Mit 170 eingereichten Weinen ist Deutschland das am stärksten vertretene Weinland der Herbstverkostung 2021, gefolgt von der Schweiz, Italien, Österreich und Dänemark. Gemessen an der Zahl der Großes-Gold-Medaillen setzen sich mit 15 von 37 vergebenen Top-Wertungen dann auch Deutschlands PIWI-ErzeugerInnen an die Spitze, gefolgt von der Schweiz mit 5 sowie Österreich und die Tschechische Republik mit jeweils 4 Großes-Gold-Medaillen. Ebenfalls ganz vorne dabei sind PIWIs aus Italien, Dänemark, Polen, Bulgarien und der Slowakei.
Deutschlands PIWI-WinzerInnen erzielen 15-mal Großes Gold, 71-mal Gold, 75-mal Silber und 9 Empfehlungen
Unter den insgesamt 15 Großes-Gold-Wertungen aus Deutschland befindet sich mit 98 Punkten auch einer der Gesamtsieger des Rankings: der im Stahltank vergorene 2020er Heppenheimer Stemmler Souvignier Gris Eiswein von der Bergsträßer Winzer eG an der Hessischen Bergstraße. Sie lieferte auch einen der beiden zweitbesten Dessertweine des Rankings, mit je 96 Punkten: den 2020er Heppenheimer Stemmler Souvignier Gris Eiswein edelsüss aus reduktivem Stahltankausbau. Gleichauf liegt die im Stahltank ausgebaute 2019er Muscaris Auslese edelsüß vom Ökologischen Wein- und Sektgut Norbert Helde am badischen Kaiserstuhl.
In der Kategorie Rotwein teilen sich das Siegertreppchen mit je 97 Punkten der in Holzfass und Barrique vergorene 2018er Cabertin vom Thüringer Weingut Bad Sulza in der deutschen Weinregion Saale-Unstrut und der 2019er Regent trocken vom Wein- und Sektgut Schweigler – ausgebaut in Stahltank und Holzfass im badischen Markgräflerland. Dicht dahinter folgen, mit je 96 Punkten, die im Holzfass ausgebaute 2019er AUFTAKT Monarch Reserve vom Weingut Abthof in Rheinhessen und der 2016er cabernet cortis vom Weingut Schappert an der Nahe, ebenfalls im Holzfass vergoren.
In der Kategorie Weißwein wurden acht deutsche PIWIs mit je 96 Punkten und Großes Gold ausgezeichnet. Das sind, aus Württemberg, der traditionell in Holzfass und Barrique ausgebaute 2020er Don ́t call me ORANGE vom BioWeingut Weinreuter und die 2020er UNKAPUTTBAR Kontessa von Weingut und Edelbrennerei Gemmrich, ein Bronner aus Stahltankausbau. Aus Rheinhessen kommen der 2020er EDITION G&M Sauvignac trocken und die 2020er EDITION G&M Cabernet Blanc trocken – beide biologisch und vom Weingut Machmer reduktiv im Stahltank vergoren – ebenso wie die 2020er Muscaris Spätlese von Theos WeinundGut aus reduktivem Stahltankausbau. Ebenso 96 Punkte erzielte die 2020er FEODORA, aus biologisch angebauten Sauvignac-Trauben traditionell in Holzfass und Barrique spontanvergoren vom Weingut Galler in der Pfalz. Großes Gold aus Niedersachsen kommt mit dem 2020er Phoenix aus reduktivem Stahltankausbau vom Bioweingut WITT – der Wein aus der Lüneburger Heide; und vom badischen Kaiserstuhl mit der 2020er Muscaris Auslese, vom Weingut Jürgen Walz biologisch angebaut und reduktiv im Stahltank vergoren.
Die PIWIs, das Handwerk und die neue Sparte ‚Naturwein‘
Wie es bei einer reinen PIWI-Qualitätsprüfung naheliegt, war auch bei der diesjährigen Verkostung die Klimakrise, und die Frage, wie ihr in Weinberg und Keller zu begegnen ist, eines der Top-Themen. Denn während die PIWIs in nassen Jahren, wie 2021, mit weitaus weniger Pflanzenschutz auskommen als andere, weisen auch sie in heißen, trockenen Jahren, wie 2020, andere sensorische Eigenschaften auf, als das in der modernen Stilistik gemeinhin erwünscht ist. Ob hier der Weg des technisch Machbaren zur Beibehaltung gewohnter Stile gewählt wird oder ob neue Weintypen zugelassen und handwerklich zur Vollendung gebracht werden, ist eine Entscheidung, deren Ergebnisse von den JurorInnen immer wieder mit Spannung verfolgt werden.
