Der junge Kanadier, der in Übersee noch nicht einmal in die Kasinos dürfte, da er unter 21 ist, sorgt seit kurzem in der Pokerwelt für Aufruhr. Er nahm in den vergangenen sechs Wochen an fünf Turnieren teil und landete jedes Mal auf einem der Geldränge. In Dortmund fährt er jetzt seine größte Gewinnsumme ein. Fachleute prophezeien dem Ausnahmetalent, der über das Schachspiel zum Poker fand, eine große Laufbahn und vergleichen ihn mitunter sogar schon mit der größten Pokerlegende Stu Ungar. Der 1998 verstorbene US-amerikanische Pokerprofi konnte das größte Pokerturnier der Welt, die World Series of Poker, dreimal gewinnen.
Mit dem 26-jährigen Andreas Gülünay und dem 42-jährigen Torsten Haase aus Siegburg landeten ausgerechnet die beiden auf den Rängen Zwei und Drei, die als einzige unter den acht Finalisten keine professionellen Pokerspieler sind.
Gülünay ist selbstständiger Event-Veranstalter und organisiert kleine Poker-Sachpreisturniere in Ostwestfalen, deren Startgeld maximal 15 Euro beträgt. Nachdem er erst einmal an einem 50-Euro-Turnier teilgenommen hat, ist die EPT in Dortmund erst sein zweites Turnier. Der Gütersloher sprang für einen Freund ein, der über ein Qualifikationsturnier an seine Startkarte kam, im letzten Moment aber angesichts der vielen Pokerprofis so nervös wurde, dass er entschied, nicht teilzunehmen. Gülünay gewann unter den Zuschauern durch seine temperamentvollen Gesten und Kommentare am Spieltisch viele Sympathien. Seine Ehefrau und zahlreiche Freunde waren gestern aus Gütersloh angereist und feierten Gülünays zweiten Platz, der mit einem Preisgeld von exakt 528.500 Euro dotiert ist.
Für den drittplatzierten Rheinländer Torsten Haase war die EPT sein erstes Live-Turnier überhaupt. "Ich komme mir hier schon ein wenig wie ein Fossil vor", lachte der 42-Jährige am Finaltisch, "der nächstälteste nach mir ist ja gerade mal Mitte Zwanzig." Auch er ist ein Freizeitspieler, der seine Startkarte nicht selbst gekauft hat. "Ich habe einen Deal mit einem Bekannten gemacht, der aus beruflichen Gründen verhindert war und nicht teilnehmen konnte. Er wird natürlich an meinem Erfolg beteiligt", erklärte Haase.
Der am Finaltag favorisierte Johannes Strassmann aus Bonn landete auf dem sechsten Platz und erhielt 152.000 Euro. Der 22-Jährige spielte zu aggressiv und wurde von dem späteren Sieger Michael McDonald vom Tisch genommen.
Conrad Schulze, EPT-Projektleiter der WestSpiel Casinos freute sich über einen spannenden Finaltag und zog ein positives Fazit: "Was für ein grandioses Finale eines großartigen Turniers. In den letzten fünf Tagen konnte man hier erleben, wieso Poker eine unglaubliche Beliebtheit erfährt. Die Kombination aus Glück und Geschick, verbunden mit starken Spielertypen, übt eine große Faszination aus. Wir haben mit dem größten Pokerturnier aller Zeiten in Deutschland Maßstäbe gesetzt."
Die genauen Platzierungen lauten wie folgt:
1. Michael McDonald, Kanada: 933.600 Euro
2. Andreas Gülünay, Deutschland: 528.500 Euro
3. Torsten Haase, Deutschland: 307.000 Euro
4. Diego Perez, Spanien 234.000 Euro
5. Claudio Rinaldi, Schweiz: 193.000 Euro
6. Johannes Strassmann, Deutschland: 152.000 Euro
7. Thibaut Durand, Frankreich: 120.200 Euro
8. Christian Harder, USA: 85.500 Euro