Architekten und Planern kostenfrei zugänglich macht. EN, DIN, technische Regeln, Richtlinien, ATV = Allgemeine Technische Vertragsbedingungen, ZTV = Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen, EnEV, VOB und so manch weiterer Schriftsatz halten fest, woran sich der Architekt zu halten hat, wenn es darum geht, Fenster und Haustüren „richtig“ auszuschreiben. Sommerlicher Wärmeschutz, Schimmelpilzfreiheit, Einbruchhemmung, Windlast, Schlagregendichtheit, Ermittlung von Wärmedurchgangskoeffizienten, Fugendurchlässigkeit – die Liste der Begriffe, diese alle zweifelsfrei zu beherrschen, ist schier unendlich. Das Beherrschen allein ist jedoch nicht immer genug, wie die Ausführungen der vorherigen Referenten plastisch gezeigt hatten. Kommt es zu Ärgernissen oder Reklamationen und in der Ausschreibung wurde ungenau formuliert, stehen langatmige Diskussionen und eventuell kostspielige Konsequenzen an.
Entstanden ist neben den produktspezifischen Texten für die ATV und ZTV ein sehr umfangreiches Repertoire an Lang- und Kurztexten für Ausschreibungen. Der Nutzer hat die Möglichkeit, die für ihn interessanten Produkte auszuwählen, zu markieren und in einem für ihn geeigneten Format herunter zu laden. Schnell, unkompliziert, Zeit sparend, sinnvoll archivierbar und natürlich fachlich zu 100% fundiert. Dass die Anpassung an die CE-Kennzeichen bereits in Arbeit ist, dürfte allen Teilnehmern das gute Gefühl gegeben haben, dass sie auf kompetente Zuarbeit zurückgreifen können, wenn sie sich auf die neuen Bedingungen einstellen.
Am Ende des mit Sachinformation prall gefüllten Nachmittages dankte Hartmut Strube den Mitveranstaltern für ihr Engagement und den Teilnehmern für ihr Interesse an der gebotenen Möglichkeit, sich beständig weiter zu bilden. Auch zu anderen Themenbreichen werden ähnliche Veranstaltungen ins Leben gerufen, die nächste Fenstertagung wird im Mai oder Juni des Jahres 2008 stattfinden. Wie auch die anderen Mitveranstalter, zeigte er sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Auftaktveranstaltung.