Heute in Berlin, in ein paar Monaten in Stuttgart und nächstes Jahr in Wien - Flexibilität und Mobilität sind wichtige Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Mit der Vielzahl von Arbeitsplatz- und Ortswechseln hat sich eine neue Wohnkultur entwickelt, die mobil ist. Das bestätigt eine Untersuchung des Marktführers WG-Gesucht.de. Sie zeigt einen Aufwärtstrend bei befristeten Mieten: Seit 2012 hat sich die Anzahl der inserierten Zwischenmieten um 15 Prozent erhöht.
Stärkster Zuwachs befristeter Mieten in Hannover, Dresden mit größtem Rückgang
Trotz des allgemeinen Anstiegs befristeter Mieten gibt es regional starke Unterschiede. Den größten Anstieg gab es in Hannover, dort wurden im ersten Halbjahr 2014 25,2 Prozent mehr Zwischenmieten inseriert als von Januar bis Juli 2012. Dicht gefolgt wird die niedersächsische Landeshauptstadt von Stuttgart mit einem Plus von 23,1 Prozent. Seit 2012 ebenfalls stark zugenommen hat die Zahl befristeter Mieten in München mit einem Anstieg um 16,8 Prozent und in Köln mit einem Plus von 12 Prozent. Einen Zuwachs unterhalb der Zehnprozentmarke verzeichneten Hamburg (plus 6,9 Prozent), Frankfurt am Main (plus 6,8 Prozent) und Berlin (plus 4 Prozent). Allerdings gibt es nicht überall einen Trend zur Untermiete: In drei der untersuchten Städte nahm die Zahl der befristeten Angebote seit 2012 ab. In Freiburg (minus 0,4 Prozent) und Leipzig (minus 1,7 Prozent) blieb das Angebot bei leichten Rückgängen nahezu konstant, während es in Dresden mit minus 7,8 Prozent die stärkste Abnahme gab.
WG-Zimmer bei Zwischenmieten am beliebtesten
WG-Zimmer bilden mit Abstand den größten Anteil der befristeten Angebote: Auf diese Rubrik entfallen drei Viertel der inserierten Zwischenmieten. Auch hier zeigen sich regionale Unterschiede. In der Studentenstadt Freiburg ist der Anteil der WG-Zimmer an den befristeten Mieten mit über 83 Prozent am höchsten. Einen Zehntel Prozentpunkt dahinter folgt die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart mit 83,3 Prozent. Unter 80 Prozent liegt der Anteil von WG-Zimmern an den inserierten Zwischenmieten in den beiden ostdeutschen Städte Leipzig (79,7 Prozent) und Dresden (78,6 Prozent) sowie im niedersächsischen Hannover (77,1 Prozent). Das Mittelfeld komplettieren Hamburg mit knapp 74 Prozent und Frankfurt am Main mit 72 Prozent. Am geringsten ist der Anteil der WG-Zimmer mit weniger als 70 Prozent in München (69,6 Prozent), Köln (68,6 Prozent) und Berlin (68,5 Prozent).
Mobile Wohnkultur durch Anforderungen des Arbeitsmarktes
Vor allem Anfang 20- bis Mitte 30-Jährige leben zur Untermiete. Sie sind Studenten, Praktikanten, Doktoranden, Projektarbeiter und Freiberufler, die sich bewusst für einen temporären Studien- oder Arbeitsplatzwechsel während eines Semesters, Praktikums oder befristeten Jobs entscheiden, um auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben. Dafür müssen sie auch den Wohnort ändern. Da das Geld für eine eigene Wohnung oft zu knapp und der Aufenthalt zu kurz ist, entscheidet sich die Mehrheit für ein befristetes WG-Zimmer in der fremden Stadt. Weitere Vorteile: Das Zimmer ist bereits möbliert und über die Mitbewohner findet man schnell Anschluss. Auch Erstsemester bzw. Neuzugezogene profitieren von befristeten Angeboten. Für sie bieten diese die Möglichkeit, ihre neue Heimatstadt zunächst kennenzulernen und ohne Zeitdruck vor Ort ein dauerhaftes Zuhause finden zu können. Durch befristete Mieten wird der Wohnraum so konsequent genutzt und es gibt keine Leerstände.
Grundsätzlich muss der Vermieter einer Untervermietung durch seinen Mieter zustimmen. Im Juni 2014 stärkte der Bundesgerichtshof das Recht des Mieters auf Untervermietung und begründete die Entscheidung mit der im Arbeitsleben verlangten Mobilität und Flexibilität. Daraus resultiere laut Urteil mehr denn je ein Anspruch auf die teilweise Untervermietung einer Wohnung.
Für den Vergleich untersuchte WG-Gesucht.de die Anzahl der inserierten Angebote für befristete Mieten im ersten Halbjahr 2012 bzw. 2014 unter Berücksichtigung der Rubriken "WG-Zimmer", "Wohnung" und "Haus". Die Ergebnisse wurden auf eine Kommastelle gerundet. Die fehlenden Prozentpunkte in der Verteilung der befristeten Mieten entfallen auf die Rubrik "Haus".
Die Daten für die einzelnen Städte entnehmen Sie bitte auch der angehängten Infografik im PDF-Format. Bei Interesse werden Zahlen gerne für andere Städte zur Verfügung gestellt.
Untersuchte Städte (alphabetisch geordnet):
- Berlin
- Dresden
- Frankfurt am Main
- Freiburg
- Hamburg
- Hannover
- Köln
- Leipzig
- München
- Stuttgart