Mit 253 eingereichten Weinen ist Deutschland das am stärksten vertretene Weinland der Frühjahrsverkostung 2021, gefolgt von Italien, Österreich und Spanien. Gemessen an der Zahl der Großes-Gold-Medaillen setzen sich mit 21 von 69 vergebenen Top-Wertungen erneut Italiens Bio-ErzeugerInnen an die Spitze, gefolgt von Deutschland mit 17, Österreich mit 13 und Spanien mit 11 Großes-Gold-Medaillen. Ebenfalls ganz vorne dabei sind Bioweine aus Argentinien, Frankreich, Kroatien, Südafrika, der Türkei und Ungarn.
Deutschlands Bio-WinzerInnen erzielen 17-mal Großes Gold, 120-mal Gold, 100-mal Silber und 15 Empfehlungen: Die beiden Spitzenwertungen in der Kategorie, mit je 97 Punkten, gehen an den oxidativ im Holzfass ausgebauten 2017er Spätburgunder Centgrafenberg Bürgstadt vom Weingut Hench in Franken sowie den 2016er Spätburgunder Prestige Schwarzkehlchen Landwein, mit Sauerstoffeintrag im Barriquefass spontanvergoren vom Weingut Höfflin am badischen Kaiserstuhl
In der Kategorie Weißwein erzielten die Bestplatzierten aus Deutschland je 97 Punkte: der modern im Stahltank spontanvergorene 2020er Weißer Burgunder Spätlese vom Weingut Fuchs-Jacobus an der Nahe, der 2020er Stülb – eine im Holzfass ausgebaute Cuvée aus Gelbem Muskateller und Muscaris von Stülb Weingut und Sectmanufaktur an der Mosel, die 2017er Mauchener Sonnenstück Gewürztraminer Spätlese – reduktiv im Stahltank ausgebaut vom Weingut Lämmlin-Schindler im badischen Markgräflerland und der oxidativ im Stahltank ausgebaute 2019er Gewürzschlawiner Cuvée Natür51 aus Müller-Thurgau und Gewürztraminer vom Winzerhof Lindner am badischen Kaiserstuhl.
Der beste deutsche Schaumwein stammt vom Weingut Jürgen Walz am Kaiserstuhl/Baden: der reduktiv im Stahltank ausgebaute 2020er Secco Muscaris Perlwein mit 96 Punkten.
In der Kategorie Dessertwein rangiert die Bestplatzierung mit 94 Punkten im Gold-Bereich – der reduktiv im Stahltank ausgebaute 2020er Gewürztraminer vom Weingut Christian Butz in der Pfalz.
Der 2020er „Lust auf Rosé“ – eine reduktiv im Stahltank ausgebaute Cuvée aus Spätburgunder, Regent und Cabernet Sauvignon vom Weingut Rieger in Baden – ist mit 92 Punkten und Gold der beste Deutsche unter den eingereichten Bio-Roséweinen.
„Agilität und Kommunikation sind die Schlüsselwörter“
Das Top-Thema der Frühjahrsverkostung 2021 waren erneut die Klimakrise und die unterschiedlichen Wege, ihr in Weinberg und -keller zu begegnen. Während viele Weingüter ihre bewährten Stile beibehalten konnten, teils mit großem Erfolg, zeichnet sich eine weitere kleine, aber bemerkenswerte Strömung ab. Verkostungsleiter Martin Darting hierzu: „Bioweinbau hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. Das bezieht sich in erster Linie auf Natur- und Klimaschutz, Förderung der Biodiversität, Bodengesundheit usw. Es gibt aber auch WinzerInnen, die diesen Nachhaltigkeitsbegriff ausdehnen und sich fragen: Was sind die neuen Bedingungen für mich und meine Reben? Und wie will ich ihnen jetzt und in Zukunft begegnen, um originale, ihre Herkunft zeigende Weine zu erzeugen? Aus der Beratungspraxis kann ich sagen, dass Agilität in allen Produktionsphasen und eine gute Kommunikation mit der Klientel hier die Schlüsselbegriffe sind. Zu welch überzeugenden Ergebnissen das führen kann, zeigen bereits mehrere Kandidaten aus der aktuellen Verkostung, wie etwa das Bioweingut Ollinger-Gelz von der Mosel, hier mit dem 2016er Spätburgunder Editon Klaus Gelz, die katalonischen Vins de Taller mit ihrem 2020er Blend PHLOX aus oxidativem Stahltankausbau oder Chateau Coronneau, das zu den Bio-Pionieren des Bordeaux gehört, hier mit dem 2019er Chateau Coronneau rouge aus traditionellem Holzfass- und Barriqueausbau.“
Um der stetig steigenden stilistischen Vielfalt der internationalen Biowein-Szene mit differenzierten Bewertungen begegnen zu können, arbeiten die PAR® Certified Master in der Jury, neben den gängigen Kategorien, wie Rot- oder Weißwein, seit jeher mit önologischen Parametern, wie Oxidation und Reduktion sowie Tradition und Moderne. Diese wurden bereits zur Frühjahrs-Edition 2020 um drei stilistische Unterkategorien erweitert, nach denen sich die Ergebnisse im Online-Ranking auch filtern lassen: Naturwein, Terroir-Wein und Extrakt-betonter Wein.
Das vollständige Ranking nebst Bewertungsbögen gibt es unter www.bioweinpreis.de.
Ergänzende Informationen
*) Für die Online-Verkostung zum internationalen bioweinpreis 2021 wurden den VerkosterInnen alle eingereichten Weine nach klimatischen, stilistischen und analytischen Parametern thematisch zugeordnet, anonymisiert und nummeriert, bevor sie vor Ort entpackt und den JurorInnen in festgelegter Reihenfolge präsentiert wurden. Wie in der PAR®-Methodik vorgesehen, agieren die PrüferInnen auch online in Zweierteams, die jeden Wein zunächst separat verkosten, bevor das Ergebnis diskutiert und erst nach Erreichen eines Konsens festgehalten wird.
Die Bewertung nach PAR®: Dank der Transparenz des international anerkannten sensorischen Prüfsystems PAR® erhält jeder eingereichte Biowein eine nachvollziehbare und objektive Dokumentation seiner sensorischen und önologischen Eigenschaften, die immer in Bezug auf die jeweilige Originalität, Herkunft und Machart bewertet wird. Das PAR® Training ermöglicht es der qualifizierten Jury aus PAR® Certified Master – meist Önologen, IHK geprüfte Sommeliers und entsprechend qualifizierte Weinfachleute – jeden Wein neutral zu bewerten und persönliche Präferenzen oder vorgefertigte Meinungen bezüglich des „guten Geschmacks“ von der Bewertung auszuschließen. Im Kontext moderner Önologie erfahren neue, internationale Weinstile ebenso ihre Würdigung und Akzeptanz, wie traditionell erzeugte Weine. Aufgrund der reproduzierbaren und differenzierten Methodik, die der Verkostung zugrunde liegt, geht der Mehrwert des Wettbewerbs für die Teilnehmer weit über den reinen Marketingnutzen hinaus. Vielmehr sind die detaillierten PAR®-Bewertungsbögen ein valides Werkzeug für die Qualitätssicherung der Weinbaubetriebe.