Eine überaus interessante Rolle kommt in dieser Hinsicht auch den Naturweinen zu, die bei den WINE SYSTEM Verkostungen seit Kurzem eine eigene Sparte haben, nach der sich das Online-Ranking auch filtern lässt. Voraussetzungen für die Zugehörigkeit: die Trauben müssen mindestens EU-Bio-zertifiziert sein und es gilt der Grundsatz „nichts rein, nichts raus“ – was insbesondere bedeutet, dass keine SO2 Gaben erlaubt sind.
WINE SYSTEM-Vorständin Brigitte Wüstinger zum Thema PIWI und Naturwein: “Gerade bei den PIWIs, die noch nicht so sehr auf ihre sortenspezifischen Geschmacksprofile festgelegt sind, wie etwa ein Riesling, stellen wir immer wieder fest, wie sehr es sich auszahlen kann, stilistisch offen zu sein und mit dem zu arbeiten, was die Natur im jeweiligen Jahr vorgibt. Bestes Beispiel sind die Naturweine des aktuellen Rankings. Von den 14 Positionen, die unsere Definition des Begriffs erfüllen, wurden beachtliche 4 mit Großes Gold ausgezeichnet, darunter einer der 98-Punkte-Gesamtsieger: der 2020er Souvignier gris Amphore vom Bio-Weingut Frühwirth in Niederösterreich.“ Verkostungsleiter und Vorstand Martin Darting weiter: „Wenn wir als Jury nach elf Jahren ein Fazit formulieren müssten, würde es wohl in etwa so lauten: Mit Blick auf die klimatischen Veränderungen, die uns in den kommenden Jahrzehnten erwarten dürften, spricht im Grunde alles für die Kombination aus PIWI und ökologischem Weinbau – und wenig bis gar nichts dagegen. Denn dass sie, in Kombination mit gutem Handwerk, absolute Top-Weine hervorbringt, das hat die Verkostung 2021 wieder eindrücklich bewiesen.“
Ergänzende Informationen
*) Für die Verkostung zum International PIWI Wine Award 2021 ist ein kleiner Teil der Jury (unter Einhaltung aller Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen) in Präsenz und die Mehrzahl der VerkosterInnen virtuell zusammengekommen. Die eingereichten Weine wurden den PAR® Certified Masters nach klimatischen, stilistischen und analytischen Parametern thematisch zugeordnet, anonymisiert und nummeriert, bevor sie vor Ort entpackt und den JurorInnen in festgelegter Reihenfolge präsentiert wurden. Wie in der PAR®-Methodik vorgesehen, agierten die PrüferInnen auch online in Zweierteams, die jeden Wein zunächst separat verkosten, bevor das Ergebnis diskutiert und erst nach Erreichen eines Konsenses festgehalten wird.
PIWI International fördert den Informationsaustausch zwischen Forschungsanstalten, ZüchterInnen, RebveredlerInnen, sowie den AnbauerInnen von PIWI-Reben. In den letzten Jahren haben zahlreiche pilzresistente Rebsorten Eingang in die Praxis gefunden, einige davon erst versuchsweise. Seitens der WinzerInnen besteht ein großer Informationsbedarf über diese Rebsorten. Dazu gehören ausführliche Beschreibungen ihrer Eigenschaften, Anleitungen für die optimale Weinbereitung, Degustationen, Diskussion von Vermarktungsfragen und Information der VerbraucherInnen. Neben der Durchführung von Tagungen und regionalen Arbeitskreisen ist die Initiierung des jährlichen internationalen PIWI Weinpreises wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen von PIWI International. Präsident: Alexander Morandell. office@piwi-international.de.
Die Bewertung nach PAR®: Dank der Transparenz des international anerkannten sensorischen Prüfsystems PAR® erhält jeder eingereichte Biowein eine nachvollziehbare und objektive Dokumentation seiner sensorischen und önologischen Eigenschaften, die immer in Bezug auf die jeweilige Originalität, Herkunft und Machart bewertet wird. Das PAR® Training ermöglicht es der qualifizierten Jury aus PAR® Certified Master – meist Önologen, IHK geprüfte Sommeliers und entsprechend qualifizierte Weinfachleute – jeden Wein neutral zu bewerten und persönliche Präferenzen oder vorgefertigte Meinungen bezüglich des „guten Geschmacks“ von der Bewertung auszuschließen. Im Kontext moderner Önologie erfahren neue, internationale Weinstile ebenso ihre Würdigung und Akzeptanz, wie traditionell erzeugte Weine. Aufgrund der reproduzierbaren und differenzierten Methodik, die der Verkostung zugrunde liegt, geht der Mehrwert des Wettbewerbs für die Teilnehmer weit über den reinen Marketingnutzen hinaus. Vielmehr sind die detaillierten PAR®-Bewertungsbögen ein valides Werkzeug für die Qualitätssicherung der Weinbaubetriebe.