Internationale Vielfalt an der Spitze
Eine Newcomerin unter den Weinnationen der Welt machte bei der viertägigen Verkostung Furore: China. Gleich vier der 49 mit Großes Gold prämierten Weine stammen aus der Volksrepublik, die mit sieben Weingütern und 17 Positionen zum ersten Mal beim internationalen bioweinpreis vertreten war. So erzielte das chinesische Weingut Chateau Ningxia Saint Louis Ding in der Kategorie Rotwein mit seinem oxidativ ausgebauten 2013er Cabernet Sauvignon Dry Red Wine 99 PAR-Punkte. Mit 98 Punkten folgt dicht dahinter der reduktiv, in Stahltank und Barrique ausgebaute 2010er D’Erasmo – eingereicht vom italienischen Weingut Nifo Sarrapochiello Lorenzo. Aus der Pfalz kommt mit 97 PAR-Punkten ein oxidativ ausgebauter Spätburgunder, der zeigt, was die Sorte in sich hat: Der 2014er Spätburgunder Edition Papillon vom Bioland-Weingut Schwarztrauber.
In Sachen Weißwein liegen dieses Jahr mit 98 Punkten das spanische Weingut Vinedos Ruiz Jimenez S.L., mit dem in Barrique ausgebauten 2014er Osoti Tempranillo Blanco, sowie der Biohof Fischer in Österreich, mit dem reduktiv im Stahltank ausgebauten 2015er Rosengarten Traisental DAC, vorn. In die Riege der mit 97 Punkten bewerteten Weine fallen auch zwei Erzeugnisse aus der immer stärker vertretenen PIWI-Rebsorte Souvignier Gris: Die 2015er Souvignier Gris Spätlese vom württembergischen Schlossgut Hohenbeilnstein – reduktiv in Edelstahl und Barrique ausgebaut – und der oxidativ in Edelstahl und Barrique ausgebaute 2015er Handwerk Weiss vom Weingut Roland & Karin Lenz in der Schweiz.
Als einziger Roséwein wurde der 2015er Regent vom Weingut Sedlescombe Organic Vineyard mit 97 Punkten und Großem Gold ausgezeichnet – ein halbtrockener, reduktiv vergorener PIWI-Rosé aus Großbritanniens Südosten.
Aus Italien stammt der 2015er 97-Punkte-Schaumwein Fior D’Arancio aus 100 Prozent Moscatel und ist damit ebenfalls der einzige seiner Kategorie im Bereich Großes Gold.
Bei den Süßweinen kommen gleich drei alte Bekannte des internationalen bioweinpreises auf 99 Punkte: die italienische Fattoria La Vialla mit dem Barrique-ausgebauten 2012er Vin Santo del Chianti DOC, die spanischen Bodegas Robles mit dem 2015er Piedra Luenga Bio PX aus dem Stahltank und das fränkische Weingut am Stein mit der 2015er Randersackerer Pfülben Riesling Auslese, ebenfalls aus dem Stahltank.
Traditioneller Ausbau und moderne Stilistik
Eine Tendenz, die sich während der vier Verkostungstage abzeichnete, zeigt sich im Zuwachs der traditionell arbeitenden Betriebe, die mit mehr Luftzuarbeit, Spontanvergärung und Minimalismus im Keller arbeiten, was weniger fruchtige, dafür komplexere Weine hervorbringt. So hat sich auch in diesem Jahr die PAR-Verkostung nach Stilistik bewährt, die jeden Wein individuell nach seiner Machart analysiert und den jeweiligen handwerklichen Prozessen Rechnung trägt.
Am Beispiel China zeigt sich die Stärke der Methode: Die Verkoster waren hier mit deutlich oxidativ vergorenen, aber keineswegs oxidierten Weinen konfrontiert, deren Geschmacksbild sich stark von europäischen „Normen“ abhebt, dafür aber genau denen ihres Herkunftslandes entspricht. Unabhängig von den Vorlieben der Verkoster und mit dem Wissen, dass China fast ausschließlich für den eigenen Markt produziert, wurden die oftmals enorm dichten und komplexen Weine im Hinblick auf handwerkliches Können und saubere Arbeit in Weinberg und -keller bewertet. Dank ihres Trainings erkennen die PAR-Fachleute zum Beispiel mikrobiologische Belastung, flüchtige Säure oder Acetaldehyd im Wein, die ab einer gewissen Intensität als handwerkliche Fehler erkannt und entsprechend der Stilistik eingeordnet werden.
