Mit 101 eingereichten Weinen ist Deutschland das am stärksten vertretene Weinland der Herbstverkostung 2021, gefolgt von Österreich, Italien und Spanien. Gemessen an der Zahl der Großes-Gold-Medaillen setzen sich mit 9 von 26 vergebenen Top-Wertungen dann auch Deutschlands Bio-ErzeugerInnen an die Spitze, gefolgt von Österreich mit 6 sowie Italien und Spanien mit je 3 Großes-Gold-Medaillen. Ebenfalls ganz vorne dabei sind Bioweine aus Australien, Argentinien, Dänemark, Frankreich und Portugal.
Deutschlands Bio-WinzerInnen erzielen 9-mal Großes Gold, 50-mal Gold, 37-mal Silber und 5 Empfehlungen
Mit je 98 Punkten gehen die drei Höchstwertungen der Herbstverkostung allesamt an deutsche ErzeugerInnen. So teilen sich in der Kategorie Weißwein das Siegertreppchen: der 2019er Weisser Burgunder ‚Hohe Setz‘ – vom fränkischen Öko-Weingut Zang traditionell im Tonneau-Fass spontanvergoren – sowie der reduktiv in Stahltank und Barrique ausgebaute 2020er Mauchener Sonnenstück Grauburgunder vom Weingut Lämmlin-Schindler in Baden. Bester und einziger Großes-Gold-Kandidat der Kategorie Rotwein ist der traditionell in Holzfass und Barrique ausgebaute 2017er Mauchen Spätburgunder „Alte Reben“, ebenfalls von Lämmlin-Schindler.
Der höchstplatzierte Roséwein der Verkostung ist, mit 91 Punkten und Gold, der 2020er Merlin Rosé vom württembergischen Weingut „Im Hagenbüchle“, ein stilistisch moderner, reduktiv im Stahltank ausgebauter Blend aus Blauem Zweigelt mit Pinotin, Trollinger, Muskattrollinger und Regent.
In der Kategorie Schaumwein erreicht die beste deutsche Einreichung 90 Punkte und ebenfalls Gold: Die 2020er Grüne Perle vom Weingut Reis-Oberbillig an der Mosel. Der moderne PIWI-Perlwein wurde aus Cabernet Blanc Reben gekeltert und reduktiv im Stahltank ausgebaut.
Hohes Gesamtniveau und „viel gutes Handwerk“
Insgesamt fiel die diesjährige Herbstverkostung des ORGANIC WINE AWARD INTERNATIONAL (früher internationaler bioweinpreis) mit einem hohen Durchschnittsniveau auf. So erzielten rund 59 Prozent der eingereichten Bioweine eine Wertung im Bereich Gold oder gar Großes Gold, was den Wert der Frühjahrsverkostung um 9 Prozentpunkte übersteigt. Gleichzeitig wurde nur ein Wein als fehlerhaft gemeldet.
Darüber hinaus gab es nicht nur quantitativ einen Zuwachs im Bereich Naturwein zu verzeichnen; die Positionen überzeugten auch qualitativ: Von 26 eingereichten Naturweinen erzielten 4 Großes Gold und 15 eine Goldmedaille. Verkostungsleiter und WINE SYSTEM Vorstand Martin Darting: „Das Spektrum der Naturweine wird immer spannender. Es ist deutlich sichtbar, wie die ErzeugerInnen an Know-how und Erfahrung dazugewinnen. Zugleich gibt es hier weder Standards noch Sortentypizitäten; so unterschiedlich sind die Stile. Zwei handwerklich herausragende Beispiele sind etwa der 2017er Reciso vom toskanischen Weingut Beconcini, ein Sangiovese aus traditionellem Zementfass-Ausbau, oder der 2020er Silvaner - ORANGE vom biodynamischen Weingut Brüder Dr. Becker am Rhein aus Holz- und Barriqueausbau.“
WINE SYSTEM Vorständin Brigitte Wüstinger weiter: „Auch in Sachen Terroir gibt es viel Bewegung in der Bioweinszene. Mit fein abgestimmten Maischestandzeiten und hoher Enzymaktivität bei hohen Hygienestandards und sinnvollen SO2 Gaben wurden hier tolle Ergebnisse erzielt. Ein handwerkliches Paradebeispiel aus dieser Riege ist etwa die reduktiv im Stahltank vergorene 2020er Erzinger Cuvée Weiß vom Weingut Gromann in Baden. Sie wurde aus den PIWI-Sorten Muscaris und Souvignier Gris gekeltert und erzielte im Ranking Großes Gold mit 96 Punkten.“
Differenzierte und nachvollziehbare Bewertungen – auch wenn es komplex wird
Um der stilistischen Vielfalt der internationalen Bioweinszene mit differenzierten Bewertungen begegnen zu können, arbeiten die PAR® Certified Master in der Jury, neben den gängigen Kategorien, wie Rot- oder Weißwein, seit jeher mit önologischen Parametern, wie Oxidation und Reduktion sowie Tradition und Moderne. Ebenso gibt es die stilistischen Unterkategorien Naturwein, Terroir-Wein und Extrakt-betonter Wein, nach denen sich die Ergebnisse im Online-Ranking auch filtern lassen.
Ergänzende Informationen
*) Für die Hybrid-Verkostung im Herbst 2021 war ein Teil der Jury der Verkostung erneut virtuell zugeschaltet. Die eingereichten Weine wurden den PAR® Certified Masters nach klimatischen, stilistischen und analytischen Parametern thematisch zugeordnet, anonymisiert und nummeriert, bevor sie vor Ort entpackt und den JurorInnen in festgelegter Reihenfolge präsentiert wurden. Wie in der PAR®-Methodik vorgesehen, agierten die PrüferInnen auch online in Zweierteams, die jeden Wein zunächst separat verkosten, bevor das Ergebnis diskutiert und erst nach Erreichen eines Konsenses festgehalten wird.
Die Bewertung nach PAR®: Dank der Transparenz des international anerkannten sensorischen Prüfsystems PAR® erhält jeder eingereichte Biowein eine nachvollziehbare und objektive Dokumentation seiner sensorischen und önologischen Eigenschaften, die immer in Bezug auf die jeweilige Originalität, Herkunft und Machart bewertet wird. Das PAR® Training ermöglicht es der qualifizierten Jury aus PAR® Certified Master – meist Önologen, IHK geprüfte Sommeliers und entsprechend qualifizierte Weinfachleute – jeden Wein neutral zu bewerten und persönliche Präferenzen oder vorgefertigte Meinungen bezüglich des „guten Geschmacks“ von der Bewertung auszuschließen. Im Kontext moderner Önologie erfahren neue, internationale Weinstile ebenso ihre Würdigung und Akzeptanz, wie traditionell erzeugte Weine. Aufgrund der reproduzierbaren und differenzierten Methodik, die der Verkostung zugrunde liegt, geht der Mehrwert des Wettbewerbs für die Teilnehmer weit über den reinen Marketingnutzen hinaus. Vielmehr sind die detaillierten PAR®-Bewertungsbögen ein valides Werkzeug für die Qualitätssicherung der Weinbaubetriebe.