Mit 176 eingereichten Weinen ist Deutschland das am stärksten vertretene Weinland der Herbstverkostung 2020, gefolgt von Italien und Österreich. Gemessen an der Zahl der Großes-Gold-Wertungen setzen sich Italiens Bio-ErzeugerInnen deutlich an die Spitze. Sie dominieren mit 19 von 40 Spitzenwertungen, gefolgt von Deutschland und Spanien mit jeweils acht Großes-Gold-Medaillen. Ebenfalls in der Spitze vertreten sind Bioweine aus Australien, Südafrika, Österreich und Ungarn.
Von Handwerk bis Hightech: spannende Bandbreite an der Spitz
Die Höchstwertungen pro Kategorie: Mit 99 Punkten steht der stilistisch modern im Barriquefass ausgebaute 2012er Marche Rosso Igt 'Confusion' an der Spitze der Kategorie Rotwein. Die Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot stammt vom Weingut Terra Argillosa in der italienischen Region Marken. Ebenso 99 Punkte erreichte der 2013er Curato vom toskanischen Weingut Casa Lucii in der Kategorie Dessertwein – eine traditionell im Caratelli-Fass ausgebaute Cuvée aus Trebbiano und San Colombano. Bei den Weißweinen erzielte die traditionell in Barrique ausgebaute 2019er Cuvée Inanna White Wine aus den Rebsorten Verdejo, Sauvignon Blanc und Chardonnay 98 Punkte. Sie stammt von den Bodegas Parra Jimenez in der spanischen Region La Mancha. Die Höchstwertung unter den verkosteten Schaumweinen geht, mit ebenfalls 98 Punkten, an den modern ausgebauten 2019er Grillante Vino Spumante Grillo DOC BIO von der Cantine Europa sca auf Sizilien.
Deutschlands Bio-WinzerInnen erzielen 8-mal Großes Gold, 85-mal Gold, 74-mal Silber und 9 Empfehlungen:
Die Großes-Gold-Weine aus Deutschland, mit jeweils 96 Punkten, stammen in der Herbstverkostung 2020 aus den Kategorien Weiß- sowie Schaum- und Dessertweine. Das Weingut „Im Hagenbüchle“ aus dem württembergischen Remstal etwa, lieferte gleich zwei Spitzenkandidaten – beide aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten: Die stilistisch traditionell in Stahltank und Barrique ausgebauten 2018er Schnaiter Johanniter Spätlese und den 2019er Schnaiter Muscaris, eine reduktiv im Stahltank ausgebaute, moderne Auslese. Ebenfalls mit einem Piwi brilliert das sächsische Weingut Hoflößnitz: der reduktiv im Stahltank ausgebaute 2019er Cabernet Blanc erzielte ebenfalls 96 Punkte. Zwei weitere Top-Kandidaten stammen von der Mosel. Das Weingut Louis Klein erzielte mit seinem reduktiv ausgebauten 2019er Riesling ebenso Großes Gold, wie das Weingut Dr. Frey mit seinem Kanzemer Sonnenberg Alte Reben, einer reduktiv im Stahltank vergorenen Riesling-Spätlese. Und auch ein Orange Wein hat es an die Spitze geschafft: Die 2018er Faberrebe Orange vom Weingut Großmann an der Nahe, stilistisch traditionell, oxidativ im Stahltank vergoren.
Der einzige deutsche Großes-Gold-Schaumwein stammt vom biodynamischen Weingut Zähringer im badischen Markgräflerland: Der 2018er Crémant Baden Extra Brut wurde in Edelstahl und Barrique ausgebaut und in traditioneller Flaschengärung vollendet.
In der Kategorie Dessertwein ist das Bio-Weingut Dr. Frey erneut mit einem Riesling vertreten. Die 2019er Wawerner Jesuitenberg Auslese wurde stilistisch traditionell im Stahltank spontanvergoren und erhielt ebenfalls 96 Punkte.
Der Klassenbeste der Kategorie Rosé, auch auf internationaler Ebene, ist der reduktiv im Stahltank ausgebaute 2019er Schillerwein QbA trocken von der Lauffener Weingärtner eG in Baden-Württemberg. Er wurde mit 95 Punkten und somit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
„Flexibilität und Know-how werden immer wichtiger“
Ein Thema, das die Verkostung erneut stark prägte, sind die weltweiten Veränderungen für Weinberg und Rebe durch den Klimawandel. Verkostungsleiter Martin Darting hierzu: „Es ist immer wieder festzustellen, dass die vielbeschworene Rebsorten-Charakteristik unter den sich schnell veränderten Klimaausprägungen schwindet. Sogar Rot- und Weißweine zeigen bei vergleichbaren Klimadaten angeglichene Aromaausprägungen.“
Hinzu kommen die vielen unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten durch die Winzer beim An- und Ausbau ihres Weines. Hier konnte eindeutig unterschieden werden zwischen moderner Stilistik mit fruchtigen, klaren, brillanten Weinen ohne Anspruch an die Herkunft und solchen mit einer Terroir-betonten Stilistik.