Auch im modernen Bereich fokussieren die Winzer in der Spitze hohe Intensitäten, jedoch nicht mit überextrahierten Weinen; vielmehr werden mit kleinen Alkoholwerten Extrakt-dichte Weine bereitet, die mit differenziertesten, langanhaltenden und dynamisch wirkenden Fruchtaromen begeistern.
Starker Nachwuchs
Ebenfalls erwähnenswert ist der starke internationale Nachwuchs, der den etablierten Biobetrieben mit unkonventionellen Ausbaumethoden und Stilen ein Pendant bietet, wie zum Beispiel der Australier Steve Lubiana, der sich in Tasmanien bereits einen Namen als innovativer Jungwinzer mit großem Potential gemacht hat. Er arbeitet streng nach biodynamischen Richtlinien; produziert handwerklich und in kleinen Mengen. Wie er haben viele kleine Produzenten, die nicht auf die Marketingwirkung einer Medaille angewiesen sind, ihre Weine zur Prämierung eingereicht. Ihnen geht es speziell um die Einschätzung der PAR-Verkoster und um die Verwertbarkeit der Analyse im Qualitätsmanagement – ein Nutzen, der den PAR-Prämierungen mittlerweile zu weltweiter Anerkennung verholfen hat.
Etablierte PIWIs
Gut etabliert sind mittlerweile die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten – kurz PIWIs. Verkostungsleiter Martin Darting sieht in ihnen die logische Konsequenz für den Bioweinbau – gerade im Hinblick auf die aktuellen Wetterverhältnisse und den wachsenden Peronospora-Druck in den Weinbergen: „Die PIWIs sind gerade aus dem Bioweinbau nicht mehr wegzudenken. Wo andere über die Lockerung der Pflanzenschutzrichtlinien nachdenken müssen, können sich PIWI-Winzer in unbeständigen Jahren relativ entspannt auf die weitgehende Pilzresistenz ihrer Rebstöcke verlassen. Das spart nicht nur Zeit und Geld; es ist auch für das Ökosystem Weinberg eine enorme Erleichterung – ein Aspekt, der im Zuge des Klimawandels immer mehr an Bedeutung gewinnt.“
Der internationale bioweinpreis ist eine der größten Bioweinprämierungen weltweit. Das vollständige Ranking sowie weitere Informationen gibt es unter www.bioweinpreis.de.
Hintergrundinformation:
Die Bewertung nach PAR®: Dank der Transparenz des international anerkannten sensorischen Prüfsystems PAR erhält jeder eingereichte Biowein eine nachvollziehbare und objektive Dokumentation seiner sensorischen und önologischen Eigenschaften, die immer in Bezug auf die jeweilige Originalität und Machart bewertet wird. Das PAR Training ermöglicht es der qualifizierten Jury aus Önologen, IHK geprüften Sommeliers und Weinfachberatern, jeden Wein neutral zu bewerten und persönliche Präferenzen oder vorgefertigte Meinungen bezüglich des „guten Geschmacks“ von der Bewertung auszuschließen. Im Kontext moderner Önologie erfahren neue, internationale Weinstile ebenso ihre Würdigung und Akzeptanz, wie traditionell erzeugte Weine. Neben der Aufmerksamkeit, die der Weinpreis mit sich bringt, schätzen viele Erzeuger die aufschlussreichen Analysen, die der PAR-Bewertung zugrunde liegen. Sie zeigen genau, welche Kriterien zum jeweiligen Ergebnis geführt haben und liefern wertvolle Informationen für das Qualitätsmanagement der Betriebe. Das System garantiert eine objektive Bewertung im 100-Punkte-Schema, die auf einer nachvollziehbaren Dokumentation beruht.