10. Juni Rolando Villazón singt „Dichterliebe“
12. Juni RSO spielt „Turangalîla-Symphonie“
18. & 19. Juni Mahler „Symphonie der Tausend“
23. Juni Pat Metheny & Brad Mehldau
Sonntag, 3. Juni, 19.30 Uhr, Großer Saal Liederabend Thomas Quasthoff
Thomas Quasthoff Bariton Helmut Deutsch Klavier
Franz Schubert: “Winterreise” D 911
Bereits am 12. Jänner hätte Thomas Quasthoff im Wiener Konzerthaus Schuberts „Winterreise“ singen sollen, doch ganz kurzfristig erkrankte der Sänger und musste das lange ausverkaufte Konzert absagen. Glücklicherweise fand sich noch im Laufe der weiteren Saison ein neuer Termin, der 3. Juni, um das Konzert nachzuholen.
Schuberts «Winterreise» spielt eine zentrale Rolle in der Laufbahn von Thomas Quasthoff. Das fing mit der einstigen Weigerung des jungen Talents, sich in seiner Interpretation am «Schöngesang der Fischer-Dieskau-Schule» zu orientieren an und zeigt sich in der Tatsache, dass der mittlerweile zum Weltstar avancierte Bariton die «Winterreise» bereits zweimal (1998 und 2005) aufgenommen hat.
«Natürlich ist die grundsätzliche Perspektive des inneren Monologs in meiner Sicht der ‹Winterreise› geblieben, aber dennoch glaube ich, dass ich die Lieder heute anders singe als früher», sagt Quasthoff. «Mit zunehmendem Alter traue ich mich mehr und setze jetzt ganz andere Farben ein, die ich in meiner Stimme entdeckt und entwickelt habe. Wenn man so will, ist die Ausdrucksbreite meiner ‹Winterreise› akzentuierter geworden: Dramatisches klingt dramatischer, Lyrisches lyrischer – bei insgesamt dunklerem Grundton.»
So steht seine Interpretation heute in ihrer unglaublichen Intensität und Konzentration singulär da: Jedes Lied ein Drama en miniature für sich, der Bogen vom Liebesschmerz über optimistische Visionen und Galgenhumor zur inneren Erstarrung ist gespannt bis zum letzten Ton und perfekt ausbalanciert.
Sonntag, 10. Juni, 19.30 Uhr, Großer Saal Liederabend Rolando Villazón
Rolando Villazón Tenor Daniel Barenboim Klavier
Robert Schumann: “Dichterliebe” op. 48
Henri Duparc: Ausgewählte Lieder Franz Liszt: Ausgewählte Lieder
«Als Gott Rolando Villazón schuf, da muss er in Verschwenderlaune gewesen sein. Er gab ihm ein großes Herz, eine herrliche Stimme, Feuer, Adrenalin und so viele weitere Gaben, dass unbestechliche Kritiker heute bis ans Ende der Welt fahren würden, um den Jung-Tenor singen zu hören.»
So begann das Magazin «Stern» ein großes Portrait über den neuen Tenor-Superstar anlässlich der Aufführung von Verdis «La Traviata» bei den Salzburger Festspielen 2005 – jener Geburtsstunde des neuen Operntraumpaares Anna Netrebko und Rolando Villazón. Der Mitschnitt dieser heute schon legendären Aufführung ist längst erhältlich, eine zweite CD mit Opernduetten dieser beiden vielleicht meistumworbenen Sänger der Welt ist soeben erschienen.
Auch das Wiener Publikum durfte Rolando Villazón, der eigentlich Priester, Clown, Schauspieler oder Karikaturenzeichner am Pariser Montmartre, jedoch auf keinen Fall Tenor werden wollte, schon mehrfach feiern – das nächste Mal im Wiener Konzerthaus, wenn er gemeinsam mit keinem Geringeren als Daniel Barenboim am Klavier einen seiner derzeit noch seltenen Liederabende gibt.
Dienstag, 12. Juni, 19.30 Uhr, Großer Saal Messiaens „Turangalîla-Symphonie“
Radio-Symphonieorchester Wien Bertrand de Billy
Roger Muraro Klavier Valérie Hartmann-Claverie Ondes Martenot
Olivier Messiaen: „Turangalîla-Symphonie“ für Klavier, Ondes Martenot und Orchester
Erst drei Mal wurde Olivier Messiaens in der Realisation aufwendige „Turangalîla-Symphonie“, ein zehnsätziges symphonisches Riesengebilde, im Wiener Konzerthaus aufgeführt: 1955, 1991 und 2004.
