HAGEN – 19. Mai 2014. Thailand ist wieder in aller Munde – gerade musste die Ministerpräsidentin zurücktreten, Neuwahlen sind für Juli geplant. Niemand kann genau sagen, wohin der Weg führt. Was bedeutet die Lage für das Reiseziel? Ein Interview mit Peter Kaudelka, der schon über zehn Jahre in Thailand lebt. Der gebürtige Hagener betreibt mit seiner Frau Nan die Agentur Ancient Thai Travel und ist seit 1993 Reiseleiter von Wikinger Reisen.
Was spüren Reisende von der aktuellen Lage?
In den meisten Regionen ist überhaupt nichts zu spüren. Wir waren in den letzten Monaten mit knapp 20 Wikinger-Gruppen im Land unterwegs – ich komme gerade von einer Reiseleitung zurück. Die Kundgebungen finden nur auf dafür ausgewiesenen Demonstrationsflächen statt, dort gehen wir natürlich nicht hin. Unsere Gäste erleben den ganz normalen Alltag, auch in Bangkok. Den meisten Menschen im Land ist es wichtig, dass der Tourismus, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, ungestört weiterläuft.
Wie informieren Sie sich über die aktuelle Lage in den unterschiedlichen Regionen?
Meine Frau hat Familie im ganzen Land, sodass wir sofort Informationen aus erster Hand haben. Darüber hinaus ist Thailand technisch bestens ausgerüstet – auch tief im Urwald hat man in der Regel eine Internetverbindung. Bei Bedarf könnten und würden wir sehr schnell reagieren – Sicherheit hat oberste Priorität. Fakt aber ist, dass das gar nicht nötig ist: Die Unruhezonen sind sehr begrenzt und für Touristen stellt das keine Einschränkung dar.
Wie reagieren Urlauber auf die politische Situation?
Sehr unterschiedlich. Manche sind interessiert an der Entwicklung, andere stärker auf das Erlebnis Thailand konzentriert. Sie wollen aktiv Natur und Kultur erleben, Traumstrände und Küche genießen. Und das bietet Thailand genau so wie immer.
Seit über zehn Jahren leben Sie in Thailand – was fasziniert Sie an diesem Land?
Reist man von Deutschland aus dorthin, meint man auf einem anderen Planeten zu landen. Reist man z. B. von Nepal aus nach Thailand, glaubt man in Europa zu sein. Thailand ist sehr asiatisch, aber in Bezug auf Infrastruktur und gesellschaftliches Leben auf europäischem Standard. Extrem sauber, hoch entwickelt und technisiert. Ein Land in dynamischer Aufbruchsstimmung. Und gleichzeitig ist Thailand zutiefst „es selbst“: typisch und freundlich, mit traditioneller Küche und einer grandiosen, meist intakten Natur. Das Land hat über 70 Nationalparks. Wir machen mit Wikinger Reisen zurzeit fünf aktive Erlebnisreisen, dazu kommen zwei Rad-Programme – eines davon im Süden. Und planen für 2015 gerade wieder eine neue Tour.
In welchen Regionen sind Sie am liebsten?
Ich lebe in Krabi – eine der kleinsten Provinzen im Süden an der Küste der Andamensee. Und meiner Meinung nach die schönste. Kaum vier, fünf Kilometer vor der Haustür habe ich unberührte Natur und die schönsten Strände. Aber ich mag auch die Gegend am bekannten River Kwai im Westen und die nördlichen Provinzen Chiang Mai und Uthai Thani mit ihren beeindruckenden Landschaften. Mit unseren Gästen sind wir natürlich auch im Nationalpark Khao Yai, der UNESCO-Weltnaturerbe ist. Urlauber merken in all diesen Regionen nichts von der aktuellen politischen Situation. Auf sie wartet einfach ein großartiges Natur- und Kulturerlebnis.