Martin Darting weiter: “WinzerInnen weltweit stehen vor der Entscheidung, sich mit den neuen Bedingungen zu arrangieren und die veränderten Weinstile zuzulassen, oder die bewährte Typizität mit allen Mitteln der handwerklichen Önologie aufrecht zu erhalten. Das bringt jeweils sehr unterschiedliche Weintypen hervor. Wir stellen fest, dass sowohl im Weinberg als auch im Keller Flexibilität und Know-how immer wichtiger werden.“
Um der stetig steigenden stilistischen Vielfalt der internationalen Biowein-Szene mit differenzierten Bewertungen begegnen zu können, arbeiten die PAR® Certified Master in der Jury, neben den gängigen Kategorien, wie Rot- oder Weißwein, seit jeher mit önologischen Parametern, wie Oxidation und Reduktion sowie Tradition und Moderne. Diese wurden bereits zur Frühjahrs-Edition 2020 um drei stilistische Unterkategorien erweitert, nach denen sich die Ergebnisse im Online-Ranking auch filtern lassen: Naturwein, Terroir-Wein und Extrakt-betonter Wein.
Neu: Kostenfreies Online-Seminar für alle Teilnehmenden
Damit die ErzeugerInnen das Maximum an Information aus den detaillierten PAR®-Bewertungsbögen herausholen können, bietet die WINE System AG im Nachgang des Qualitätswettbewerbs ein kostenfreies Online-Seminar zum Thema „PAR®-Bogen auswerten“ an. Darin werden nicht nur die einzelnen Parameter sowie das Vorgehen der VerkosterInnen erklärt; es gibt auch praktische Impulse für die Anwendung der Erkenntnisse im eigenen Betrieb. Zwei Termine, jeweils in deutscher und englischer Sprache, stehen zur Auswahl.
Das vollständige Ranking nebst Bewertungsbögen gibt es unter bioweinpreis.de.
Ergänzende Informationen
*)Für die Online-Verkostung zum internationalen bioweinpreis 2020 wurden den VerkosterInnen alle eingereichten Weine nach klimatischen, stilistischen und analytischen Parametern thematisch zugeordnet, anonymisiert und nummeriert, bevor sie vor Ort entpackt und den JurorInnen in festgelegter Reihenfolge präsentiert wurden. Auch für die VerkosterInnen eine neue Situation, die dank definierter Verkostungsstandards dennoch die hohe Reproduktion der PAR® Ergebnisse erreichten. Wie in der PAR®-Methodik vorgesehen, agieren die PrüferInnen auch online in Zweierteams, die jeden Wein zunächst separat verkosten, bevor das Ergebnis diskutiert und erst nach Erreichen eines Konsens festgehalten wird.
Hintergrundinformation:
Die Bewertung nach PAR®:
Dank der Transparenz des international anerkannten sensorischen Prüfsystems PAR® erhält jeder eingereichte Biowein eine nachvollziehbare und objektive Dokumentation seiner sensorischen und önologischen Eigenschaften, die immer in Bezug auf die jeweilige Originalität, Herkunft und Machart bewertet wird. Das PAR® Training ermöglicht es der qualifizierten Jury aus PAR® Certified Master – meist Önologen, IHK geprüfte Sommeliers und entsprechend qualifizierte Weinfachleute – jeden Wein neutral zu bewerten und persönliche Präferenzen oder vorgefertigte Meinungen bezüglich des „guten Geschmacks“ von der Bewertung auszuschließen. Im Kontext moderner Önologie erfahren neue, internationale Weinstile ebenso ihre Würdigung und Akzeptanz, wie traditionell erzeugte Weine. Neben der Aufmerksamkeit, die der Weinpreis mit sich bringt, schätzen viele Erzeuger die aufschlussreichen Analysen, die der PAR®-Bewertung zugrunde liegen. Sie zeigen genau, welche Kriterien zum jeweiligen Ergebnis geführt haben und liefern wertvolle Informationen für das Qualitätsmanagement der Weine. Das System garantiert eine objektive Bewertung im PAR®-100-Punkte-Schema.