Das Werk ist monströs, irrlichternd, orgiastisch – wie eine riesige Filmmusik zu einem Streifen, der erst noch gedreht werden müsste, im Jenseits vermutlich, jedenfalls nicht auf dieser irdischen Welt. Vor allem aber: Olivier Messiaens selten zu hörende «Turangalîla-Symphonie» für Klavier, Ondes Martenot und großes Orchester ist eine mitreißende, vor entfesselter Rhythmik nur so strotzende Klangwolke, die in der symphonischen Literatur ihresgleichen sucht.
Kaum jemand kann sich dieser persönlichen, suggestiven, klangsinnlichen Tonsprache, die Messiaen gerade in diesem Werk anschlägt, entziehen, denn fernöstliche Einflüsse mischen sich hier mit europäisch-mittelalterlicher Philosophie und – wie häufig bei Messiaen – mit religiösen Ideen und einem ganzen Reservoir an Vogelstimmen.
Der Titel «Turangalîla» stammt aus dem Sanskrit und hat mehrere Bedeutungen, unter ihnen «Gesang der Liebe» und «Hymne an die Freude». Tatsächlich sind Liebe und Freude die Fixpunkte des Werks – Liebe in allen Ausprägungen von sinnlichem Genuss bis hin zu spiritueller Verzückung, und, mit den Worten des Komponisten, «eine übermenschliche, überschäumende, blendende und maßlose Freude».
Diese Freude überträgt sich fast subkutan auf die Hörer, die es bei Aufführungen regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hinreißt. So auch sicherlich, wenn das RSO Wien unter der Leitung seines Chefdirigenten Bertrand de Billy Messiaens opulentes Werk im Großen Saal des Wiener Konzerthauses zu Gehör bringen wird.
Montag, 18. Juni, und Dienstag, 19. Juni, 19.30 Uhr, Großer Saal Mahler “Symphonie der Tausend”
Wiener Symphoniker Wiener Singakademie Slowakischer Philharmoniker Chor Knabenchor Bratislava Fabio Luisi Dirigent
Susan Anthony, Sopran / Magna Peccatrix Anne Schwanewilms, Sopran / Una Poenitentium Sandra Trattnigg, Sopran / Mater Gloriosa Jane Henschel, Alt / Mulier Samaritana Antigone Papoulkas, Alt / Mulier Aegyptiaca Klaus Florian Vogt, Tenor / Doctor Marianus Roman Trekel, Bariton / Pater Ecstaticus Jacques-Greg Belobo, Baß / Pater Profundus
Gustav Mahler Symphonie Nr. 8 “Symphonie der Tausend”für drei Sopran- und zwei Alt-Soli, Tenor-, Bariton- und Baß-Solo, Knabenchor und zwei gemischte Chöre sowie großes Orchester (1907)
„Ich habe nie etwas Ähnliches geschrieben", so Gustav Mahler 1906, nach achtwöchiger Arbeit an seiner achten Sinfonie an Richard Specht, "es ist im Inhalt und im Stil etwas ganz anderes als alle meine anderen Arbeiten, und es ist gewiss das Größte, was ich je gemacht habe".
In der Tat ist vieles ungewöhnlich an diesem gewaltigen Werk, das mit 858 Sängern und 171 Instrumentalisten unter dem Dirigat des Komponisten am 12. September 1910 in München uraufgeführt wurde, acht Monate vor dessen Tod. Dem Wort und der menschlichen Stimme - für Mahler "das schönste Instrument, das es gibt" - fallen ungewöhnlich großes Gewicht zu. Dabei ist die Stimme "nicht nur Klang, sondern der Träger des dichterischen Gedanken".
Mahler dazu warum er einen lateinischem Hymnus mit einer deutschen Dichtung zu verbinden: "Die Anachoretenszene (Schlussszene des 2. Teil des ´Faust´ ) und den Schluss mit der Mater glorioso zu komponieren (...) war schon lange meine Sehnsucht. Da fiel mir zufällig ein altes Buch in dei Hände und ich schlage den Hymnus ´Veni, creator spiritus´ auf - und wie mit einem Schlage steht das Ganze vor mir..."
1989 wurde das monumentale Werk zuletzt im Wiener Konzerthaus aufgeführt, nun stehen zwei denkwürdige Konzerte mit den Wiener Symphonikern unter ihrem Chefdirigenten Fabio Luisi bevor – ein Höhepunkt zum Ende der Saison.